Frauen nähen für ein Musical in Heroldsberg Kostüme

9.3.2019, 17:35 Uhr
Frauen nähen für ein Musical in Heroldsberg Kostüme

© Dieter Köchel

"Eigentlich ist das die Wohnung von unserem Sohn Daniel", lacht Andreu, "aber der ist zu seiner Freundin geflüchtet." Kein Wunder, denn die Wohnung gleicht eher einem Nähstudio. Drei Biertische samt Bänken sind hier aufgebaut; auf jedem der Tische stehen zwei Nähmaschinen. Die Frauen lachen, reden, begutachten gegenseitig die Arbeiten, tauschen sich aus. Eine jede langt irgendwo hin, holt sich einen Reißverschluss, eine silbern glänzende Borte oder ein Klettverschlussband. Mit Stecknadeln werden die jeweiligen Accessoires auf dem zugehörigen Kleidungsstück befestigt, hier ein Hemd, da eine Gamasche. Was auf den ersten Blick chaotisch wirkt, ist gut abgestimmte, hochkonzentrierte Arbeit.

Sieben Wochen vor der Uraufführung — an Ostern in der Gründlachhalle — ist das bei aller Fröhlichkeit des Werkelns auch dringend nötig: Klar, es hängen bereits Unmengen von perfekt geschneiderten Röcken, Shirts auf den Kleiderständern, auch der Stapel an Gamaschen und Armmanschetten wächst kontinuierlich. Dabei ist das Material streckenweise schwer zu nähen. Da sind die verrücktesten Materialien einbezogen, vom Filz über Badematten bis hin zu Gurtbändern, durch die eine normale Nähnadel oder eine Nähmaschine kaum hindurchdringt.

Nicht nur die Näherinnen beschäftigen sich mit den Kostümen. Mitten am Nähabend kommt Richard Klaskin herein. Er spielt in dem Musical das amerikanische Rennauto. Er trägt ein hellblaues Shirt, eine dunkelblau-metallic schimmernde Weste und am Rücken einen dunkelblau-metallic glänzenden Panzer, der mit einem Klettband um den Bauch befestigt wird. Ihm fiel auf, dass ein Stück des Shirts unter dem Klettband hervorlugt. "Das schaut nicht gut aus", befindet er. Sofort überlegen Jose Andreu und Doris Höcht, die einzige gelernte Schneiderin unter den zwölf nähenden Frauen, wie sich das Problem lösen lässt. Verschiedene Stoffe werden erwogen. Dann Höchts zündende Idee. Das Klettband wird einfach mit dem hellblauen Stoff des Shirts bespannt, sodass nur das Zusammenspiel von hellblau und dunkelblau-metallic zu sehen ist. Sofort beginnt die Schneiderin, Maß zu nehmen, damit sie das erforderliche Stück Stoff ausschneiden kann.

Aber auch andere Detailprobleme sind noch zu lösen. "Die LED-Technik ist fantastisch" schwärmt Jose Andreu, der in die Helme der Rennwagen-Darsteller kleine LED-Lichterketten hat einbauen lassen. Das Problem: Wohin mit den Batterien, dass sie einerseits nicht stören, andererseits von den Rollschuhfahrern leicht handhabbar sind?

Dann gibt es noch andere Kostümteile wie die Schulterklappen, aus starrem Material. Die wiederum hat Dieter Kaletsch gebaut, der ansonsten bei den Hero City Rollers auch die Fotos macht. "Bin für die Hardware zuständig", grinst Kaletsch und zeigt seine Werke, die als halbierte Autos daherkommen. Aufwendige Arbeit ist das, basierend auf dem Dämmmaterial Styrodur — "ähnlich Styropor, bloß bröselt es nicht", so Kaletsch — Autos zu basteln, die halbiert auf Schultern von Rollschuhfahrern und Rollschuhfahrerinnen passen.

Und dann gibt es noch die ebenso ehrenamtlichen Helfer, die das Bühnenbild bauen, die Matten auslegen, das Licht und die Tontechnik besorgen und, und, und. Aber das ist eine andere Geschichte.

 

Die Näherinnen sind: Gaby Andreu, Dagmar Baumann, Birgit Brunel-Geuder, Angelika Bühler, Ulla Drendel, Martha Döring, Erika Dummert, Doris Höcht, Karin Küfner, Andrea Ludwig und Sylvia Witzl.

Die Aufführungen des Musicals "Race Cars. Das größte Autorennen der Welt" finden am 20., 21., 22., 25., 26. und 27. April statt. Beginn ist jeweils um 20 Uhr, am 22.4 um 18.30 Uhr.

Karten zum Preis von 29 Euro, Kinder unter 12 Jahren 25 Euro gibt es in der EN-Geschäftsstelle, bei Betten Bühler in Erlangen, in Heroldsberg in der Sonnen-Apotheke, bei neostylers Friseure und im Blumenhaus Bock; in Kalchreuth bei Auto Dörsch; in Nürnberg im Preußler Verlag, Betten- und Matratzenzentrum Bühler, NN-Ticketcorner; in Eschenau im Mediencenter Endreß. Infos und Postversand info@hero-city-rollers.de, (09 11) 5 18 00 60 oder 5 18 77 30, www.hero-city-rollers.de

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