Erlangen erhält einzigartige Einrichtung

14.7.2018, 07:00 Uhr
Erlangen erhält einzigartige Einrichtung

© Michael Rabenstein/Uni-Klinikum

Die beeindruckende Historie der Immunforschung am Erlanger Universitätsklinikum hat gestern einen weiteren Meilenstein erreicht: die Eröffnung des Deutschen Zentrums Immuntherapie (DZI), eine deutschlandweit einzigartige Einrichtung. Sie bündelt die Kompetenz etablierter Forschungsinstitute, um mit modernsten wissenschaftlichen Methoden und digitaler Gesundheitstechnologie gezielt Therapien für Krebspatienten und solche mit chronisch-entzündlichen Erkankungen anzuwenden und weiterzuentwickeln.

Uni-Präsident Prof. Joachim Hornegger feierte diesen "Leuchtturm der Medizin" für die interdisziplinäre Zusammenarbeit verschiedenster Fachrichtungen am Klinikum.

Prof. Harald zur Hausen, von 1972 bis 1977 Inhaber des Lehrstuhls für Virologie an der FAU, legte damit– so formulierte es Hornegger – in Erlangen den Grundstein für seinen Nobelpreis. Hausen selbst sieht im DZI ein "großes Potenzial für zukünftige Entwicklungen" und konnte bei der Einweihungsfeier mit den Professoren Martin Röllinghoff, Joachim Kalden und Bernhard Fleckenstein drei herausragende Mitstreiter begrüßen, die die Erlanger Immunforschung zur internationalen Spitze geführt haben.

Als Urahn gilt allerdings Adolf Kußmaul, FAU-Lehrstuhlinhaber für Innere Medizin von 1859 bis 1863. Es ist also gut begründet, dass Erlangen im zehnten Jahr in Folge unter den "Top 3" der Immunforschung in Deutschland zu finden ist, was sicherlich alles auch zur Gründung des DZI beigetragen hat. Wie sich die Immuntherapie entwickelt hat? Prof. Georg Schett, Direktor der Medizinischen Klinik 3 Rheumatologie und Immunologie und neben seinem Kollegen Markus Neurath einer der beiden Sprecher der neuen Einrichtung, gibt ein Beispiel: "Hätten Sie vor zehn Jahren die Diagnose malignes Melanom erhalten, wäre das damals einem Todesurteil gleichgekommen. Heute haben Sie dagegen eine 50- bis 60-prozentige Chance auf Remission."

Das DZI – räumlich auf 1000 qm mit 24 Sprechzimmern im Internistischen Zentrum untergebracht – wird künftig eine zentrale Anlaufstelle für einschlägig erkrankte Patienten sein, die sich selbstständig oder über ihren Hausarzt bzw. Spezialisten an das DZI wenden können (Tel. (09131) 85-40333 für Patienten mit chronisch entzündlichen Erkrankungen und (09131) 85-44944 für Krebspatienten, Montag bis Freitag von 8 bis 12 Uhr, www.dzi.live.de).

Das DZI passt sich ein in ein Universitätsklinikum, das mit seiner Kompetenz nach Nordbayern und darüber hinaus ausstrahlt: mit 1400 Betten, 7600 Mitarbeitern, 1200 Ärzten in 24 Einzelkliniken und 19 selbständigen Abteilungen, sieben Instituten und 36 interdisziplinären Zentren. 550000 ambulante und 85000 stationäre Patienten schenken pro Jahr dem Erlanger Uniklinikum ihr Vertrauen.

In der Medizinischen Fakultät unterrichten 384 Professoren 4000 Studierende. Viele davon werden künftig dem DZI zuarbeiten und – davon geht Hornegger aus – das riesige Potenzial dieses Alleinstellungsmerkmals am Standort Deutschland nutzen. Prof. Heinrich Iro, Ärztlicher Direktor des Klinikums, sieht durch das DZI eine Magnetwirkung, herausragende Forscher nach Erlangen zu bekommen.

Prof. Markus Neurath, Direktor der Medizinischen Klinik 1 Gastroenterologie, Pneumologie und Endokrinologie, skizzierte das umfangreiche Aufgabengebiet, das sich ableitet von den deutlich zunehmenden Erkrankungen wie Asthma (4,8 Mio. Fälle in Deutschland), Psoriasis (1,2 Mio.), Rheuma, Multiple Sklerose und Morbus Crohn. 

In der Immuntherapie galt früher das Kortison als Segen, allerdings mit vielen Nebenwirkungen ausgestattet.

Um die Jahrtausendwende wurden erste Antikörper erforscht und angewendet, und dennoch benötigt man – auch angesichts von 480 000 Krebs-Neuerkrankungen im Jahr in Deutschland – laufend und dringend neue Diagnostik- und Therapieverfahren. Neue Bildgebungstechniken unterstützen die Forschungen. Neurath, nannte beispielgebend die Erlanger Kinder-, Haut- und Onkologiekliniken, die sich in letzter Zeit durch bahnbrechende Forschungen hervorgetan haben. Zudem haben sich zahlreiche Partner in das DZI eingebracht, so Siemens, die örtlichen Fraunhofer- und Max-Planck-Institute, Miracum und das Medical Valley.

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