Erlangen: Neue Küche für Klasse Köche

12.2.2015, 06:24 Uhr
Erlangen: Neue Küche für Klasse Köche

© Foto: Harald Sippel

Alle sind sich einig: Die Gesundheit von Kindern ist enorm wichtig. Reichlich Bewegung und gesunde — ausgewogene, fettarme, vitaminreiche — Ernährung können viel bewirken. Krankenkasse und Versicherungen weisen regelmäßig auf diese Zusammenhänge hin, wenn sie wieder einmal berichten, dass in Deutschland jedes sechste Kind zu dick ist und später damit rechnen muss, Gesundheitsprobleme zu bekommen. Das heißt: Ernährungsbildung ist eine Investition in die Zukunft.

Der Schulwettbewerb, den das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, Fernsehkoch Tim Mälzer und die Bertelsmann Stiftung gemeinsam mit dem Küchenhersteller Nolte ausrichten, zielt genau in diese Richtung. „Wer die Schule verlässt, sollte das Einmaleins der Ernährung kennen, zumindest für sich selbst kochen können sowie schmackhaftes und ausgewogenes Essen zu Hause und in der Schule erfahren haben“, sagte Bundesernährungsminister Christian Schmidt bei der Preisverleihung.

Frühzeitig anfangen

Damit spricht er der Rektorin der Pestalozzischule Carmen Vogt aus dem Herzen. „Kochen muss nachhaltig sein“, sagt sie. „Es darf nicht nur ab und zu stattfinden.“ Vor allem aber müsse man mit der Ernährungsbildung frühzeitig, nämlich in der Grundschule anfangen, und nicht erst in der Hauptschule, wie das auch in Erlangen üblich ist. Essgewohnheiten, so argumentiert sie, verfestigen sich. Kinder im Grundschulalter würden dagegen bereitwillig alles probieren. Hier lasse sich noch Einfluss nehmen auf das, was die Schüler vielleicht auch in späteren Jahren essen.

Das Fach „Gesunde Ernährung — Kochen“ besuchen an der Pestalozzischule alle Schüler der gebundenen Ganztagsklassen. Sie ist die einzige Erlanger Grundschule, die das anbietet. Das Ziel sei, so sagt die Schulleiterin, mit der neuen, beim Bundeswettbewerb gewonnenen Schulküche das Fach auch für alle anderen Klassen zu öffnen. Die Bedeutung für die Gesundheit der Kinder könne man gar nicht hoch genug einschätzen.

Überzeugen kann man sich davon bei einem Besuch im Unterricht von Hauswirtschaftslehrerin Barbara Breuer. Der findet — noch — in einer Küche statt, die für Kinder nur bedingt geeignet ist, weil beispielsweise die Arbeitsflächen viel zu hoch sind. Die Begeisterung der Schüler schmälert dies allerdings nicht. Eine Vormittagsgruppe hat ein Frühstück zubereitet und verzehrt nun hingebungsvoll die mit Frischkäse, Gurken und Tomaten belegten Laugenstangen. Über die Ernährungspyramide, die auf einem Plakat an der Wand abgebildet ist, wissen sie bestens Bescheid. Viel trinken soll man und viel Gemüse essen. Auf die Frage „Was gibt es bei euch zuhause zum Frühstück?“ antworten die meisten jedoch: „Nichts.“ Morgens, so erklären sie, reiche die Zeit einfach nicht.

Die Viertklässler in den beiden folgenden Schulstunden schnippeln Kartoffeln, Lauch und Karotten. Es gibt zum Mittagessen Gemüsesuppe, als Nachtisch eine Orangen-Quarkspeise. In die Mensa gehen die Kinder an diesem Tag nicht, sondern essen Selbstgekochtes. „Unsere Schüler sollen keine Gourmetköche werden“, sagt Barbara Breuer. „Wir verwenden einfache Grundrezepte mit regionalen und saisonalen Zutaten.“ Je nach Jahreszeit werden die Rezepte abgewandelt. Und mit ein paar Kniffen lässt sich aus einem solchen Grundrezept auch eine internationale Speise wie thailändischer gebratener Reis zaubern. Mit einem Film, in dem die Schüler, die aus 26 Nationen stammen, landestypische Rezepte umsetzen, hatte sich die Schule beim Wettbewerb „KLASSE, KOCHEN!“ beworben und gewonnen.

Schulleiterin Carmen Vogt beschäftigt, bei aller Freude über die Auszeichnung, unterdessen ein anders Thema: das Essen in der Mensa, das momentan ein Caterer liefert. „Langfristig“, so sagt sie, „möchten wir einen Koch einstellen, um gesunde Ernährung zu gewährleisten.“ Eine Schule in Fürth mache dies bereits vor. Das Essen koste dort weniger als das vom Caterer. „Das Teure ist nicht der Koch, sondern der Transport.“

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