Erlangen: Schnelltests durchs Fenster

22.3.2021, 12:00 Uhr
Erlangen: Schnelltests durchs Fenster

© Harald Sippel

Als die Nachricht über die Medien verbreitet worden war, stand das Telefon in den Apotheken von Thomas Wagner nicht mehr still. 50, 60 Anrufe, sagt Wagner, gingen täglich von Bürgerinnen und Bürgern ein: "Wir haben schnell gemerkt: Es herrscht großer Bedarf."

Mit den neuen Corona-Schutzverordnungen wollte die bayerische Staatsregierung auch flächendeckende Schnelltests weiter anschieben. Eine Maßnahme lautete, den Apotheken freizustellen, fortan Schnelltests für symptomfreie Kundinnen und Kunden anzubieten – mindestens einmal in der Woche pro Person kostenfrei. "Wir Apotheker müssen das zwar nicht tun", sagt Thomas Wagner, der auch Sprecher der Apothekenkammer für Erlangen ist, "aber wir sehen es schon auch als wichtige Aufgabe für unsere Kommune und Gesellschaft an, das in diesen besonderen Zeiten anzubieten."

"Kein großes Geschäftsmodell"

Ein großes Geschäft, sagt der Apotheker, ist es aber wohl nicht gerade, denn pro Test verdienen die Apotheken gerade einmal zwölf Euro. Testmaterial, Schutzkleidung, Personal, Unkosten für das digitale Planungstool, das die Terminvergabe und auch die anschließende Benachrichtigung über das Testergebnis direkt ans Mobiltelefon übernimmt, kosten hingegen nicht wenig Geld. "Ein Geschäftsmodell ist es wohl eher nicht", sagt Wagner.

Auch ist es nicht für jede Apotheke automatisch möglich, Schnelltestungen anzubieten. "Es ist eine Frage des Personals und vor allem der vorhandenen Räumlichkeiten." So eignen sich beispielsweise von den vier Apotheken, die Thomas Wagner in Erlangen betreibt, lediglich zwei dazu, Schnelltestungen vorzunehmen: die Kolibri-Apotheke am Röthelheimpark sowie die Schloss Apotheke in der Hauptstraße.

Tests in Seitenstraße

In der Kolibri-Apotheke wird der Test im Freien vor dem Seiteneingang durchgeführt, in der Schloss Apotheke durch das Fenster in der Apfelstraße. Hintergrund ist, dass die Raumtemperatur, in dem der Tests danach ausgewertet wird, zwischen 15 und 25 Grad liegen muss."Damit wir das personell schaffen, haben wir Medizin- und Pharmaziestudierende hinzugezogen", sagt Thomas Wagner. Denn auch seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kann und will der Apotheker nicht dazu zwingen, Corona-Schnelltests bei fremden Personen vorzunehmen: "Nicht alle möchten das, viele sagen, sie machen das erst, wenn sie geimpft worden sind", so Wagner. "Somit läuft das auf freiwilliger Basis."

Nicht überall nur Nasenrachen

Die Schnelltests in seinen Apotheken funktionieren mit Nasenrachen-Abstrichen. Lediglich Kinder unter zwölf Jahren werden mit Abstrichen getestet, die nur in den vorderen Nasenbereich eingeführt werden müssen und – nach Angaben der Hersteller – ebenfalls sichere Ergebnisse erbringen. "Bei Kindern sind die Gänge in der Nase enger, hier wollen wir sicher gehen, dass wir keine Verletzungen hervorrufen", so Wagner.

Ansonsten bietet die Bahnhof-Apotheke in der Goethestraße Testungen ohne Termin an. Für die Medicon Apotheke in Alterlangen (Neumühle) muss man sich vorher telefonisch anmelden (0 91 31/94 08 70), hier wird auch bei Erwachsenen im vorderen Nasenraum abgestrichen. Auch die Apotheke Dechsendorf bietet Schnelltests nach Anmeldung unter 0 91 35/80 08 in der Naturbadstraße an, ebenso in der Filiale in Heßdorf (9 bis 13 Uhr, ohne Anmeldung). Auch dabei ist die Europa Apotheke in Spardorf (Alte Ziegelei).

"Sehr, sehr gut angenommen"

"Die Möglichkeit zum Testen bei den Apotheken wird sehr, sehr gut angenommen", sagt Thomas Wagner, "der Bedarf ist offenbar riesig." Viele Menschen benötigen etwa negative Testergebnisse, um Angehörige in Pflege- oder Altersheimen zu besuchen. Pro Stunde sind derzeit zehn bis zwölf Testungen möglich, "am Freitag waren es allein 60 bis 70 Tests in unserer Kolibri-Apotheke." Das Ergebnis erhält man bereits rund 30 Minuten nach dem Test. Seit Dienstag gibt es das Angebot in Erlangen, sagt Thomas Wagner. Bislang gab es ausschließlich negative Testergebnisse.

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