Erlangen: Eine Tour zu guter Architektur

27.6.2016, 06:30 Uhr
Erlangen: Eine Tour zu guter Architektur

© Fotos: Anestis Aslanidis

Vor den Toren Erlangens haben sich auch diesmal private Bauherren gute Architektur geleistet. In Marloffstein beispielsweise steht in der Leithenstraße 22 ein Plusenergiepassivhaus in Holz-Massivbauweise mit Nebengebäude, das dem Architektenbüro passivhaus-eco von Petra Hüttinger in Betzenstein entstammt. Gut 50 Besucher drängelten sich am Sonntag, um das bereits „bewährte“, schon seit zwei Jahren bewohnte Haus der Familie Pohl zu besichtigen.

Erlangen: Eine Tour zu guter Architektur

© Fotos: Anestis Aslanidis

Die Nürnberger Architektin Maria Böhmer (3b Architekten) muss beim Gedanken an das schräge Dach des neuen Jugend- und Stadtteiltreffs in Bruck lachen. Die Idee vom „schrägen Dach“ musste sie gegen den Bauherrn, die Stadt Erlangen, erst einmal durchsetzen – der wollte eigentlich ein Flachdach. Und sie ist nicht nur zufrieden mit der Gestalt ihres Entwurfs, sie ist auch zufrieden, dass sie im Kostenrahmen der geplanten eine Million Euro blieb und zudem Lösungen anbieten konnte, die üblicherweise Mehrkosten nach sich ziehen.

Der Jugend- und Stadtteiltreff ist nur eines von acht Beispielen guter Architektur in Stadt und Landkreis Erlangen, die sich in diesem Jahr bei den „Architektouren“ zeigten. Zu den 289 beispielhaften Projekten in Bayern gehört auch das „Haus für 4“ in Erlangen. Nach der Prämisse „form follows nature“ realisierte Tim Gräßel von Gräßel Architekten in bevorzugter Lage in der Sieglitzhofer Waldsiedlung in Erlangen ein Niedrigstenergiehaus in funktional-minimalistischer Formensprache.

Da das Bestandsgebäude aus den 1960er Jahren nicht ausreichend energetisch zu ertüchtigen war, entschieden Bauherren und Architekten, das Altgebäude abzubrechen und durch einen Neubau zu ersetzen. Es wurde ein nach Süden offener und transparenter Grundriss entwickelt, der die grüne Umgebung in das Wohnerlebnis einbindet.

Voller Schwung

Fast avantgardistisch wirkt das Gemeindehaus der Erlöserkirche in der Erlanger Isarstraße. Hier hat der Nürnberger Architektur-Professor Werner Haid die Formensprache der Betonkirche aus den Mittsechzigern des letzten Jahrhunderts aufgenommen und einen schwungvollen Anbau für die Kirchengemeinde danebengesetzt. Der Neubau nimmt die besondere Gestalt des Baudenkmals der Erlöserkirche Erlangen mit ihren organischen Formen auf und ergänzt die kirchliche Anlage mit einer respektvollen baulichen Geste. Mit einer konvexen Raumschale und einer kanellierten Außenhaut bildet der Neubau ein spannungsreiches Pendant zur Kirche, so dass beide zusammen einen einladenden „Kirchplatz“ definieren.

Einen überzeugenden Eindruck macht auch der Neubau einer Kinderkrippe im Buckenhofer Weg 58 im Erlanger Stadtteil Bruck. Hier ist der Architekt das städtische Bauamt selbst — die Haus-Architekten Johannes Tuczek und Petra Wilhelm-Ludwig haben einen Entwurf realisiert, der das Angebot eines ursprünglichen Investors ohne Inspiration ziemlich alt aussehen lässt. Das Ergebnis: ein kompakter Baukörper in Holzrahmenbauweise, der dazu auch noch ein Passivhaus ist. Aktiv geht es dafür drinnen zu, wenn Leiterin Jana Niere und ihre neun MitarbeiterInnen jeden Tag 36 Kinder zwischen sechs Monaten und dem Kindergartenalter begrüßen.

Im Stadtwesten wird das Albert-Schweitzer-Gymnasium bei laufendem Betrieb generalsaniert. Begonnen wurde mit der am Wochenende präsentierten Aufstockung des Kunsttrakts mit acht Klassen und einer Nutzfläche von 513 Quadratmetern. Diesen Erweiterungsbau hat das Herzogenauracher Büro Babbler + Lodde Architekten geplant und als Holzständer-Konstruktion ausführen lassen — des geringen Gewichts und kurzer Bauzeit wegen.

Vorzeigbar sind aber auch die drei Wohnhäuser am Landschaftsschutzgebiet in der Bubenreuther Birkenallee 127 bis 131 aus dem Plotter von Architekt Christof Olaf Lübeck. Die drei Familien, die hier eingezogen sind, hatten den Erhalt und damit die Einbeziehung der alten Eichenbäume zur Voraussetzung gemacht.

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