Feiern ohne Mindestabstand wecken Corona-Angst

29.6.2020, 06:00 Uhr
Feiern ohne Mindestabstand wecken Corona-Angst

© Harald Sippel

Als eine Erlangerin am Freitag auf dem Heimweg vom Entlas Keller am Bürgermeistersteg vorbei kam, sah sie dort viele junge Leute. Ihr sei lautstarke Musik entgegen geschallt, die jungen Leute hätten gefeiert wie "bei einem kleinen Mini-Berg" – das aber ohne den erforderlichen Mindestabstand. Sie habe bei der Polizei nachgefragt, ob man sich denn so versammeln dürfe. Man werde eine Streife vorbeischicken, habe man dort gesagt. Und als Erklärung habe es geheißen, dass jetzt eben die Abiturprüfungen vorbei seien.

"Ich gönne das jedem, wenn er feiert", meint die Erlangerin. Andererseits sei es nicht in Ordnung, wenn manche gegen die Vorschriften verstießen. Diese hätten schließlich einen Sinn – aber auch nur, wenn sich alle daran halten. "Wir wollen keine zweite Welle", sagt sie.

Ihre Beobachtung teilte sie auch in den sozialen Netzwerken und erhielt durchaus Zustimmung. "Es geht doch irgendwie auch ums Prinzip", sagt sie gegenüber unserer Zeitung. In Außenbereichen von Gaststätten und Biergärten wie etwa dem Entlas Keller müsse man, wenn man nicht gerade am Tisch sitzt, doch auch Mundschutz tragen. Und den Mindestabstand von 1,5 Metern einhalten.

Für sie selbst und ihren Mann war genau das der Grund, warum sie ihre Hochzeitsfeier mit der freien Trauung im Innenhof ihrer Lieblingsgaststätte von Ende Juni auf September verschoben haben. In Wirtschaften darf man seit dem 22. Juni zwar wieder einen Geburtstag oder eine Hochzeit in größerer Runde feiern. "Aber 75 Personen mit Mundschutz und Mindestabstand – solche Bilder will man auch nicht haben", sagt sie.

Sie hofft nun auf weitere Lockerungen bis zum Herbst, zumal bereits ihre standesamtliche Trauung sehr stark von Corona geprägt war. Die war am 20. März im Palais Stutterheim, Mundschutz war an diesem Tag noch nicht Pflicht, aber die erlaubte Personenzahl war, inklusive Brautpaar, auf acht begrenzt. Einen Mindestabstand mussten sogar Braut und Bräutigam einhalten. Hinterher gab es im privaten Kreis eine Feier. Am nächsten Tag wäre das nicht mehr möglich gewesen, da waren Familientreffen bereits untersagt.

Fairness also ist gefragt – und dass sich alle gleichermaßen an die Vorschriften halten. Die Polizei geht Hinweisen aus der Bevölkerung auf Verstöße gegen den Mindestabstand immer wieder nach, Polizeistreifen fahren gezielt Orte an, wo sich erfahrungsgemäß junge Leute gern aufhalten. "Wir sprechen die Personen an, belehren sie und bitten sie, auseinander zu gehen. In der Regel sind die Leute empfänglich und setzen das auch um." Man habe bemerkt, dass mit dem warmen Wetter in den letzten Tagen der Aufenthalt im öffentlichen Raum zugenommen habe. Und: Manchmal trüge der Anschein, und eine vermeintlich große Gruppe entpuppe sich aus der Nähe als mehrere kleine Gruppen.

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