Erlanger Stadtrat: "Unser Corona-Schutz ist veraltet"

13.4.2021, 12:30 Uhr
In die Lades-Halle - und dann auch mit FFP2-Maskenpflicht während der Sitzung, das wünscht sich Klimalisten-Stadtrat Martin Hundhausen.

In die Lades-Halle - und dann auch mit FFP2-Maskenpflicht während der Sitzung, das wünscht sich Klimalisten-Stadtrat Martin Hundhausen.

Martin Hundhausen gehört seit dieser Legislaturperiode dem Erlanger Stadtrat an. Der 63-jährige Physik-Professor sitzt für die Klimaliste unter anderem im Bauausschuss. Im Vorfeld einer Sitzung bat Hundhausen den Ausschussvorsitzenden Matthias Thurek (CSU) schriftlich darum, "aufgrund der sehr problematischen Situation" durch die britische Variante des Coronavirus, die Sitzung vom Ratssaal in die Ladeshalle zu verlegen. Ein Gespräch über Regeln, Solidarität und Gesundheit.

 

Herr Hundhausen, ist es ohne Gesundheitsrisiko derzeit nicht möglich, Politik in Erlangen zu machen?

Ich denke, es geht hier mehr um grundsätzliche Regeln, mit denen wir die Sicherheit aller Stadträtinnen und Stadträte so weit wie möglich erhöhen, damit wir uns nicht anstecken. Ich halte das bei der derzeit grassierenden, sehr viel ansteckenderen Corona-Variante für dringend notwendig.

 

Aber auch im Ratssaal kann man doch Abstand halten.

Die Hygienemaßnahmen für unsere Sitzungen sind in meinen Augen überholt. Sie basieren aus einer Zeit, in der wir die Ursprungsvariante des Coronavirus fürchten mussten. Die 1,5 Meter Abstand sind veraltet, der Ratssaal zu eng. Wir haben es nun mit der sehr viel aggressiveren Mutante B.1.1.7 zu tun, die schon jetzt 88 Prozent aller Neuinfektionen ausmacht. Darauf müssen wir reagieren – auch, weil wir die Verantwortung dafür haben.

Es geht Ihnen neben der Gesundheit auch um die Vorbildfunktion?

Natürlich. Dazu gehört auch, dass wir in den Sitzungen durchgehend FFP2-Masken tragen. Ich weiß, dass das ein oder andere rechtlich nicht einzufordern ist, es bei einer Freiwilligkeit bleibt – aber wir als Kolleginnen und Kollegen könnten uns doch auf eine Art Selbstverpflichtung einigen? Dazu appelliere ich dringend in Anbetracht der Infektionslage und der vollen Intensivstationen.

Haben Sie – Stand Montagnachmittag – schon eine Antwort erhalten?

Erlanger Stadtrat:

© Foto: Harald Sippel

Ja. Ich wurde dahingehend vertröstet, das in einer Sitzung der Fraktionsvorsitzenden zu besprechen. Das ist mir zu spät in Anbetracht des Bauausschusses, der bereits am Dienstagabend tagt.

Wie werden Sie reagieren, wenn der Stadtrat auf Ihren Vorstoß nicht eingehen sollte?

Die Entscheidung liegt für die Sitzung bei der Verwaltung, da der Stadtrat erst am 29. April wieder tagt. Ich habe dem Oberbürgermeister die Veröffentlichung des Robert-Koch-Instituts geschickt und gehe davon aus, dass die wissenschaftlichen Fakten berücksichtigt werden, der Ausschuss also in die Lades-Halle verlegt wird.

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