Erlangen: Visionäres Projekt im Meinungszwiespalt

18.8.2015, 11:54 Uhr
Erlangen: Visionäres Projekt im Meinungszwiespalt

© F.: Giulia Iannicelli

Wenig Vertrauen in den Weitblick der Stadtoberen setzt beispielsweise ein Leser, der sich pseudonym „Sepp vom Dienst“ nennt: „Die Arroganz der Planung schlägt wieder einmal zu!... Dieses Kleinstadtdenken und Von-Oben-Herab-Gehandle nimmt langsam aber sicher Überhand. Man kommt sich als Erlanger schon vor wie in Republicas de las bananas. Klar wird es wieder ein ,Großer Wurf‘... Vermutlich wird es genauso provinziell wie der vollkommen verplante Neue Markt, genauso langweilig, wie alle Wohnungsbauprojekte im Stadtwesten und Stadtosten und genauso perspektivlos wie die aktuellen ÖPNV-Planungen der Stadtverwaltung.“

„Kombinierte Handballarena“

Wozu die Stadt „Bauverdichten“, fragt „echtER“ die Verantwortlichen im Rathaus: „Wozu den besten Ort für Großveranstaltungen zuklotzen? Stadtentwicklung ist das nicht, eher klein-klein. Die Vision wäre: Handballarena kombiniert mit neuer Stadthalle auf dem Gelände des Großparkplatzes bei Erhalt aller Parkplatzkapazitäten und des Busbetriebes. Veranstaltungen und Vereinsaktivitäten mit hervorragender Anbindung an Autobahn, Bahn und Bus. Und wer nachher noch Essen und Trinken will, kann in die Innenstadt... Hallo Visionäre, es gibt schon heute recht viele Leerstände in der Innenstadt, da hilft nichts von eurer klein-klein-Medizin. Die Arcaden waren nicht der versprochene Segen, und wenn das Landratsamt zukünftig auch südwärts verlegt ist, dann ist die Innenstadt nur mit echten Visionen zu helfen und nicht hinter Schallschutzfenstern und -wänden zu wohnen oder zu arbeiten. Stadtentwicklung geht anders. Macht es nicht für euch, sondern für alle Erlanger, also auch für die zukünftigen.“

An die nach wie vor kursierende Meinung von Bürgern, dass sich Politiker gerne selbst ein Denkmal setzen, knüpft ein Leser an, der sich „Steiner41“ nennt: „Ein Problem der heutigen Zeit ist, dass offenbar jeder bestrebt ist, sich mittels eines Großprojektes ein Denkmal zu setzen, um sich damit zu rühmen, welch bahnbrechende Neuerungen man für eine Stadt durchgesetzt hat. Dass man nicht immer nur mit neuen Projekten gegen bestehende Probleme anstinken kann, fällt dabei hinten ab. Selbst wenn die Erlanger den Großparkplatz nicht sonderlich nutzen... Nürnberger, Fürther, Forchheimer und das Umland tun es, und genießen dabei den Vorteil, schnell mitten in der Stadt zu sein.“

Mehrere Leser schlagen in die selbe Kerbe und sprechen natürlich das allseits leidige Parkproblem an, wie auch „Leser 2014“: „Ob man den Parkplatz schön findet oder selbst nicht nutzt, ist ja unerheblich. Wenn man dort etwas anderes bauen will, muss man zuvor klären, wie die Alternative aussehen soll. Wo sollen all die Menschen parken, die in die Innenstadt zum Arbeiten und Einkaufen kommen sollen?“

Mit dem Lärmproblem, das zweifelsohne allein schon durch die A 73 gegeben ist, gehen EN-Leser recht unterschiedlich um: „Das Problem mit dem Lärm von der Autobahn und der Bahn haben viele Leute in Erlangen, die in unmittelbarer Nähe der A 73 oder der A 3 wohnen (vor allem im südlichen Bruck nahe dem Autobahnkreuz). Außerdem ist der Verkehrslärm zumindest nachts auf der A 73 nicht so schlimm, da der Schwerlastverkehr eher über die A 3 läuft. Von daher finde ich die Idee dort (preiswerte) Wohnungen zu errichten gar nicht mal so schlecht — ist meiner Meinung nach sogar besser als nur nachzuverdichten. Wenn sich dort Firmen ansiedeln wären deren Arbeitnehmer auch durch die Bahn gut angebunden. Ich fände es jedenfalls schön, wenn die Pläne in die Tat umgesetzt werden würden, weil dieses Areal — inklusive. ZOB — heute einfach nur hässlich ist“, meint jedenfalls „DarkShark“.

Verständnis für Erweiterung

Verständnis für die geplante Erweiterung, ohne dabei auf einen Großparkplatz verzichten zu müssen, hat „Schorsch63“: „Auch wenn es fraglich ist, wie man da ein Wohngebiet von der Autobahn abschirmen will, ist es schon klar, dass Erlangen früher oder später auch nach Westen wachsen wird und auch die Autobahn irgendwann mitten durch gehen wird. Wie sieht es denn auf der anderen Seite der Autobahn aus, wäre da kein Platz? Ich fände es besser, wenn man den Parkplatz an der Baiersdorfer Straße umbauen würde, der ist nicht so wichtig für die Besucher der Stadt. Das Konzept einen Großparkplatz zu haben, von dem man bequem in die Innenstadt kommt, sollte man nicht aufgeben.“

Die Pläne für eine Landesgartenschau sind nicht vergessen. Wie andere Leser fragt sich „Eisbär“, wie das Projekt „Großparkplatz“ mit der gewünschten grünen Veranstaltung zusammen geht: „Gibt es da nicht auch Pläne für eine Landesgartenschau, wo das Areal einbezogen werden sollte? Soviel wie hier gebuddelt werden soll in den nächsten Jahren, verlangt das schon einiges an Nerven und Geld. Auch wenn die Idee sicherlich Charme hat, wäre dort Gewerbe am besten aufgehoben anstatt Wohnungen zu bauen.“

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