Erlanger Bierkästen reisen bis ans Ende der Welt

16.10.2017, 18:00 Uhr
Erlanger Bierkästen reisen bis ans Ende der Welt

© Klaus-Dieter Schreiter

"Ich komme in die Wildnis und sehe meine Bierkästen", strahlt Joachim Lehmann. Mit "Wildnis" meint der Geschäftsführer der Firma Spritzgusstechnik Werner Frör das Dorf Narsaq im Süden Grönlands. Ein kleiner Hafen, ein Postamt, ein Hotelchen. Und eine Brauerei gibt es dort auch. Die einzige übrigens in Grönland. Dorthin hat Joachim Lehmann nun seine Bierkästen geliefert. Das ist nicht gerade naheliegend, aber es kam so: Während der Braumesse 2016 in Nürnberg vor einem Jahr kam ein junger Geschäftsmann zum Stand der Firma Spritzgusstechnik Werner Frör. Er zog eine 0,33 Liter-Bierflasche aus der Tasche und sagte, er benötige einen passenden Kasten dafür.

Die Erlanger Spezialfirma hatte da gerade ein neues Highlight in die Produktpalette aufgenommen. Diesen "Kasten F 210", der speziell für die neue 0,33 Liter-Euro-Flasche entwickelt wurde, hat Joachim Lehmann dem Fremden gezeigt. "Die mit gebrachte Flasche passte besonders gut in unseren neuen Bierkasten hinein, und so waren wir uns sofort handelseinig", freut sich Lehmann. Als er aber die Visitenkarte des neuen Kunden las, da konnte er es nicht fassen: Der Mann namens Fridrik Magnusson kam von einer Brauerei aus Grönland. Die "Qajaq Brewery" aus Narsaq im Süden Grönlands wollte also ihre 0,33-Liter-Flaschen in Erlanger Bierkästen ausliefern.

So weit weg hatte Joachim Lehmann seine Bierkästen noch nie geliefert, denn beim Transport der leeren Behälter auf Euro-Paletten wird überwiegend Luft durch die Gegend gefahren, was dann verhältnismäßig teuer ist. "Aufgrund der doch etwas schwierigen Transportsituation mussten einige Telefonate geführt werden, und so waren wir uns bald einig, dass wir im Sommer die Brauerei auf Grönland besuchen", erzählt Lehmann.

Kein einfacher Weg

Der Weg dorthin ist nicht eben einfach. Die Erlanger Delegation ist von Nürnberg über Frankfurt zunächst nach Reykjavik auf Island geflogen. Von dort ging es mit einem kleinen Flieger, der nur drei Mal die Woche abhebt, nach Narsarsuaq, dem einzigen Verkehrsflughafen im Süden Grönlands. Da es in der Region keine Straßen gibt, wurden die Reisenden mit dem Boot abgeholt. Nach 90 Minuten an schroffen Felsen und bizarren Eisbergen vorbei, kamen sie in Narsaq an. Begrüßt wurden die Reisenden von dem Brauereiinhaber Fridrik Magnusson, von seinem aus Traunstein stammenden Brauer Johannes Ruf, und vom amerikanischen Braumeister Issac Milosavich.

Das Wasser zum Brauen wird aus den Eisbergen gewonnen, die im Fjord an der Brauerei vorbei driften. Sie werden aus dem Wasser gehoben, zerkleinert, das Eis wird dann geschmolzen und das Tauwasser gereinigt. "Es ist das vermutlich reinste Wasser überhaupt, das uns Mutter Natur aus diesen 1000 bis 4000 Jahre alten Eisbergen schenkt", heißt es auf der Internetseite der Brauerei. Ein Sud sind immer 30 Hektoliter, gebraut werden verschiedene Biere wie Kölsch, Pilsner, Dunkel und Doppelbock. Der engagierte Brauereibesitzer Magnusson hat da offenbar eine Marktlücke entdeckt, denn der Absatz des lokalen Qajaq-Bieres ist prächtig.

Fahrt auf dem Fjord

"Besonders beeindruckend war eine dreistündige Fahrt auf dem Fjord hinaus auf das Meer und wieder zurück in einen anderen Fjord, um ein Lager mitten in der Wildnis zu besuchen. Als wir aus dem Boot ausstiegen und den steilen Berg hinauf zum Camp gingen, sahen wir dort als erstes einige der 7000 Bierkisten, die wir aus Erlangen geliefert haben – und das am Ende der Welt", schwärmt Joachim Lehmann von seiner Geschäftsreise.

In seinem Werk an der Schallershofer Straße zeigt er stolz all die Kästen, die bei ihm schon aus der Spritzgussmaschine gekommen sind. An einer Wand der Fertigungshalle sind sie aufgestapelt. Überwiegend in der Region bekannte Marken sind es, deren Logos sich auf den Kästen befinden. Das mutet ein wenig wie in einem Museum an. Und irgendwo in dieser Bierkastenwand ist auch der Kasten für das gute Qajaq-Bier aus Grönland.

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