Erlangen: Viel Lärm am Bohlenplatz

11.8.2020, 13:00 Uhr

Nahezu jeden Abend kommen zahlreiche junge Menschen auf dem Bohlenplatz, auf der Freizeitanlage am Freibad West sowie auf dem Bürgermeistersteg zusammen, um Musik zu hören, sich zu unterhalten, Alkohol zu trinken. Laut Polizei sind es manchmal 200 bis 250 Personen allein auf dem Bohlenplatz.

Würden die Feierlichkeiten sich von allein spätestens zur Biergarten-Sperrstunde gegen 23 Uhr auflösen, gäbe es wohl kaum Probleme. Doch die Anwohner beklagen, dass manchmal bis in die frühen Morgenstunden Musik und Stimmengewirr derart störend sind, dass eine normale Nachtruhe nicht möglich ist. Auch wenn die Polizei, die in den Sommermonaten fast täglich vorbeischaut, schon vor Ort gewesen ist.

"Kein Zustand mehr"

"Es ist wirklich kein Zustand mehr", sagt etwa Matthias Thurek, CSU–Stadtrat und Anwohner am Bohlenplatz. "Wir haben wirklich nichts dagegen, wenn junge Menschen da ihren Spaß haben. Aber im Gegenzug wünschen wir uns, dass es spätestens um 24 Uhr auch vorbei ist."

Sven, 28 Jahre und Master-Student, hat Verständnis für die Situation der Anwohner. Er gehört wie David, 17 Jahre jung, der sich gerade zum Krankenpfleger ausbilden lässt, zu einer Gruppe Feiernder. Es sind Kleingruppen, die sich auf dem weitläufigen Parkgelände zusammengefunden haben. Musikboxen laufen, die meisten haben Bierflaschen in der Hand, einige sogar Kühlboxen mit Nachschub dabei. Sie sitzen auf dem Boden, stehen zusammen, lachen, unterhalten sich. David sieht darin kein Grund für Beschwerden: "Es gibt ziemlich oft Probleme mit den Anwohnern", sagt er, "ich glaube, die wollen uns einfach nur hier weg haben." Sven fehlen dafür aber die Alternativen – besonders während der Pandemie. Discotheken und Bars sind geschlossen. "Aber wenn sich jemand aufregt, dann gehen wir eben weiter und feiern woanders."

Fünfmal so viele Anzeigen

Peter Kreisel, der Chef der Erlanger Polizei, hat in gewissem Maß Verständnis für die Jugendlichen. "Wir haben das Problem mit der Lärmbelästigung am Bohlenplatz ja nicht erst seit Corona, sondern bereits seit Jahren", sagt er. "In der gegenwärtigen Situation verschärft es sich, weil das Bedürfnis entsteht raus zu gehen, Freunde zu treffen. Nur geht das natürlich nicht in dem Maße, wenn an die Örtlichkeiten direkte Wohnbebauung grenzt, wo die Leute auch mal ihre Ruhe haben wollen."

Gab es von Januar bis Juli 2019 keinen einzigen Einsatz am Bohlenplatz wegen Lärmbelästigung, verzeichnete die Polizei im selben Zeitraum 2020 bei schönem Wetter "nahezu täglich" ab 22 Uhr Beschwerden von Anrufern. "Wir haben allein fünf Anzeigen wegen Lärmbelästigung in diesem Jahr erteilen müssen", hat Christian Daut von der Polzei gezählt.

"Sehr kooperativ"

Trotzdem, so sein Kollege Kreisel, seien die Jugendlichen vor Ort überwiegend "sehr kooperativ": "Es reicht, sie auf die Situation hinzuweisen. Dann packen sie zusammen und gehen." Natürlich aber könne die Polizei irgendwann auch nicht mehr wegschauen – vor allem, wenn es immer dieselben Personen sind, die sich Tag für Tag belehren lassen.

"Man darf auch nicht vergessen", so Kreisel, "dass es laut Hygieneschutzverordnung momentan eigentlich gar nicht gestattet ist, im öffentlichen Raum zu Feiern oder zu Grillen." Das gebe der Polizei immer die nötige rechtliche Handhabe, um einzuschreiten. Ebenso ist der Bohlenplatz eine Grünfläche – "laut Verordnung dürfte man hier gar keinen Alkohol konsumieren".

Die Polizei aber sieht es wie Matthias Thurek: Spaßverderber in dieser besonderen Situation will man nicht sein. Aber für gegenseitiges Verständnis werben, vor allem bei den Jugendlichen, das wollen beide Seiten.

Sozialarbeiter als Rettung?

Bleibt die Frage, ob die Polizei auf Dauer der richtige Ansprechpartner ist, binden diese Einsätze ja täglich Kapazitäten. In München gibt es hier ein Projekt der Sozialarbeit, bei dem Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einen Dialog zwischen den Jugendlichen und den Anwohnern herstellen, für gegenseitiges Verständnis werben und Lösungen gefunden haben. "Das läuft sehr gut, das könnten wir uns für Erlangen so auch vorstellen", sagt Peter Kreisel. Zum Jahresende 2019 hat der Polizeichef dieses Projekt der Stadt Erlangen vorgeschlagen. Was daraus wurde? Die Stadt versprach, sich in den kommenden Tagen dazu zu äußern.

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