Erlangen: Putzlappen gegen Ölbohrung in der Arktis

7.6.2015, 17:54 Uhr
Erlangen:  Putzlappen gegen Ölbohrung in der Arktis

© Foto: Harald Sippel

Die Erderwärmung hinterlässt auch am Nordpol deutliche Spuren – das Eis schmilzt. Die natürliche Klimaanlage der Erde ist in Gefahr, doch die Ölindustrie will sich das zu Nutze machen, denn durch die dünnere Eisdecke sind die dortigen Ölvorkommen leichter zugänglich. Der russische Ölkonzern Gasprom ist bereits seit 2013 in der Arktis am Werk. Auch der internationale Ölkonzern Royal Dutch Shell will ab Mitte Juli dieses Jahres für Ölbohrungen in die Arktis zurückkehren, nachdem die Bohrungen im Jahr 2012 nach mehreren schweren Unfällen ausgesetzt werden mussten.

Hohes Risiko

Neun Milliarden Barrel Öl, die den weltweiten Bedarf für drei Jahre decken könnten, werden dort vermutet. Die US-Regierung schätzt die Wahrscheinlichkeit für einen größeren Ölunfall aufgrund der extremen Witterungsbedingungen vor Ort auf 75 Prozent, wenn Shell vor der Küste Alaskas Öl findet und diese Quelle innerhalb der kommenden Jahrzehnte ausschöpft. Die Auswirkungen eines Unfalls wären fatal. Gerät Öl unter die Eisoberfläche könnten nur ein bis 20 Prozent wieder entfernt werden. Trotzdem hat Präsident Obama die Erlaubnis für die gefährlichen Ölbohrungen gegeben, kritisiert Greenpeace.

Das Umweltunternehmen befürchtet außerdem eine Ausbeutung der reichen Fischgründe der Nordpolregion durch die Fischerindustrie. Aus diesem Gründen fordert Greenpeace keine weiteren Ölbohrungen in der Arktis, ein Verbot der industriellen Fischerei und die Errichtung eines umfassenden Schutzgebietes um den Nordpol.

Seit dem 11. April ist das Aktionsschiff der Umweltorganisation auf Rhein, Main, Europakanal und Donau unterwegs, um die Öffentlichkeit an 14 Stationen über die Bedeutung des Schutzes der Arktis zu informieren und Unterschriften für das Schutzgebiet zu sammeln.

Besucher haben die Möglichkeit sich bei einer Schiffsführung einen Eindruck vom Aufbau des Schiffes zu machen und sich in einem Ausstellungsraum im Bauch des Schiffes mit Hilfe eines Films über die Einzigartigkeit der Arktis und die Gefahren des Klimawandels für die Region und die ganze Welt zu informieren.

Zahlreiche Aktionen laden Interessierte zum Mitmachen ein: neben dem symbolischen Falten von Booten, welche Nachrichten an den Ölkonzern Shell enthalten, soll aus normalen Putzlappen, die mit dem Slogan „Stop Shell“ beschriftet werden, der größte Putzlappen der Welt entstehen und an das Unternehmen als Zeichen des Protest übergeben werden.

Bereits seit elf Jahren ist die 32 Meter lange und sechs Meter breite „Beluga II“ auf Informations- und Aktionstouren unterwegs. Die Bootsbesatzung besteht momentan aus sieben Greenpeace-Mitgliedern, erklärt Atticus Hoppe, der für die Koordination an Board verantwortlich ist. Die Beluga II ist noch bis zum 8. Juli auf Tour und macht Halt an weiteren sechs Stationen in ganz Deutschland.

„Unser grünes Gewissen muss immer wieder wachgerüttelt werden“, sagt Ernst Seuchter, der sich mit seinem Enkel Tim das Schiff und die Ausstellung angeschaut hat. „Es gehört Mut dazu, sich unter Einsatz von Leib und Leben bei Protesten einzusetzen“. Der vierjährige Tim fand allerdings das Steuerrad und die Kapitänskajüte des Schiffes deutlich spannender als die Ausstellung.

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