Erlangen: Das kleine Museum zur Bergkirchweih

1.6.2020, 14:13 Uhr
Erlangen: Das kleine Museum zur Bergkirchweih

© Harald Hofmann

"Nur ein einziges Mal hat es meine Frau geschafft, mich Pfingsten aus Erlangen wegzulocken. Als wir dann bei 2 Grad und Schneegestöber auf dem Großglockner waren, stand aber für mich fest: Einmal und nie wieder." Michael Finzel ist ein Berggänger durch und durch. In den vergangenen Jahrzehnten zog es ihn Jahr für Jahr auf das Kirchweihgelände. Aber auch viele weitere Tage des Jahres widmet sich der Erlanger, der einen Familienbetrieb für Garten- und Landschaftsbau leitet, regelmäßig der Bergkirchweih. Denn Michael Finzel ist seit rund 35 Jahren ein Sammler aus Leidenschaft. Spezialgebiet: Bierkrüge.

Hier gibt´s mehr rund um die Bergkirchweih

"Das hier ist übrigens ein Kellerfund, den mir gerade von Bekannten vorbeigebracht worden ist." Am Eingang zu Finzels kleinem Berg-Privat-Museum im Garagengebäude stehen etliche alte Krüge auf dem Boden. "Es hat sich schon lange herumgesprochen, dass ich sammle. Immer wieder denken Freunde und Bekannte an mich." Das Ergebnis: Die Wände in Finzels privater Berg-Welt sind voller Bierkrüge. "Allein 380 aus Erlangen habe ich über die Jahre zusammengetragen", erzählt Finzel. Da gibt es beispielsweise die Kitzmann-Jahreskrüge aus den Jahren 1980 bis 2007. Natürlich finden sich in den Regalen auch die Entlas-Keller-Krüge – samt seltener Stücke, die aus fehlerhaften Serien stammen, die kurzfristig ausgetauscht werden mussten. Hinzu kommen historische Bierflaschen. Die ältesten sind übrigens Funde, die bei Erdaushubarbeiten auf Erlanger Friedhöfen gemacht wurden. Finzel: "Diese Areale waren einst oft Mülldeponien."

Und was ist das an der Wand? Ein Zapfhahn für die Corona-Krise mit Abstandsgarantie? Nein, der "Hals" des Zapfhahns ist deshalb so lang, da er einst eingesetzt wurde, um Bier aus Fässern auf Pferdekutschen abzufüllen. Die Gespanne der Brauereien fuhren damals als mobile Verkaufsstände durch die Stadt.

Dass in diesem Jahr die Bergkirchweih ausfällt, trifft Finzel zwar hart, doch lamentieren hilft da nichts. Dann wird eben öfter mal im Garten gegrillt. Zu einem anderen Extrem aus der langen Geschichte von Erlangens Fünfter Jahreszeit hat Finzel auch eine besondere Beziehung: 1983 wurde die Erlanger Bergkirchweih das erste und einzige Mal als Ausgleich für das schlechte Wetter um zwei Tage verlängert – und sorgte für einen wichtigen Beitrag zur Finzelschen Sammlung: "Ich war gerade 13 Jahre alt, strolchte über den Berg, und fand dort ein Bündel mit gelben Plakaten", erinnert sich Finzel, der als Mitglied der Königlich Privilegierten Hauptschützengesellschaft regelmäßig beim "Anböllern" des Bergs dabei ist. Der kleine Michel schnappte sich das Bündel und brachte es nach Hause. An die 50 Plakate waren da zusammengeschnürt, und darauf stand in großen Lettern: "Der Berg ruft – es geht weiter! Erlanger Bergkirchweih verlängert vom 2. bis 5. Juni 1983". Wenn das nicht mal ein idealer Grundstock für eine Berg-Devotionalien-Sammlung war!

Die Sammelleidenschaft hat Michael Finzel übrigens von seinem Vater Dieter geerbt. Dessen Spezialgebiet sind Postkarten. Für die 260. Bergkirchweih hatte Dieter Finzel beispielsweise drei Postkarten des Erlanger Kunstprofessors Peter Bina, der 1969 verstorben ist, nachdrucken lassen. Die Kinder von Bina seien sofort dafür gewesen, dass die Postkarten nachgedruckt werden, sagt er. "Das war total unkompliziert." Auf einer bunten, die einen strahlenden Jungen mit einem überschäumenden Krug vor den Kellern zeigt, steht "Jeder der fein sein Heil bedenkt/ muß es klug anfangen./ Such er doch das Himmelreich immer zu Erlangen". Ein gutes Motto auch für 2021.

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