Erlangen: Regionaler Investor kauft altes Landratsamt

6.11.2018, 06:00 Uhr
Erlangen: Regionaler Investor kauft altes Landratsamt

© Horst Linke

"Die ehemaligen Gebäude des Landratsamtes sind an einen privaten, regionalen Investor veräußert worden. Über Details ist Stillschweigen vereinbart worden", lautet die offizielle Stellungnahme des Landratsamtes, die stellvertretende Pressesprecherin Stephanie Mack den Erlanger Nachrichten auf Anfrage übermittelte. Zu weiteren Auskünften war das Landratsamt nicht bereit.

Klar ist, dass so ein Sahnestückchen an Grund im Zentrum Erlangens nicht für einen Apfel und ein Ei zu haben ist. Doch sollte es sich um einen der großen Bauträger aus Erlangen oder Nürnberg handeln, dürfte den das kaum schmerzen. Denn auf dem Immobilienmarkt in Erlangen lassen sich momentan Fantasiepreise erzielen.

Interesse verloren

Ursprünglich hatte ja die Friedrich-Alexander-Universität ihr Interesse an dem Bau von 1879 bekundet, der mehrfach erweitert und umgebaut wurde. Das war im Jahr 2014. Doch das ist inzwischen Makulatur. Nachdem Siemens den Bau des sogenannten "Siemens-Campus" im Süden der Stadt verkündet hat, will die Universität künftig die frei werdenden Siemensgebäude entlang der Werner-von-Siemens-Straße nutzen. Das Interesse der Universität ist perdu.

Dass das Gebäude und das Areal des alten Landratsamtes nicht billig gewesen sein dürften, geht aus ein paar Wortmeldungen von Kreisräten in der Sitzung des Kreisausschusses vom Montag hervor. So schlug Grünen-Rat Wolfgang Hirschmann vor, man könne doch aufgrund der Sondereinnahmen einige der für später vorgesehenen Investitionen schon ins Haushaltsjahr 2019 vorziehen. Und Höchstadts Bürgermeister Gerald Brehm (Freie Wähler) freute sich, dass trotz der erheblichen Mehrbelastung des Jugendhilfeetats 2019 in Höhe von 1,3 Millionen Euro der Landkreis bereit sei, die Kreisumlage im nächsten Jahr zu vermindern, "unter anderem mit Mitteln aus dem Verkaufserlös der alten Gebäude", so Brehm.

Doch über die Kaufsumme wird öffentlich nicht geredet, ebenso wenig über den Käufer oder dessen Pläne. Ob sich indes Vorschläge umsetzen lassen, wie sie die ÖDP-Stadtratsgruppe vor Jahresfrist unterbreitet hat, darf mit einem großen Fragezeichen versehen werden. Die ÖDP plädierte dafür, hier "eine vielfältige und bereichernde Wohnnutzung" zu schaffen. Unter anderem wäre ein "Mehrgenerationen-Wohnprojekt" denkbar oder andere soziale Wohnformen. Auch soziale Einrichtungen der Stadt könnten hier ein Domizil finden, warfen sich die Öko-Demokraten damals ins Zeug. Die Stadtverwaltung möge doch mit dem Eigentümer ins Gespräch kommen und eine sinnvolle Nachnutzung des Amtsgebäudes erörtern.

Was dem Käufer und Investor an dieser Stelle vorschwebt, bleibt vorerst jedoch im Dunkeln. Ob überhaupt an eine Wohnbebauung gedacht ist oder aber an ein Geschäftsgebäude mit Einkaufsläden, Kanzleien oder Praxen, ist völlig offen.

Bei einer Wohnnutzung muss aber dem Investor klar sein, dass bei jedem Neubau in der Stadt 30 Prozent der Wohnungen dem sozialen Wohnungsbau vorbehalten sind.

Insofern hätte die Stadt bei einer Wohnnutzung durchaus ein Wort mitzureden. Man darf als Bürger der Stadt Erlangen auf die weitere Entwicklung des Komplexes am Marktplatz jedenfalls gespannt sein.

11 Kommentare