Erlanger Experte rechnet mit großer Impfbereitschaft

23.5.2020, 06:15 Uhr
Erlanger Experte rechnet mit großer Impfbereitschaft

© Daniel Karmann/dpa

"Sobald es einen Impfstoff gibt, bin ich auch felsenfest davon überzeugt, dass womöglich sogar die, die jetzt auf die Straße rennen, im Fall des Falles sich liebend gern impfen lassen, zumindest nach einer gewissen Zeit", sagte der Experte den Erlanger Nachrichten. Es werde natürlich nicht möglich sein, alle Menschen überall auf diesem Globus gleichzeitig zu impfen. Das sei völlig irreal; auch deshalb werde die Impfpflicht kein Thema sein, betonte Bogdan, der Mitglied der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut (RKI) ist.

Die derzeitige Debatte über eine Impfpflicht hält der 59-Jährige für eine "Umkehrung der Gegebenheiten". Jetzt das "Schreckgespenst der Impfpflicht" an die Wand zu malen, sei reichlich irrational. Ärzte und Wissenschaftler wollten Menschen mit Wissen und Fakten vom Impfen überzeugen und sie nicht dazu zwingen.

Wer gegen Impfen sei und dafür vermeintliche Nebenwirkungen oder gar Schädigungen als Argument anführe, wisse nicht genug über Impf-Prozesse Bescheid und bezeichne deshalb oft etwas als Nebenwirkung, was eine medizinisch durchaus erwünschte Reaktion des Körpers ist. Eine solche Reaktion signalisiere, dass sich das Immunsystem mit dem applizierten Impfstoff auseinandergesetzt habe, erläuterte Bogdan. Insgesamt bleibt der Fachmann angesichts der oft zitierten Impfmüdigkeit allerdings gelassen: Beim Herunterbrechen der Zahlen stellen die Gegner, die Impfungen generell ablehnen, laut Bogdan mit zwei Prozent eine "absolute Minderheit" dar.

Verdrehung von Tatsachen

Ob und wann es einen Impfstoff gegen das Coronavirus geben wird, kann und will der Direktor des Mikrobiologischen Instituts am Universitätsklinikum nicht sagen. Noch könne niemand beurteilen, welche Erkenntnisse über das Virus dazukommen werden, die die Entwicklung eines Impfstoffs beschleunigen oder verlangsamen. Jede Prognose sei "reine Spekulation"

Ähnlich wie bei den Impfgegnern sieht der Experte eine Verdrehung der Tatsachen bei den Frauen und Männern, die derzeit zuhauf gegen die Anti-Corona-Maßnahmen der Politik demonstrieren.

An den vergangenen Wochenenden waren auch in Nürnberg und München zahlreiche Menschen gegen die Einschränkungen auf die Straße gegangen. Jene, die die Gefahren durch das Virus für übertrieben hielten und alles als politische Willkür bezeichnen, verwechselten Ursache und Wirkung, sagte er. "Dass wir bisher so gut durch die Zeit gekommen sind, liegt natürlich an den auferlegten Einschränkungen und der Nachverfolgung von Kontaktpersonen", ist sich Bogdan sicher. Das werde von den Kritikern jetzt oft vergessen.

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