Erlangen: Ein Römerboot auf dem Uni-Sportplatz

21.7.2017, 15:00 Uhr
Erlangen: Ein Römerboot auf dem Uni-Sportplatz

© Edgar Pfrogner

Boote und Bootsbau sind für die Ostsee nichts Ungewöhnliches, wohl aber für Erlangen. Daher werden für ein innovatives Projekt wie den Bau der sogenannten Fridericus Alexandris Navis, kurz Fan, eben mal schnell Fachleute aus dem hohen Norden geholt: Bootsbauer wie Matthias Helterhoff. Schiffe hat der Experte schon viele gebaut, aber ein derartiges Unternehmen war bisher noch nicht darunter: "Das kommt nicht alle Tage vor", sagt er, ohne seine Arbeit im Werftzelt an der Erlanger Hartmannstraße zu unterbrechen.

In der großzügigen Halle auf dem Sportgelände der Friedrich-Alexander-Universität (FAU) entsteht derzeit das Schiff, das einem echten Römerboot mit 20 Ruderern plus Steuermann nachempfunden ist. Als Vorlage dienen zwei Schiffswracks, die in Oberstimm bei Ingolstadt entdeckt wurden und jetzt im Kelten-Römer-Museum von Manching ausgestellt sind. Sie stammen aus der Zeit um 100 nach Christus. Die Boote waren damals knapp 16 Meter lang und 2,7 Meter breit; der Tiefgang betrug 70 Zentimeter. 18 bis 20 Ruderer saßen in einem Abstand von genau 89 Zentimetern hintereinander. Wenn die Männer sich ins Zeug legten, konnte das Boot sechs Knoten, also etwa elf Kilometer pro Stunde, schnell werden. Die "Fan", die der Universitätsbund mit knapp 10 000 Euro mitfinanziert und damit zu einem seiner Prestigeprojekte macht, soll im April 2018 fertig sein — pünktlich zum 275. Geburtstag der FAU.

An diesem Ziel arbeitet der Initiator und Leiter des Projekts, der Geschichtsprofessor Boris Dreyer, schon seit Monaten mit Dutzenden Studierenden, Freiwilligen, Rentnern und eben Handwerkern wie Bootsbauer Matthias Helterhoff.

Seit vergangenem April pendelt nun auch der Bootsbaumeister zwischen Usedom und Erlangen im 14-tägigen Wechsel. Den Rhein-Main-Donau-Kanal, auf dem im Frühjahr die ersten Testläufe stattfinden sollen, hat er sich samt Schleuse schon angesehen: "Das müsste funktionieren". 

Dass das funktioniert — davon geht Professor Dreyer trotz der riesigen Herausforderung aus. Dem Inhaber des Lehrstuhls für Alte Geschichte an der FAU schwebte schon länger eine solche Idee vor.

Nun, da der Uni-Geburtstag 2018 ansteht, sah er den Zeitpunkt für die Umsetzung gekommen: Zum einen lassen sich damit die Geisteswissenschaften im Jubiläumsjahr ins Zentrum der Öffentlichkeit stellen, zum anderen sollen die Studenten mit einem solchen Projekt noch mehr motiviert werden. "Wir können somit Studierende an die Antike heranführen, die damit bisher nichts oder nur wenig zu tun hatten", sagt Dreyer.

Bei Marcelo Rodriguez Albornoz jedenfalls kommt das an. Dem 22-Jährigen, der an der FAU Geschichte und Kulturgeschichte des Christentums im sechsten Semester studiert, macht die (körperliche) Tätigkeit richtig Spaß. Bis zu zwölf Stunden verbringt der Erlanger im Schnitt pro Woche im Werftzelt. Er habe bereits gehobelt, Holz getragen und nach den Arbeiten wieder mit sauber gemacht, berichtet er. Als er von den Projekt gehört hat, habe er sich sofort dafür gemeldet:

 "Das ist etwas ganz anderes als den ganzen Tag in der Bibliothek zu sitzen", sagt er, "das hat hier viel mehr Praxisbezug".

Ganz aus der Praxis kommt auch Peter Pröbstle vom Forstamt Mittelfranken. Das verwendete Holz stammt etwa zehn Kilometer vom Werftzelt entfernt aus dem Reichswald, erläutert der Forstdirektor. Holz von zwei großen Eichen und Fichten haben er und seine Kollegen unter anderem für den Bau bereits an die Universität geliefert — eine Aufgabe, die auch für die Mitarbeiter der bayerischen Staatsforsten nicht Alltag ist.

Pröbstle aber ist davon begeistert: "Wir machen da gerne mit und freuen uns, wenn die Uni-Aktion ein großer Erfolg wird".

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