Erlangen-Pass: Sozialcard für Bedürftige soll kommen

28.7.2015, 16:00 Uhr
Das des Erlangen-pass ist, sozial Schwachen im überdurchschnittlich reichen Erlangen eine bessere Teilhabe am gesellschaftlichen und kulturellen Leben zu ermöglichen.

© Franz-Peter Tschauner (dpa) Das des Erlangen-pass ist, sozial Schwachen im überdurchschnittlich reichen Erlangen eine bessere Teilhabe am gesellschaftlichen und kulturellen Leben zu ermöglichen.

Der Begriff „Scheckkarte“ fiel in der letzten Stadtratssitzung vor der großen Sommerpause immer wieder. Dabei ging es nicht um gut Bemittelte oder Reiche, sondern um das Gegenteil - um Menschen, die oft weder eine Gesundheitskarte noch eine EC-Card haben, von einer Kreditkarte ganz zu schweigen.

Bereits zum Jahreswechsel sollen Bedürftige den Erlangen-Pass erhalten - und zwar im Scheckkartenformat. Dieses Vorhaben haben die Räte am vergangenen Donnerstag konkretisiert. So wurde die Verwaltung mit der Beschaffung der nötigen Hard- und Software beauftragt. Außerdem soll sie bei weiteren Institutionen oder Veranstaltern dafür werben, ärmeren Erlangern (und vor allem ihren Kindern) ebenfalls Rabatte einzuräumen.

Zunächst werden durch den sogenannten Erlangen Pass alle bestehenden Vergünstigungen bei städtischen Ämtern und Veranstaltungen (inklusive der bestehenden ÖPNV-Ermäßigungen) gebündelt. Gleichzeitig stimmte das Gremium zu, die Leistungen des Bildungs- und Teilhabegesetzes (das für Kinder aus bedürftigen Familien unter anderem Zuschüsse für Nachhilfe oder Musikunterricht vorsieht), mit der Karte zu koppeln. Berechtigt sind unter anderem Empfänger von Wohngeld, Arbeitslosengeld (Alg) II und Kinderzuschlag sowie Asylbewerber. Das sind derzeit insgesamt rund 6000 Menschen.

Bessere Teilhabe

Das Ziel ist, sozial Schwachen im überdurchschnittlich reichen Erlangen eine bessere Teilhabe am gesellschaftlichen und kulturellen Leben zu ermöglichen. Durch die Bündelung verschiedener Daten erhoffen sich die Stadträte, dass die Karteninhaber die Angebote auch wirklich annehmen.

Eine Karte, deren „Wert“ (etwa die Zahl der verbilligten Freibadbesuche) sich anonymer feststellen lässt als ein langes Schreiben, macht es den Menschen leichter, sie zu benutzen. Die Angst vor Stigmatisierung, die beim Vorzeigen eines offiziellen Bescheids (womöglich in einer Schlange an der Kasse) viele vom Gebrauch abhält, wird durch eine Karte kleiner. Selbst beim Vorzeigen einer Karte dürften die Ängste geringer sein, die Nutzungsrate also zunehmen. Darin war sich das Gremium weitgehend einig.

Doch gab es am Konzept noch einige Kritikpunkte. So reichen Linken-Stadtrat Johannes Pöhlmann die Vergünstigungen noch nicht aus. „Es ist ein kleiner Schritt in die richtige Richtung, aber der Sozialpass muss noch mehr beinhalten.“ Er forderte, ein Jahresabo für die Schwimmbäder zu einem Preis von 50 Euro abzugeben. Bisher ist eine Saisonkarte für 75 Euro (statt 100) vorgesehen.

Auch die CSU ist mit dem Modell (noch) nicht völlig zufrieden, wie Stadtrat Christian Lehrmann deutlich machte. Er kritisierte, neben einigem Lob („Die Kombination mit dem Bildungs- und Teilhabegesetz ist sinnvoll“), vor allem die zwei ausgeschriebenen neuen Stellen in dem Bereich. Was die Mitarbeiter machen sollen, wollte er wissen.

Sozialbürgermeisterin Elisabeth Preuß war um eine Antwort nicht verlegen: „Die Damen - es werden wahrscheinlich Damen sein - rekrutieren weitere Teilnehmer und kümmern sich um Abrechnung und Verwaltung.“

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