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FDP warnt: FAU-Bauten kommen zu spät!

9.6.2021, 12:30 Uhr
Neues Leben in einem der markantesten Gebäude in der Region. Am Himbeerpalast wird ein FAU-Transparent angebracht, um den Übergang von Siemens auf die Friedrich-Alexander-Universität zu signalisieren.

© Hans von Draminski Neues Leben in einem der markantesten Gebäude in der Region. Am Himbeerpalast wird ein FAU-Transparent angebracht, um den Übergang von Siemens auf die Friedrich-Alexander-Universität zu signalisieren.

Aus Sicht des Erlanger Bundestagskandidaten Ralf Schwab (FDP) entsteht dabei ein ernüchternder Eindruck: "Es sind zwar einzelne Planungsaufträge vergeben worden, aber unterm Strich bewegt sich zu wenig. Im vergangenen Jahr sind nur 25 Millionen in Gebäude der FAU geflossen und etwas mehr als 17 Millionen an die Uniklinik. Letztere beanspruchte fast ausschließlich die Dauerbaustelle OP-Zentrum. Wenn das in der Geschwindigkeit weitergeht, kommt das Geld in den nächsten 30 Jahren nicht an. Da frage ich schon, ob Söders Versprechen noch zu seiner Lebzeit eingelöst werden soll - von seiner Amtszeit als Ministerpräsident ganz zu schweigen."


Der Erlanger Landtagsabgeordnete Matthias Fischbach, der neben den aktuellen Finanzzahlen auch die vorgesehenen Plan- und Bauzeiten für die erteilten Planungsaufträge bei der Staatsregierung erfragt hatte, ergänzte: "Bei Söders Herzensprojekt einer neuen Technischen Universität in Nürnberg geht es spürbar voran. Schon dieses Jahr ist Baubeginn für das neue Verfügungsgebäude. Bei den FAU-Projekten fehlt hingegen trotz hoher Dringlichkeit oft die Dynamik."


Beim neuen Chemikum sei der Planungsauftrag zwar 2019 erteilt worden, der Baubeginn jedoch erst Mitte 2025 vorgesehen. Das betriebs- und sicherheitstechnisch bedenkliche Bestandsgebäude werde daher wohl erst im nächsten Jahrzehnt abgelöst werden können. Ähnlich spät werde wohl auch das neue Hörsaalzentrum der Philosophischen Fakultät an der Henkestraße fertig gestellt (Mitte 2029). Der Umzug der Geisteswissenschaften aus der Koch- und Bismarckstraße dorthin und in den Himbeerpalast (Bauende 2. Halbjahr 2028) werde folglich noch länger auf sich warten lassen. Einzig die Schnellbauhörsäle auf dem Südgelände könnten schon Ende 2023 stehen und der Neubau der Technischen Chemie solle aufgrund der Hightech-Agenda als "beschleunigte Maßnahme" gegen Ende 2026 abgeschlossen sein. Die Nürnberger Erziehungswissenschaften müssten wiederum noch bis 2027 auf den Neubau warten, obwohl die Betriebsgenehmigung für das Bestandsgebäude in der Regensburger Straße ursprünglich nur bis 2024 gesichert war.


Sebastian Körber, Architekt und Vorsitzender des Bauausschusses des Bayerischen Landtags, kritisierte ebenfalls, dass von der versprochenen Milliardensumme zu wenig zu sehen sei: "Alleine wenn ich die Planungskosten für diese Größenordnung überschlage, komme ich auf über 300 Millionen Euro, und da ist noch nichts gebaut, die sich schon ganz wesentlich in der Planungszeit zeigen müssten. Wenn man den politischen Willen hat, kann man an drei Stellschrauben eine Beschleunigung erreichen: 1. Durch eine Steigerung der Personalkapazitäten 2. Durch digital gestützte und vernetzte Arbeitsmethoden 3. Durch eine Reduktion der Baukosten mit Bürokratieabbau und einer Überprüfung der teilweise überzogenen Vorschriften und Standards bessere Rahmenbedingungen - hierzu hat die FDP schon viele Vorschläge zur Entschlackung der Bauordnung gemacht. Wir werden außerdem die einzelnen Projekte an der FAU noch einmal ganz genau unter die Lupe nehmen und haben dazu nun eine umfassende Anfrage gestellt."


Neben den bereits angesprochenen Vorhaben gibt es noch sieben weitere Projekte, die zwar von der Staatsregierung selbst im Haushaltsplan als "dringend" sanierungsbedürftig bezeichnet werden, deren Planungsfreigabe aber noch nicht einmal erteilt worden sei.

Dazu gehören neben der seit Jahren nur mit einem Bauzaun abgeschirmten, bröckelnden Fassade des Schlosses der Universität auch viele Maßnahmen, welche die Forschenden und Studierenden direkt betreffen, wie etwa die Sanierung der Werkstoffwissenschaften und des Hörsaaltrakts auf dem Südgelände. Luisa Weyers hatte als studentische Senatorin der FAU die Abgeordneten schon frühzeitig auf die Gesamtlage der Universitätsbauten aufmerksam gemacht. Neben den ganz dringlichen Vorhaben, warten nämlich eine Reihe weiterer, relevanter Aufgaben, wie beispielsweise die Brandschutzsanierung des Kollegienhauses oder der Universitätsbibliothek. Darauf noch rund 30 Jahre warten zu müssen, sei aus Studierendenperspektive schwer vorstellbar: "Allein schon bis die für 2028 geplanten Bauten fertig sind, werden wir etwa zwei Studierendengenerationen weiter sein. Dabei sollten die Gebäude für eine gute Universität eigentlich die absolute Grundausstattung sein."

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