Erlangen: Britische Corona-Mutante nimmt zu

13.3.2021, 11:30 Uhr
Erlangen: Britische Corona-Mutante nimmt zu

© Peter Endig, dpa

Von Mittwoch (10. März 2021) auf Donnerstag (11. März) waren es laut RKI in Erlangen und Erlangen-Höchstadt noch jeweils 31 neu registriere Corona-Infektionen und damit eine Sieben-Tage-Inzidenz auf 100 000 Einwohner von 54,2 bzw. 53,2.

Am Freitag (12. März) sieht die Momentaufnahme anders aus: Da listet das Robert Koch-Institut (RKI) mit jeweils null registrierten Neuinfektionen eine Sieben-Tage-Inzidenz von 47,1 bzw. 46,6 auf, die Zahlen sind also wieder zurückgegangen. Am Sonntag (14. März 2021) indes lag die Sieben-Tage-Inzidenz bei 63,1. 

Noch vor einigen Tagen bewegten sich die Erlanger Zahlen rund um den 30er-Bereich, also unter 50, was dazu führte, dass in der Stadt seit Montag die Läden großzügiger geöffnet sind als in anderen Kommunen der Region.

Genaue Gründe für die sprunghaften und schwankenden Zahlen lassen sich schwer ausmachen. Daher lässt sich ein kausaler Zusammenhang zwischen Lockdown-Lockerungen und Covid-Zahlen (bislang) nicht herleiten. Stadt, Landkreis und auch Uniklinik hatten auf Nachfrage auf Verzögerungen bei den Meldungen ans RKI oder auch einen notwendigen zeitlichen Abstand zwischen Infektion und Feststellung durch einen Test verwiesen.

"Warum der Inzidenzwert von einem Tag auf den nächsten in Erlangen von 31,1 auf 54,2 gestiegen ist, darüber können wir nur spekulieren", betont dann auch der Sprecher der Uniklinik, Johannes Eissing auf Anfrage erneut. Denkbar sei ein statistischer Fehler, eine Nachmeldung, ein lokaler Corona-Ausbruch oder ein ganz außergewöhnliches Phänomen, sagt er und fügt an: "wobei Letzteres sehr unwahrscheinlich ist".

Die Effekte der Lockdown-Lockerungen ließen sich nicht so richtig vorhersagen. Doch noch könnten sich die Öffnungen vom Montag nicht auf die aktuellen Zahlen auswirken.

Am Freitag, 12. März, wurden derweil im Uni-Klinikum insgesamt 28 Patienten mit Covid-19 stationär behandelt, davon elf Patienten auf einer Intensivstation. Vor einer Woche waren es noch drei Patienten mehr.

Was sich aber auch im Erlanger Universitätsklinikum zeigt: Die Corona-Mutanten werden mehr. "Wie in ganz Deutschland nimmt auch die britische Variante in Erlangen zu", erläutert der Sprecher, "Erlangen liegt auf keiner Insel".

Das bekräftigt der Direktor des Virologischen Instituts des Universitätsklinikums, Prof. Klaus Überla. Demnach haben er und sein Team in den zurückliegenden zwei Wochen bei 13 von 35 Neuinfektionen die britische Mutante festgestellt; in der Kalenderwoche 9 kamen auf 22 Neuinfektionen acht britische Mutanten, in der ablaufenden Wochen auf 13 Neuinfektionen fünf britische Mutanten.

Insgesamt haben die Erlanger Experten zwischen 1. und 10. März 2021 von 39 auswertebaren Proben 14 mit der britischen Variante gefunden, das sind 36 Prozent. Südafrikanische oder brasilianische Varianten waren bisher nicht darunter. 

Doch wie erfährt man überhaupt von den Mutationen? "Alle Covid-Erstdiagnosen werden in einem mehrstufigen Verfahren auf neue Virusvarianten hin untersucht", erklärt Überla diesem Medienhaus.

Komplette Entschlüsselung

Einen ersten Verdacht auf eine neue Virusvariante aus den Laboruntersuchungen erhalte die Klinik innerhalb von zwei Tagen nach der Covid-19 Diagnose, die Bestätigung der neuen Variante dauere eine Woche, die komplette Entschlüsselung von deren Erbgut könne innerhalb von zwei Wochen erfolgen.

Bei der von den Virusvarianten ausgehenden Gefahr müsse man unterscheiden, sagt der Experte. "Eine kürzlich veröffentlichte britische Studie spricht dafür, dass auch die Sterblichkeit nach Infektion mit der britischen Variante höher ist als nach Infektion mit der bisher zirkulierenden Variante."  Die höhere Übertragungsrate der Virusvarianten mache es aber schwieriger, die Virusausbreitung auf Bevölkerungsebene zu kontrollieren.

Das kann im schlimmsten Fall womöglich durch weitere Öffnungen noch forciert werden. Noch gelten in Erlangen ja etwas freizügigere Regelungen als in anderen Städten und Gemeinden der Umgebung.

Shoppen mit Termin

Denn anders etwa als in Nürnberg, wo im Einzelhandel mit "Click and meet" nur Shoppen mit Termin möglich ist, sind in Erlangen etliche Geschäfte geöffnet. Das bleibt, bis der Sieben-Tage-Inzidenzwert von 50 an drei Tagen nacheinander überschritten wird.

Dann wäre unter anderem, siehe Nürnberg, Einkaufen eben nur zu einer vereinbarten Uhrzeit möglich. Auch die Kundenanzahl in den Geschäften ist strenger reglementiert und reduziert. Doch noch ist es in Erlangen nicht soweit, zumindest am Freitag waren die Zahlen wieder rückläufig.

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