Erstaunlicher Weitblick

Erlangen: Vor 30 Jahren Autobahnkreuz vorhergesagt

4.9.2021, 10:30 Uhr
Der Erlanger Gymnasiallehrer Karlheinz Ermann (71) hat schon in den 1990er Jahren mit seinem "Arbeitskreis Ökologie" den Flächenverbrauch des damals nur als Fernplanung existierenden Autobahnkreuzes Fürth-Erlangen untersucht. 

© Hans von Draminski, NN Der Erlanger Gymnasiallehrer Karlheinz Ermann (71) hat schon in den 1990er Jahren mit seinem "Arbeitskreis Ökologie" den Flächenverbrauch des damals nur als Fernplanung existierenden Autobahnkreuzes Fürth-Erlangen untersucht. 

"Irgendwann in den 90ern" sei es gewesen, als Ermann, damals Lehrer unter anderem für Deutsch am Marie-Therese-Gymnasium Erlangen (MTG), in seinem damaligen "Arbeitskreis Ökologie" mit Schülerinnen und Schülern eine ganz besondere, zweilagige Karte anfertigte. Die zeigt das Autobahnkreuz Fürth-Erlangen, wie es nach damaligem Planungsstand ausgesehen hätte - per durchsichtiger (Overhead-)Folie projiziert auf einen Plan der Erlanger Innenstadt.

Sparkassen-Wettbewerb als Anlass

Anlass für das Projekt war ein Sparkassen-Wettbewerb unter dem Titel "Da bewegt sich was!". Dadurch, dass das Autobahnkreuz unter dem Motto "Landverbrauch des Autoverkehrs" virtuell über die Innenstadt gelegt wird, werden die immensen Ausmaße der Konstruktion deutlich: Schon damals, vor rund drei Jahrzehnten, hätte sich das Asphalt-Kleeblatt mit Zu- und Abfahrten vom Lutherplatz bis zum Rathausplatz, also geschätzt rund 2,5 Kilometer in der Länge, erstreckt. Auch die Breite - seinerzeit etwa zwei Kilometer hätte ausgereicht, um einen Gutteil der Innenstadt abzudecken. Die Pläne besorgte sich der Arbeitskreis über die Autobahndirektion Nordbayern - und projizierte sie auf die Erlanger Innenstadt-Karte.

Immenser Flächenverbrauch

Ein nicht zur Realisierung vorgesehenes Gedankenspiel, das es gleichwohl ermöglicht, den immensen Flächenverbrauch gerade des Straßenbaus besser einschätzen zu können. "Im richtigen Leben ist das fertige Autobahnkreuz ja noch um einiges größer geworden", weiß Karlheinz Ermann. Der 71-Jährige, der in Erlangen geboren und aufgewachsen ist, hatte in seinem Arbeitskreis Ökologie in jenen Jahren um die zehn Kinder und Jugendliche zwischen zwölf und 17 Jahren, die sich intensiv Gedanken über den Umgang mit der Umwelt machten.

Nachhaltigkeits-Beirat mitgegründet

Ermann war auch einer der Gründer des heutigen Nachhaltigkeits-Beirats und ist bis heute in der Initiative "Zukunftsfähiges Erlangen" aktiv. "Als ich noch Lehrer war, fuhr ich jeden Tag mit dem Fahrrad durch die Regnitzwiesen", erinnert er sich. Er kann es nach eigenen Worten deshalb "gut verstehen", wenn Initiativen wie die Wiesengrundfreunde Bedenken haben, dass der Bau der Stadt-Umland-Bahn (StUB) mit einem umfangreichen Brückenbau-Projekt flankiert wird.

"Andererseits steigt das Aufkommen der täglich zu befördernden Menschen aber immer weiter an und die StUB kann eben sehr viele Pendler auf einmal fassen", gibt Ermann zu bedenken. Wohl wissend, dass die Überland-Straßenbahn deutlich weniger Platz benötigt als eine Autostraße. Und dafür muss man kein Prophet sein.

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