Erlanger Thalermühle wird zum großen Atelier

12.10.2017, 12:00 Uhr
Erlanger Thalermühle wird zum großen Atelier

© Harald Sippel

Roger Libesch und Roland Hanusch wirken ziemlich entspannt, wie sie da im Hof der Thalermühle sitzen und bereitwillig Auskunft über das Projekt geben. Das ist kein Wunder, sind doch viele Monate harter Arbeit endlich zu einem sichtbaren Ergebnis geworden – harte körperliche Arbeit, die die Künstlerinnen und Künstler in Eigenarbeit in die Entstehung ihrer Ateliers stecken mussten. Bereut haben sie das natürlich nicht.

Neun Ateliers sind im Westflügel der Thalermühlen-Villa entstanden, der früher wohl einmal Garage, Abstellplatz und Werkstatt war. An einigen schweren Eisentüren erinnern noch jetzt funktionslose Angeln daran, dass hier einmal schwere Tore auf- und zuschwangen. Diese Ateliers verteilen sich auf zwei Stockwerke und nehmen insgesamt 400 Quadratmeter Arbeits- und Nutzfläche ein. Da das Anwesen, das der Fürther Immobilien-Kaufmann und -Entwickler Philipp Streng den Erlanger Stadtwerken abgekauft hat, unter Denkmalschutz steht, sind diese Ateliers weniger hell, als es sich Malerinnen und Bildhauer wünschen würden. Nur in einem Fall wurde ein zusätzliches Fenster genehmigt, und das auch nur, weil es der nötige Fluchtweg im Brandfall ist.

In den drei Gliedern des Hauses zeigt sich an vielen Stellen, wie neue Bauvorschriften Architekten in den Arm fallen, wenn diese aus wenig Platz möglichst viel Nutzfläche herausholen wollen und nach möglichst pfiffigen Raumlösungen suchen. Da müssen aus Brandschutzgründen Türen unverschließbar bleiben, werden Wände eingezogen, wo man sie nicht dringend braucht, Treppen aus nicht brennendem Metall installiert.

Und dann kommt ja noch der eigentliche Grund hinzu, weshalb die vorher bereits von sozialen Einrichtungen genutzte Thalermühle für neue Zwecke verkauft wurde: Die regelmäßig wiederkehrenden Hochwasser der am Haus vorbeifließenden Regnitz, die vor Jahren die Feuerwehr aufstöhnen ließen, man könne den Brandschutz während der Überschwemmungen in Ermangelung eines Löschboots nicht garantieren.

Dieses Problem ist mit der neuen Nutzung natürlich auch nicht beseitigt — nur sind es diesmal nicht viele Kinder und Mitarbeiter, die evakuiert werden müssten, sondern "nur" die Künstler, die zehn Mitarbeiter eines IT-Unternehmens in der Villa und die Mannschaft des neu entstehenden Brauhauses Weller im Südflügel des Anwesens, neben dem Generatorhaus eines Stadtwerke-Wasserkraftwerks.

Libesch und Hanusch, die gemeinsam mit ihren anderen sieben Kolleginnen und Kollegen dort einziehen, mussten erst einmal einen Verein gründen, um dem Hausbesitzer gegenüber als juristische Person fungieren zu können. Natürlich ist der Vereinszweck – sich selbst Arbeitsräume zu verschaffen und zu unterhalten – recht überschaubar, weshalb die beiden um ihre Sprecher-Funktion für den Verein auch kein Bohei machen.

Über den Vermieter können die Künstler – wie auch schon vorher die Brauerei in Gründung – nur Gutes berichten, sei er ihnen doch bei den Mietkosten "ziemlich entgegengekommen", wie Libesch sagt. Auch die notwendigen Umbauten, soweit nicht in Eigenarbeit zu leisten, seien schnell und unproblematisch erledigt worden.

Und dass die Stadt — namentlich das Kulturamt – den eineinhalbjährigen Gründungsprozess konstruktiv begleitet habe (und zudem die Mietkosten moderat bezuschusse), sollte nach Libeschs und Hanuschs Ansicht auch nicht verschwiegen werden.

Dass schöne Ateliers in ruhiger Lage – Brauerei und Biergarten könnten später etwas Leben in die Stille bringen – auch für gute Kunst stehen, wäre erst noch zu beweisen. Einen ersten Eindruck kann sich das Publikum am 14. Oktober machen, wenn die Ateliers von 11 bis 17 Uhr für Besucher offen stehen.

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