Erlangen: Protest gegen Bebauung neben Erba-Siedlung

7.9.2016, 06:00 Uhr
Erlangen: Protest gegen Bebauung neben Erba-Siedlung

© Foto: Berny Meyer

Die Anwohner aus der Main-, Rhein- und Äußeren Brucker Straße wollen verhindern, dass in dem bis zur Johann-Jürgen-Straße reichenden Viertel die bestehenden sieben Wohnhäuser und Wohnblocks abgerissen werden. Allerdings stehen diese bereits leer: Die Gewobau hatte allen Mietern neue, „großteils wesentlich attraktivere Wohnungen“ (so Gewobau-Geschäftsführer Gernot Küchler) vermittelt und zwar mit der Zusage, sie könnten in die neuen Häuser zurückkehren. Den Erhalt der Häuser lehnt die Gewobau ab, zu schlecht sei der Zustand der Häuser aus den 30er Jahren, ein Umbau für die Bedürfnisse heutiger Ansprüche – bis hin zur Barrierefreiheit – wirtschaftlich völlig unvertretbar. Auch der Aufsichtsratsvorsitzende der Gewobau, Oberbürgermeister Florian Janik, hält den Erhalt der Häuser für unvertretbar, da ihr Erhalt „zu Mieten führen würde, die niemand bezahlen könnte“.

Für ein „Missverständnis“ halten Gewobau und Architekt Hubert Kress die Kritik an einem angeblich geplanten massiven Wohnblock in U-Form. Die Bürgerinitiative „Kein X für ein U“ hat auf einem Luftbild eine vermeintliche Bebauung eingezeichnet, „die nicht unseren Vorstellungen entspricht“, wie Gewobau-Chef Küchler sagt. Offenbar sei im Rahmen einer Bürgerversammlung der falsche Eindruck entstanden, man wolle an Stelle der sieben Bestandshäuser einen massiven Wohnblock mit rund 100 Wohneinheiten bauen. Während Küchler denkbare Varianten noch für sich behalten möchte („Der Aufsichtsrat der Gewobau wird erst Ende Oktober in seiner nächsten Sitzung mit Plänen konfrontiert“), ist der mit der Planung beauftragte Architekt weniger zugeknöpft: „Unser letzter Entwurf sieht eine aufgelockerte Bebauung vor, die durch teils einstöckige Bebauung gewohnte Sichtachsen erhält. Selbst fünfstöckige Häuser werden in der Summe nicht höher als die Bestandsbauten.“ Kress ist auch davon überzeugt, dass der Grünanteil bei der künftigen Bebauung nicht geringer wird – „der Gartenstadtcharakter soll durchaus erhalten bleiben.“ Zudem werde durch begehbare grüne Dächer ein zusätzliches Angebot geschaffen.

Auch Gewobau-Chef Gernot Küchler sieht den Vorwurf, es verschwinde wertvolles Stadtgrün, als unbegründet an. Wie auch immer die Detailplanung aussehen werde, es sollten ausreichend Grünflächen entstehen – auch solche, die den Kleingartencharakter erhalten. Der Aufsichtsratsvorsitzende Florian Janik würde es ausdrücklich begrüßen, wenn Grünflächen genutzt würden – „auch wenn es in Mehrfamilienhäusern immer verschiedene Meinungen darüber gibt.“

Dass die Zahl der Anwohner durch eine Neubebauung steigen wird, ist laut Gewobau und OB Florian Janik „durchaus gewollt“. Bei der herrschenden Wohnungsknappheit und allein 1700 registrierten Wohnungssuchenden sei es unverzichtbar dort nachzuverdichten, wo der Charakter des Wohnumfelds nicht zerstört werde. Dies sei hier garantiert. Zudem, so gibt OB Florian Janik zu bedenken, werde es für das betroffene Gelände erst noch ein Bebauungsplanverfahren geben, in dem die Bewohner des Umfeldes (erneut) ihre Bedenken einbringen können.

Bei der Gewobau erwartet Gernot Küchler auch keinen Abriss mehr in diesem Jahr – zumal einer der Wohnblocks an der Äußeren Brucker Straße noch vom Landesamt für Denkmalschutz angeschaut werden soll. Architekt Hubert Kress glaubt allerdings nicht, dass das Amt ausreichend Gründe für einen Denkmalcharakter des Hauses finden wird.

Unterschiedlicher „Schutz“

Am westlichen Ende der Mainstraße wartet für die Gewobau bereits die nächste Baustelle. Im Erlanger Weg sind bei den Wohnblocks so große Bauschäden zu beobachten, dass einige Wohnungen bereits geräumt werden mussten. Die Gewobau erwartet hohe Renovierungskosten, so dass dies erst später geschehen könne. Die betreffenden Gebäude stünden aber unter Ensembleschutz, „ein Abriss ist daher nicht vorgesehen.“ Ein solcher Ensembleschutz existiere aber für die vom Abriss betroffene Siedlung gerade nicht, so Architekt Kress. Diese Häuser seien kein Erba-Erbe, sondern erst in den 30er Jahren nachträglich eingefügt.“ Und die Bausubstanz sei schlecht, so Kress.

Die Anwohner aber werden sich wohl nicht so schnell mit den Abriss- und Neubauplänen abfinden können: „Wir hatten hier ein intaktes Wohngebiet mit guten Nachbarschaften. So etwas macht man nicht kaputt“, sagt eine Anwohnerin.

 

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