Erlanger Römerboot bricht zur Jungfernfahrt auf

12.5.2018, 16:16 Uhr
Bis zu 18 Ruderer haben auf dem 16 Meter langen, originalgetreuen Nachbau Platz.

© Torsten Hanspach Bis zu 18 Ruderer haben auf dem 16 Meter langen, originalgetreuen Nachbau Platz.

Die Kopie eines fast 2000 Jahre alten römischen Bootes ist am Samstag zur Jungfernfahrt durch Mittelfranken gestartet. Nach gut einem Jahr Bauzeit ist das nachgebaute Militärschiff "Fridericiana Alexandrina Navis" in Erlangen getauft und auf die Premierenfahrt nach Fürth geschickt worden.

Bestes Wetter lockte die Erlanger am Samstag in Scharen zum Hafen nach Büchenbach: Auf dem Gelände der Erlanger Wanderrudergesellschaft Franken wurde das Römerboot der Friedrich-Alexander-Universität (FAU) feierlich seiner Bestimmung übergeben. Zu den Gästen zählten neben FAU-Präsident Joachim Hornegger und Erlangens OB Florian Janik Vertreter der Hauptsponsoren, die das Großprojekt ermöglicht hatten. Richard Heidl und Johannes Feldmayer von HeiTec freuten sich mit dem Sparkassen-Vorsitzenden Johannes von Hebel und Familie Beck über das gelungene Bauprojekt und die zahlreichen engagierten Helfer.

Auch Stadträtin Felizitas Traub-Eichhorn (SPD) und die ehemalige Stadträtin Marlene Wüstner inspizierten das Römerboot. Mirena Beck vom Projektsponsor "Der Beck" taufte den stattlichen Nachbau eines antiken Patrouillenboots auf den Namen "Fridericiana Alexandrina Navis" - kurz FAN. Anschließend konnten die geladenen Gäste einige Runden im Erlanger Hafen rudern.

Dabei konnten sich OB Florian Janik und FAU-Präsident Joachim Hornegger auf Anhieb in das trainierte Team einreihen und hatten sichtlich Spaß dabei, sich "in die Riemen" zu legen. Schließlich drängte Projektleiter, Prof. Boris Dreyer, zum Aufbruch, und die zahlreichen Gäste verabschiedeten die FAN, die zu ihrer Jungfernfahrt über Fürth nach Nürnberg aufbrach. Begleitet wurde sie dabei von zahlreichen Ruderbooten der Rudervereine aus Erlangen, Nürnberg, Bamberg und der Erlanger Partnerstadt Rennes sowie von Motorbooten der DLRG. 

Vorlage für Boot ist knapp 2000 Jahre alt

Forscher der Universität Erlangen-Nürnberg um den Althistoriker Boris Dreyer erhoffen sich von dem fast komplett aus Holz bestehenden Boot neue Erkenntnisse über den antiken Schiffsbau und die Einsatzmöglichkeiten innerhalb der römischen Flotte. Das Schiff ist das Prestigeprojekt, mit dem die FAU 2018 ihr 275-jähriges Bestehen feiert.  

Zahlreiche Studenten, Schüler und freiwillige Helfer haben an dem Boot mitgebaut. Sie wurden von zwei erfahrenen Bootsbauern unterstützt. Das Boot hat knapp 100.000 Euro gekostet, obwohl verschiedene Seiten das Projekt mit Spenden beispielsweise des Bauholzes unterstützten. Damit bei der Jungfernfahrt auch alles gut geht, haben Bootsbauer und weitere Begeisterte in den vergangenen Wochen das Rudern auf dem Dechsendorfer Weiher geübt. Der Besatzung gelang auf dem Weiher eine Geschwindigkeit von bis zu zwölf Kilometern pro Stunde. 

18 Ruderer passen auf das 16 Meter lange und 2,5 Meter breite Holzschiff. Es wiegt etwa 2,1 Tonnen und hat einen Tiefgang von rund 50 Zentimetern. Die historische Vorlage für das Boot stammt aus Oberstimm, einem Ortsteil von Manching bei Ingolstadt.

Militärschiff aus römischem Kastell

Im Jahr 1986 hatten dort Archäologen in der Nähe eines römischen Kastells zwei gut erhaltene Militärschiffe aus der Zeit um 100 nach Christus entdeckt. Die Forscher wollen unter anderem herausfinden, mit welcher Technik die etwa 20 Römer auf dem Schiff ruderten, wie viel Kraft sie einsetzen mussten, welche Geschwindigkeit das Boot erreichen und welche Strecken es zurücklegen konnte.

Forscher der Universität Regensburg hatten 2004 den ersten Nachbau eines antiken Flusskriegsschiffs zu Wasser gelassen. Auch die Universität Trier war an einem ähnlichen Schiffsbau beteiligt. Am Sonntag, 13. Mai, geht die Fahrt um 8 Uhr auf dem Kanal weiter und endet um 15.30 Uhr beim Ruderverein Nürnberg von 1880 e.V. am Bootsweg 33 in Nürnberg-Katzwang.

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