Erlangen: Stadt will Lösung für die Mittagsbetreuung

19.5.2013, 07:00 Uhr
Erlangen: Stadt will Lösung für die Mittagsbetreuung

© Bernd Böhner

„Das sind unsere Gruppenräume. Und hier ist der Hausaufgabenraum.“ Tamara Dittrich, die Leiterin des Schülernestes, führt Birgitt Aßmus durchs Gebäude. Probeweise darf die CSU-Politikerin auf einem der kleinen Stühle im Hausaufgabenraum Platz nehmen. Auf die Arbeiten, die vor ihnen auf dem Tisch liegen, können die Kinder sich in den nächsten Minuten erst mal nicht mehr konzentrieren. Das muss warten, bis die Besucherin aus dem Rathaus das Zimmer wieder verlassen hat.

Die Hausaufgaben unter Aufsicht machen - das ist der Schwerpunkt der Mittagsbetreuung. Anderes kommt dazu: Gemeinsam Mittagessen, miteinander spielen, basteln, lachen, plaudern. Genauso oder ähnlich wie im Hort. Mit einem Unterschied:

Die Kosten für einen Hortbesuch übernimmt bei Bedürftigen das Sozialministerium. Den Besuch einer - noch dazu bei weitem günstigeren -Mittagsbetreuung bekommen Kinder aus armen Familien jedoch nicht finanziert, da diese Einrichtungen nicht ans Sozialministerium, sondern ans Kultusministerium gebunden sind.

Kommune steht in der Pflicht

Das Problem dürfe weder in den einzelnen Familien noch an den Trägern - im Fall des Schülernestes die Erlösergemeinde - hängen bleiben, hatte SPD-Stadträtin Barbara Pfister gefordert. Die Kommune sei in einem Fall wie diesem in der Pflicht. Es werde eine Lösung geben, deutete Birgitt Aßmus jetzt bei ihrem Besuch im Schülernest an. Drei Ämter - das Sozialamt, das Schulverwaltungsamt und das Jugendamt - würden diese im Juni den Stadträten präsentieren.

Klar sei, dass es nicht um eine einzelen Einrichtung gehe, sondern dass eine Lösung für alle Erlanger Mittagsbetreuungen - auch in der Rückertschule, Adalbert-Stifter-Schule, Hedenus Grundschule, Mönauschule und im Marie-Therese-Gymnasium - gefunden werden müsse.

Wie wichtig es ist, genügend Betreuungseinrichtungen am Nachmittag für Schulkinder zu haben, wurde in der Pestalozzischule ebenfalls deutlich. 260 Kinder besuchen die Klassen, nur zehn Prozent von ihnen gehen nach dem Unterricht nach Hause, wie Konrektorin Christiane Maurer verdeutlichte. 60 Kinder besuchen derzeit das Schülernest, die anderen gehen in Horte und Lernstuben. Dies sei ein Angebot für jeden Bedarf und damit eine schöne Ergänzung, sagt Pfarrer Karl-Friedrich Grimmer von der Erlöserkirche.

Unterstützung bei den Hausaufgaben

Beim Besuch der Mittagsbetreuung müssen die Schüler das Haus nicht verlassen, für manche Erstklässler mit Orientierungsschwierigkeiten ein eindeutiger Pluspunkt. Und: Die kurzen Wege können auch vorteilhaft sein bei der Kommunikation zwischen Betreuern, Lehrern und Eltern. Die Betreuungszeiten dagegen sind im Hort länger. Und hier arbeiten pädagogische Fachkräfte. Dies ist in der Mittagsbetreuung ebenfalls meist der Fall, aber eigentlich keine Voraussetzung.

Doch es geht nicht darum, die Betreuungsangebote gegeneinander aufzurechnen. Das Fazit beim Besuch von Birgitt Aßmus in der Pestalozzischule: Wichtig ist für viele Kinder auf jeden Fall, dass sie einen Ort haben, wo sie sich wohl fühlen, wo sie Lernanreize bekommen. Und auch wenn die Eltern gar nicht berufstätig, sondern zuhause sind: Viele Kinder bräuchten Unterstützung bei den Hausaufgaben, weil sie Sprachprobleme haben, sagte Christiane Maurer.

Die Schüler, die Hilfe am nötigsten brauchen, stammen oft aus den finanzschwachen Familien. Die Betreuungskosten für zwei Flüchtlingskinder in der Mittagsbetreuung der Pestalozzischule trägt derzeit eine Stiftung der Erlöserkirche. Die Eltern von fünf weiteren Kindern können die Kosten ebenfalls nicht selbst bezahlen. „Wir wollen diese Kinder nicht wegschicken“, sagt Tamara Dittrich.

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