Erlangen-Höchstadt: Was Landwirte im Winter tun

1.2.2021, 10:57 Uhr
Erlangen-Höchstadt: Was Landwirte im Winter tun

© Foto: Jeanette Seitz

"Wer Tiere hält, hat 365 Tage im Jahr zu tun", sagt Robert Ort und betrachtet seine Kühe im Stall in Dannberg. Doch der Landwirt und BBV-Kreisobmann wirkt dabei nicht unzufrieden, im Gegenteil. "Bald werden wir den Stall mit besseren Komfort- Gummimatten auslegen", erzählt er.

Das Wohl seiner Kühe liegt ihm am Herzen. Aber freilich wollen die Tiere jeden Tag versorgt werden – sie müssen untersucht, gefüttert, gemolken werden. "Da hat eine volle Arbeitskraft jeden Tag zu tun", so Ort.

Aber auch die Ackerbauern liegen momentan nicht auf der faulen Haut. "Sie stehen in den Startlöchern und bereiten sich auf das anstehende Pflanzenbaujahr vor", erklärt Nikolaus Ehnis, beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Fürth zuständig für den Bereich Pflanzenbau.

Wann düngen und wo?

Die Düngeplanung stehe jetzt, vor der ersten Düngegabe, auf dem Programm. Das weiß auch Robert Ort, der neben seinen Kühen noch Felder bewirtschaftet. An diesem Tag nimmt er Bodenproben von einem Acker gleich am Ortseingang von Dannberg. Acht bis zehn verschiedene Stellen auf dem 1,7 Hektar großen Acker muss er beproben. Das Ganze nennt sich "Nmin-Bodenuntersuchung", gemessen wird der Stickstoffgehalt, also der pflanzenverfügbare, derzeit mineralisierte Stickstoff im Boden. "Danach bemisst sich, wie stark man andüngen muss", erläutert AELF-Leiter Horst Krehn.

Proben fürs Labor

Mit einem Bohrstock, einem Hammer und zwei Eimern macht sich Robert Ort also an die Arbeit. Zuerst treibt er den Bohrstock 30 Zentimeter in den Boden, zieht ihn wieder heraus und entleert die entnommene Erde in einen Eimer. Dann muss der Bohrstock 90 Zentimeter tief eingeschlagen und wieder herausgezogen werden – keine leichte Arbeit bei den derzeitigen Temperaturen. Die zweite Probe kommt in den zweiten Eimer. Ein Labor ermittelt den Stickstoffgehalt, anhand der Ergebnisse erfolgt die Düngeplanung.

Erlangen-Höchstadt: Was Landwirte im Winter tun

© Foto: Jeannette Seitz

"Eigentlich könnten wir schon im Februar damit beginnen, Gülle auszufahren", sagt Robert Ort. Der viele Regen verhindert das. Nikolaus Ehnis bestätigt, dass ab 1. Februar gedüngt werden könnte. "Aber das muss noch warten, der Boden muss dafür aufnahmefähig sein."

Ort jedoch will nicht jammern, im Gegenteil: "Es ist prima, dass es so viel regnet, wir würden uns sogar noch mehr Niederschlag wünschen." Aber das könne man ja nicht beeinflussen. Mit Wetterkapriolen und extrem hohen Temperaturen zwischen Mai und September werde man wohl künftig leben müssen.

Vom Niederschlag profitieren auch die Waldbauern, weiß Horst Krehn. "Für den Wald ist der Regen hervorragend. Aber bisher dringt das Wasser erst in den Oberboden vor, die Wurzeln der Waldbäume reichen aber bis in den Unterboden." Da müsste es noch ein bisschen weiter regnen. Zwar wäre jetzt auch die Zeit, um die vertrockneten, kreuz und quer liegenden Bäume aus dem Wald rauszuschaffen, "aber bei der Witterung ist es nicht möglich, da mit schweren Maschinen reinzufahren".

Langeweile kommt dennoch bei keinem Landwirt auf. "Es ist momentan auch viel Büroarbeit zu erledigen", so Krehn und nennt beispielsweise die Antragstellung für das Bayerische Kulturlandschaftsprogramm zur Förderung der Biodiversität. Da gibt es finanzielle Unterstützung. "Aber dafür braucht es einen Berg an Begleitunterlagen – und die Zeit hat der Landwirt nicht, wenn es erst wieder losgeht."

Auch die Düngeplanung ist eine komplizierte Sache, weil es viele Vorschriften gibt. "Es ist eine große Spannweite zwischen den Vorgaben und der praktischen Umsetzung", so Ehnis. Er berate in diesem Bereich momentan viele Landwirte. Aber genau dafür sei ja nun Zeit, denn "draußen passiert noch nicht viel".

Und Robert Ort genießt es, dass im Winter alles etwas langsamer seinen Gang gehen darf. Er freut sich trotzdem auf den stressigen Sommer. "Wenn es wieder länger hell ist, da ist das Arbeiten einfach viel schöner." 

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