Erlangen: Ohne Auto durch den Siemens Campus

24.3.2020, 12:39 Uhr
Drei bis vier Mobilitätsstationen, wie es sie beispielsweise schon in Fürth gibt, sollen auch in Erlangen entstehen, davon eine auf dem Siemens Campus, die restlichen in der Stadt.

© Birgit Heidingsfelder, NN Drei bis vier Mobilitätsstationen, wie es sie beispielsweise schon in Fürth gibt, sollen auch in Erlangen entstehen, davon eine auf dem Siemens Campus, die restlichen in der Stadt.

Helfen soll das Forschungsprojekt „Straße der Zukunft“, für das bis 2022 insgesamt 350.000 Euro an Bundesmitteln nach Erlangen fließen, nicht nur Siemens-Mitarbeitern und all jenen, die auf dem für 500 Millionen Euro im Stadtsüden entstehen Siemens Campus wohnen werden. Profitieren soll am Ende die ganze Stadt, Bürger ebenso wie Pendler. Zum Beispiel durch Mobilitätsstationen, von denen drei bis vier entstehen sollen, einer auf dem Campus, die übrigen in der Stadt.

„Die Abstimmungsprozesse sind sehr aufwändig“, sagt Sophia Parsiegla, die seit vergangenem Herbst bei der Stadt Erlangen für die „Straße der Zukunft“ zuständig ist. Momentan beschäftigt sich die Verkehrsplanerin mit den vorgesehenen Mobilitätsstationen, an denen später Leihräder oder E-Roller für Nutzer bereitstehen sollen. Welche Standorte sind sinnvoll? Mit welchen Anbietern lässt es sich zusammenarbeiten?

Wenn, wie von der Siemens AG in Erlangen geplant, die Arbeitsplätze mehrerer Tausend Beschäftigter innerhalb der Stadt verlagert werden, wirkt sich das auch auf die Verkehrsflüsse in der Kommune aus. Allein Modul eins des Siemens Campus, das bis 2022 fertig gestellt und bezogen sein soll, bietet Platz für acht Bürogebäude mit rund 5500 Arbeitsplätzen und drei Parkhäuser mit etwa 2600 Stellplätzen. Herzstück des neuen Areals, das mit der S-Bahn und der geplanten Stadt-Umland-Bahn erreichbar sein soll, wird eine Grünachse sein, die sich von West nach Ost durch das gesamte Gelände zieht. Dort lässt es sich gut laufen, aber eben auch radeln oder mit dem E-Roller fahren.

„Ziemlich einmalige Chance“

„Wir haben in Erlangen die ziemlich einmalige Chance zeitgleich mit der Besiedlung des Siemens Campus direkt Einfluss auf das Mobilitätsverhalten zu nehmen“, schreiben die Forscher von Fraunhofer IAO in Stuttgart, die gemeinsam mit weiteren Fraunhofer-Instituten die zugrundeliegende „Morgenstadt Initiative“ wissenschaftlich begleiten.

In Erlangen wird das Augenmerk nicht nur auf Aktivflächen, grünes Mobiliar, die Wasseraufbereitung und Luftmessstationen gelegt, sondern auch auf die (digitale) Infrastruktur. Was muss die gewünschte Mobilitätsapp können? Wo sind elektronische Info- oder Fahrradzählsäulen sinnvoll? Wie lassen sich städtische, private und firmeneigene Verkehrsangebote verknüpfen?

Um das Mobilitätsverhalten tatsächlich beeinflussen zu können, ermitteln Stadt und Siemens, mit welchen Hauptverkehrsmitteln sich die Nutzer heute und künftig bewegen, und wie sich die Beschäftigtenzahl vermutlich entwickelt. Wichtig sind ebenfalls die typischen Wege, die Siemensianer zurücklegen. Nur mit Hilfe derartiger Daten lassen sich vorhandene Angebote, wie Buslinien, sinnvoll einbinden und zielgruppenspezifisch neue entwickeln. Greifen all die Ansätze, lässt sich wohl auch das zentrale Ziel des Forschungsprojektes erreichen: dass motorisierter Durchgangsverkehr im Siemens Campus erst gar nicht entsteht.

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