Erlangen: Stille Stunden rund um Mitternacht

2.1.2021, 09:50 Uhr
Erlangen: Stille Stunden rund um Mitternacht

© Foto: Hans von Draminski

Die Hugenottenstadt wirkt an diesem so anderen Silvesterabend dennoch wie die Kulisse eines nur mäßig spannenden Endzeit-Films: Regennass und fast völlig menschenleer sind die Innenstadtstraßen – die auch zum Jahreswechsel geltende Ausgangssperre zeigt Wirkung. Das wird schon spürbar, als der Schreiber dieser Zeilen über die von Autos befreite A 73 Richtung Erlangen fährt: ein paar Taxis und ein, zwei Busse sind die einzigen "Weggefährten" anderthalb Stunden vor Mitternacht.

"Alles ruhig"

In Erlangens City das gleiche Bild. Eine Polizeistreife fährt um 23.30 im Schritttempo durch die Hauptstraße, vorbei an der Bogen-Passage in Richtung Neuer Markt und Rathaus. Frage: "Besondere Vorfälle?" Antwort: "Keine, alles ruhig."

Erlangen: Stille Stunden rund um Mitternacht

© Hans von Draminski

Und das bleibt in dieser unwirklich stillen Silvesternacht auch so. Die Stille wird zwar sporadisch von fernen Feuerwerks-Explosionen zerrissen, woher sie kommen, bleibt in den verlassenen Häuserschluchten aber ein Rätsel.

Am Hugenottenplatz spuckt ein Bus ein junges Pärchen aus, das sich sichtlich bemüht, schnell heim zu kommen. Risikofreudige Silvesternachtschwärmer oder doch nur Schichtarbeitende, womöglich in einem "systemrelevanten Beruf" und deshalb von der Ausgangssperre zwischen 21 und 5 Uhr nicht betroffen? Sie sind fort, ehe man sie fragen kann.

Älterer Herr wird "verhört"

Ein paar Meter weiter wird ein älterer Herr von einer der zahlreichen Polizeistreifen "verhört" – und kann schnell glaubhaft machen, dass auch er aus dem Spätdienst auf dem Weg nach Hause ist.

Die Polizeiinspektion Erlangen-Stadt wird am Neujahrsmorgen von einem Jahreswechsel berichten, der "friedlich vonstatten ging und außergewöhnlich ruhig ausfiel". Das mit Kräften der Bereitschaftspolizei unter anderem aus Bayreuth aufgestockte Polizei-Team, es hat nur wenig zu tun. Wie der Polizeibeamte aus Mitteldeutschland, der den Erlanger Bahnhof "bewacht" und Löcher in die Fassade des kurz vor Mitternacht völlig verwaisten Empfangsgebäudes starrt. In dieser Nacht fährt offenbar kaum jemand mit dem Zug.

Polizei-Spalier vor dem Schloss

Erlangen: Stille Stunden rund um Mitternacht

© Harald Sippel

Vor dem Erlanger Schloss stehen die Mannschaftsbusse der Polizei Spalier und rücken abwechselnd zu Kontrollfahrten aus, bei denen gleichwohl wenig passiert. Ein paar Verstöße gegen die Ausgangssperre gibt es, die meisten werden "eine Stunde vor und eine Stunde nach dem Jahreswechsel festgestellt", wie es im Polizeibericht lakonisch heißt. Zigaretten holen, Flaschen im Container entsorgen oder Spazierengehen ist eben kein "triftiger Grund", das Ausgangsverbot zu ignorieren.

Mit Fahrrad geworfen

Ziemlich skurril mutet an, was eine Streife am Besiktasplatz um 0.08 Uhr erlebt: Zwei Jugendliche und ein Heranwachsender werfen mit einem Fahrrad und ergreifen dann die Flucht, die schnell in den Fängen der Polizei endet. Alle drei "Übeltäter" sind stark betrunken, beschimpfen und bespucken die Polizisten. Die übergeben die jungen Randalierer an ihre Eltern. "Fahrradweitwurf" ist übrigens kein triftiger Grund, die Wohnung während der Ausgangssperre zu verlassen, deshalb haben alle drei nun Anzeigen am Hals.

Keine Schwerverletzten

Erlangen: Stille Stunden rund um Mitternacht

© Hans von Draminski

Dafür gab es mangels Böllerei in der Stadt Erlangen und auch im Landkreis Erlangen-Höchstadt nicht wie in den Vorjahren Schwerverletzte durch unsachgemäß eingesetztes Feuerwerk. In den Stunden nach Mitternacht wird der Nieselregen wieder stärker. Das neue Jahr beginnt fast lautlos, mit ganz leisem Schmuddelwetter.

 

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