Erlanger Experte warnt: "Sorgfältig mit Daten umgehen"

10.1.2019, 06:00 Uhr
Erlanger Experte warnt:

© Foto: Arno Burgi/dpa

Ein 20-jähriger Mann aus Mittelhessen hat inzwischen gestanden, aus Verärgerung über Äußerungen von Politikern und Prominenten Daten bei Twitter zu stehlen und zu veröffentlichen. Dann zieht sich Grünen-Chef Robert Habeck aus Facebook und Twitter zurück, weil er wegen einer missglückten Mitteilung teilweise scharf kritisiert wurde.

Prof. Christian Schicha ist Lehrstuhlinhaber für Medienethik an der Universität Erlangen-Nürnberg und beschäftigt sich mit dem Umgang in den sozialen Netzwerken. Er sagt, dass es "erschütternd" sei, dass ein 20-Jähriger mit einfachen technischen Mitteln die Daten der Prominenten und Politiker abgreifen konnte. "Hier besteht dringend Handlungsbedarf", sagt Schicha. Bei den Verantwortlichen in den sozialen Netzwerken und bei jedem Einzelnen, der dabei mitmacht.

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"Ich sage den Studenten im ersten Semester, dass sie sehr sorgfältig mit ihren Daten umgehen sollen", sagt Schicha. In den sozialen Netzwerken sei "Datenzurückhaltung und Datenenthaltsamkeit" notwendig. Denn alles, was dort stehe, sei über Jahre abrufbar. Deshalb solle sich jeder genau überlegen, ob wirklich jede Verliebtheit mit Bild veröffentlicht werden müsse.

Den sozialen Netzwerken wirft Schicha vor, dass "Schutzmechanismen fehlen". Unternehmen wie Facebook oder Twitter würden mit der "Selbstdarstellung" der Menschen schließlich Geld verdienen. Und da sei es eigentlich selbstverständlich, wenn diese Unternehmen auch für die Sicherheit der Daten ihrer Mitglieder sorgen würden.

Wenn Robert Habeck wegen Kritik an einer Mitteilung sich entschließt, die sozialen Medien zu verlassen, habe der grüne Politiker einen "Verlust an Selbstdarstellung", so Prof. Schicha. Außerdem sollte ein Politiker die Kritik auch aushalten können.

Ein sogenannter Shitstorm war früher als Mobbing bekannt, "nur nicht so anonym", so Schicha. Die sozialen Netzwerke ließen es zu, "unerkannt die Sau rauszulassen". In den Erlanger Nachrichten zum Beispiel stünden presserechtlich Verantwortliche, in den sozialen Medien sei da nichts zu sehen.

Es sei auch schon vorgekommen, dass Politiker mit Hasstiraden im Netz überzogen wurden. Als der Politiker dann aber das persönliche Gespräch mit einem Kritiker suchte, sei dieser ganz zugänglich gewesen, so Schicha. "Menschen haben sich schon immer gegenseitig beschimpft", sagt Schicha. In der Anonymität des Netzes schaukeln sich allerdings Auseinandersetzungen hoch.

Der Professor für Medienethik hat auch beobachtet, dass dies bei falschen Nachrichten ähnlich laufe. "Je lauter Fakenews im Netz verbreitet werden, umso mehr Aufmerksamkeit bekommen sie". Dabei könne jeder selbst danach googeln, ob die Nachricht stimmt oder nicht.

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