Gelände gesperrt: Erlanger Berg sorgt für Diskussionen

20.5.2020, 15:37 Uhr
Keine Chance für Biergartengänger: Die Stadt hat ihr Eigentum auf dem Bergkirchweihgelände mit Absperrbändern und Zäunen gegen "illegale Feiern" gesichert. 

© Foto: Klaus-Dieter Schreiter Keine Chance für Biergartengänger: Die Stadt hat ihr Eigentum auf dem Bergkirchweihgelände mit Absperrbändern und Zäunen gegen "illegale Feiern" gesichert. 

Die Stadt Erlangen und die Polizei haben angekündigt, gegen alle "illegalen Feiern" zum Vatertag und zum Pfingstwochenende vorzugehen. So wurde zum einen das Bergkirchweihgelände gesperrt, zum anderen wurde angekündigt, einen Fokus auf Kastenläufe und Bollerwagentouren zu haben. Beides sei verboten, so Erlangens Polizeichef Peter Kreisel. Auch in der Redaktion gehen die Meinungen zu den Maßnahmen auf dem Bergkirchweihgelände auseinander: 

Pro: Hemmungslose Feiern wären gefährlich

Ohne Zäune sind auch die Vernünftigen einer Infektionsgefahr ausgesetzt, glaubt EN-Redakteur Stefan Mößler-Rademacher. 

"Wir achten auf Abstand, sind vernünftig und hinterlassen keinen Müll." Diese Zettel hatten "Bürgerinnen und Bürger der Stadt Erlangen" entlang der Absperrungen auf dem Bergkirchweihgelände verteilt. Schön. Glauben wir den Kämpfern fürs entspannte Schlückchen jenseits der Hygiene-Verordnungen in den abgegrenzten Bereichen der Biergärten und der Außengastronomie diese guten Vorsätze.

Doch natürlich geht es bei den Bemühungen der Stadt und der Polizei rund um den Vatertag und das Pfingstwochenende nicht ums entspannte Feierabendbier mit Freunden.

Die Realität ist leider nicht selten eine andere. Das zeigte sich gerade am Vatertag alljährlich in allen Variationen. Männer, die mit Bierflaschen und Bollerwagen ausgerüstet, orientierungslos durch die Gegend irren. Jugendliche, die betrunken auf allen Vieren nach einem Kastenlauf über die Wiese robben. Anschließend ist alles voller Müll, Scherben und Erbrochenen. Bereits in "normalen" Zeiten ist das unangenehm genug. Doch in der Corona-Krise wird es auch für Unbeteiligte gefährlich, wenn sich beim hemmungslosen Feiern, die Abstandsregeln in Luft auflösen. Das Problem: Nach Ende der Party haben die Feierwütigen im Alltag wieder Kontakte. In der Familie und darüber hinaus. So sind auch die Vernünftigen den Gefahren einer Infektion verstärkt ausgesetzt. Da hört der Spaß auf!

Contra: Zäune verlagern nur das Problem

Ohne Zäune hätte man die im Blick, die sich nicht an Abstände halten wollen, findet EN-Redakteur Christoph Benesch.

Zu Beginn des Lockdowns, da steckte ich voll Idealismus. Er wuchs durch die Hilfsbereitschaft in unserer Gesellschaft bis zu einer großen Hoffnung, dass uns genau so ein Rest-Knopf gefehlt hat, um wieder zu Verstand zu kommen: Dass uns die Krise stärken wird, dass niemand mehr den Rechtspopulisten hinterherrennt, wir achtsamer, fürsorglicher miteinander umgehen werden, wir den Wert der scheinbar so selbstverständlichen Dinge einer Demokratie endlich schätzen.

Diese Hoffnung wurde zertrampelt von den Aluhutträgern und Verschwörungstheoretikern, die sich auf Hygiene-Demos in Dummheit vereint in den Armen liegen. Man könnte meinen: Genau deshalb sind Zäune notwendig, um die Klugen vor den Dummen zu schützen. Doch das Gegenteil wird der Fall sein: Die Dummen, die nicht verstehen, dass vor unseren Fenstern nur deshalb keine Kühllaster die Leichen wegkarren, weil wir uns massiv eingeschränkt und isoliert haben, werden einfach woanders ihre Saufpartys feiern. Zäune bestärken sie dabei im Glauben, "die da oben" hätten jegliches Maß verloren. Ohne Zäune hätte man sie im Blick gehabt, man hätte Hygienebestimmungen durchsetzen und die Dummen auch vor sich selbst schützen können. So aber werden wir alle, wenn wir Pech haben, die Rechnung der Wiesengrund-Partys zahlen: Das Virus nämlich, das befällt nicht nur Dumme.

"Ohne Zäune sind auch die Vernünftigen einer Infektionsgefahr ausgesetzt", glaubt EN-Redakteur Stefan Mößler-Rademacher. 

"Ohne Zäune sind auch die Vernünftigen einer Infektionsgefahr ausgesetzt", glaubt EN-Redakteur Stefan Mößler-Rademacher. 

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