Erlangen bleibt zuhause: Reisebüros haben es schwer

4.4.2020, 14:00 Uhr
Erlangen bleibt zuhause: Reisebüros haben es schwer

© Foto: Frank Rumpenhorst/dpa

Im TUI-Reisecenter in der Nürnberger Straße zum Beispiel werden zurzeit alle Reisen bis zum 3. April storniert. Osterurlaub fällt aus. "Wir haben momentan auch keinerlei Neubuchung", sagt eine Mitarbeiterin. Die Krise "trifft jeden".



Auch beim Reisebüro Dr. Krugmann sind keine Neubuchungen eingegangen. Die bereits gebuchten Oster-Reisen werden kostenfrei storniert. "Es gibt aber auch Kunden, die noch abwarten, wie sich die Lage bei Corona entwickelt", heißt es am Telefon. Niemand wisse, wie sich die Pandemie entwickelt.

Auch innerdeutsche Reisen sind größtenteils abgesagt. So wollte zum Beispiel eine Familie über Ostern nach Berchtesgaden fahren. Der Vermieter der Ferienwohnung wandelte die bereits getätigte Anzahlung in einen Gutschein um, in der Hoffnung die Coronakrise ist in absehbarer Zeit vorbei.

Allerdings warnt Dr. Krugmann-Geschäftsführer Christian Riedl davor, sich von "einigen Reiseveranstaltern" Gutscheine oder "kostenlose Umbuchungen" aushändigen zu lassen. Denn, so Riedl: "Die Gefahr für die Kunden ist, dass bei einer Insolvenz das bezahlte Geld weg ist."

Gerade, wenn durch Werbung suggeriert werde, dass die Reise doch noch angetreten werden kann, sei es möglich, dass dadurch "ein massiver finanzieller Schaden" drohe. Denn die Ausstellung von Gutscheinen oder Umbuchungen diene Reiseveranstaltern nur zur "Sicherung deren Liquidität".

Riedl warnt ausdrücklich davor, sich so abspeisen zu lassen, denn das Risiko trage bei einer Insolvenz des Reiseveranstalters ausschließlich der Kunde.

Unabhängige Reisebüros befinden sich in der Coronakrise in einer Zwickmühle. Bisher war es so, dass die Reisebüros die Anzahlung von Kunden anteilig an ihre Vertragspartner weiterleiteten. Ihnen blieb die Vermittlungsgebühr. Wenn jetzt die Vorauszahlungen erstattet werden müssten, blieben die Reisebüros auf den bereits geleisteten Zahlungen sitzen. Reisekonzerne wollen aber mit Gutscheinen Liquiditätsabfluss verhindern, weil sonst massenhaft Insolvenzen drohen.

Christian Riedl muss zurzeit an vielen Fronten kämpfen. Die Auseinandersetzung mit der Stadt Erlangen kann er gerade nicht so gut gebrauchen. "Aufgrund der staatlich verordneten Schließung unseres Ladenlokales, das wir noch in Erlangen haben, habe ich meine Jahresgebühr von 40 Euro für meinen Katalogständer vor meiner Türe gekündigt", sagt er. In einem Schreiben bot ihm die Stadt die anteilige Rückerstattung von 31,67 Euro an.

"Es geht hier nicht um das Geld, es geht um das Signal und die Einstellung der Stadt, die einfach nicht zum Zeitgeschehen passt", schimpft Christian Riedl. Es könne zwar sein, dass sich die Erstattung der Gebühren ändere, solange das aber noch nicht geschehen sei, aktuell würde noch § 7 der Sondernutzungsgebührensatzung gelten. Da eine Nutzung der Sondernutzungsfläche vor Inkrafttreten der Allgemeinverfügung bereits 2,5 Monate möglich war, erfolgte die Rückzahlung deshalb zunächst nur anteilig.

"Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass die einzelnen Sachbearbeiter sich bis auf Weiteres nach den Satzungen der Stadt Erlangen richten müssen", so die städtische Mitteilung. "Andere Städte bieten schon kostenlose Marketinghilfen und Kampagnen und Kostenersparnisprogramme den Gewerbetreibenden, zum Beispiel Stromvergünstigungen, oder Aussetzen von Gebühren", sagt Christian Riedl. Generell vermisst er in der Stadtverwaltung in Zeiten wie diesen "fehlende Empathie und Fingerspitzengefühl".

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