Randale am Wochenende

Erlangen: Diverse Schlägereien trüben friedliche Berg-Bilanz

Hans von Draminski

Erlanger Nachrichten

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14.6.2022, 12:25 Uhr
Trotz erhöhter Polizeipräsenz gab es am finalen Bergwochenende eine Menge alkoholbedingter Gewaltausbrüche.

© Klaus-Dieter Schreiter, NN Trotz erhöhter Polizeipräsenz gab es am finalen Bergwochenende eine Menge alkoholbedingter Gewaltausbrüche.

In ihrer regelmäßigen Pressemitteilung zum Berggeschehen spricht die Polizeiinspektion Erlangen-Stadt von "voll belegten Bierkellern" ab 15 Uhr am Samstagnachmittag. Bei rund 29 Grad Außentemperatur seien bereits in den Nachmittagsstunden "erhebliche Alkoholisierungen" festzustellen gewesen. Das bestätigen eigene Beobachtungen der Redaktion: Unter denen, die am Samstag Richtung Kirchweihgelände unterwegs waren, hatten etliche bereits "vorgeglüht" und kamen singend und sichtlich nicht mehr ganz sicher stehend und laufend im Kirchweihgelände an.

"Es hat uns eingeholt"

"Am Wochenende hat es uns eingeholt", sagt Christian Daut, Polizeihauptkommissar bei der Erlanger Polizei, lapidar. Samstagabend und -nacht hätten mit fast 20 körperlichen Angriffen an die letzte Vor-Corona-Bergkirchweih 2019 erinnert, was das Maß der Gewalt anging. Es habe "ein Körperverletzungsdelikt nach dem anderen" gegeben, berichtet Daut. Die Eskalation begann laut Polizeibericht schon kurz nach 17 Uhr, als ein 23-Jähriger von zwei jungen Männern verprügelt und mit einem Maßkrug ins Gesicht geschlagen wurde. Die Schläger hatten 2,3 beziehungsweise 1,7 Promille Alkohol im Blut. Wenige Stunden später, gegen 21.15 Uhr, schlug im Kirchweih-Westen eine 28-Jährige im Streit mit einem Maßkrug um sich, den sie auf dem Kopf eines Mannes zertrümmerte. Als Festbesucher schlichten wollten, stach die Frau mit dem kaputten Bierkrug auf sie ein und fügte ihnen Schnittwunden an den Händen zu. Alle drei Verletzten wurden mit stark blutenden Wunden in Krankenhäuser gebracht. Gegen die mit 0,8 Promille alkoholisierte Frau wird wegen gefährlicher Körperverletzung in mehreren Fällen ermittelt.

Polizisten beleidigt

Ein 23-Jähriger erleichterte sich um 22 Uhr "verbotswidrig", wie es im Polizeibericht heißt, in aller Öffentlichkeit, was einer Polizeistreife auffiel. Als die Beamten die Personalien des Mannes feststellen wollten, rastete der Mann aus, beschimpfte die Polizisten in heftiger Manier und bespuckte sie auch noch, so dass er zu Boden gedrückt werden musste. Dabei zog sich der randalierende Mann eine blutende Wunde zu und musste von Sanitätern versorgt werden. In seinem Blut fanden sich 2,4 Promille, er wird wegen Beamtenbeleidigung angezeigt. "Das Obrigkeitsdenken in der Bevölkerung ist längst nicht mehr so ausgeprägt wie noch vor ein paar Jahren", konstatiert Christian Daut. Dies sei zwar einerseits positiv, weil bürgerliche Freiheit grundsätzlich vorgehe, andererseits hätten Polizeibeamtinnen und -beamte aber ihre Funktion als Respektspersonen ein Stück weit eingebüßt, was sich in Vorfällen wie jenem auf der Bergkirchweih äußere.

Schweizer prügelt sich mit Engländern

Die Begegnung England-Schweiz lief am Berg ebenfalls nicht so friedlich wie auf dem Fußballplatz ab: Um 22.15 Uhr geriet auf einem Bierkeller ein Besucher aus der Schweiz mit einer feiernden Gruppe aus England aneinander, es flogen ziemlich schnell die Fäuste, drei Männer wurden erheblich verletzt, es mussten Platzwunden mit bis zu 20 Stichen in Krankenhäusern genäht werden. Die drei Männer - 29, 43 und 53 Jahre alt - hatten bis zu 1,4 Promille Alkohol im Blut. Hier ist auch die Staatsanwaltschaft eingebunden, die aus dem Ausland stammenden Männer mussten "Zustellungsbevollmächtigte" für die anstehenden Strafverfahren benennen.

"After Berg": Ärger in der Innenstadt

Nachdem die Pforten der Bergkirchweih geschlossen waren, wurde in der nächtlichen Erlanger Innenstadt weiter gefeiert - und leider auch weiter randaliert. Vor vielen Lokalen und Clubs bildeten sich lange Warteschlangen. Besonders laut knallte es vor einem bekannten Innenstadt-Club: Gegen zwei Uhr wurde einem alkoholisierten 31-Jährigen der Zutritt verweigert, es kam zum handgreiflichen Streit mit den Türstehern, in den sich laut eines Augenzeugenberichtes, der sich derzeit aber nicht unabhängig verifizieren lässt, ein Polizist in Zivil einschaltete. Den genauen Hergang muss nun die Staatsanwaltschaft klären.

Im Schnellimbiss ausgerastet

Keine Viertelstunde später rastete ein 47-Jähriger in einem Schnellrestaurant am Hugenottenplatz aus und weigerte sich, das Lokal zu verlassen, wozu ihn das dortige Personal aufgefordert hatte. Als die Polizei dem Mann einen Platzverweis erteilte, schlug der 47-Jährige mit der Faust nach einem Polizisten, der allerdings nicht getroffen wurde. Der Schläger wurde festgenommen, er hatte 1,4 Promille intus. Nach 4 Uhr wurde die Polizei zum nächsten Vorfall gerufen: Ein 28-Jähriger wurde am Hugenottenplatz von fünf bis dato unbekannten Männern zusammengeschlagen, mit denen er in Streit geraten war. Das Opfer wurde zunächst gemeinsam verprügelt und dann, am Boden liegend, mit Füßen getreten. Folge: eine Platzwunde im Gesicht. Die Täter flüchteten unerkannt, die Polizei sucht Zeugen für den Vorfall, Hotline: (09131) 760 114.

Fliegender Flaschenkopf

Etwas ruhiger ging es hingegen am Sonntag für die Polizei zu. Besonders kurios: Als ein 29-Jähriger eine Champagnerflasche mit einem Messers „köpfte“, folg der abgeschlagene Flaschenhals durch die Luft und traf eine 29-Jährige am Kopf. Die Wunde war dabei so schwerwiegend, dass sie ärztlich versorgt werden musste.

Schläge und Stürze

Während der Nachfeiern in der Innenstadt gerieten zwei alkoholisierte Bergbesucher aneinander. Eine 29-Jährige Frau aus Bonn schlug nach einer Streitigkeit ihren Kontrahenten gegen den Hals, worauf sie dieser bespuckte. Ein 20-jähriger Radfahrer, der offenbar gut „vorgeglüht“ hatte, stürzte so schwer, dass er vom Rettungsdienst in eine Klinik eingeliefert werden musste. Ein Alkoholtest ergab einen Wert von 1,98 Promille. Zwei weitere Radfahrer mit Atemalkoholwerten von 1,74 und 1,76 Promille wurden im Rahmen von Verkehrskontrollen wegen Trunkenheit aus dem Verkehr gezogen. Der Montag begann auch nicht ganz friedlich: In den Morgenstunden gerieten zwei Gruppen Spätheimkehrer aneinander, was mit einer Schlägerei und mehreren Strafanzeigen wegen Körperverletzungen endete.

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