FSV Erlangen-Bruck bleibt in der Kegel-Bundesliga

19.3.2019, 17:34 Uhr
Glückliche Keglerinnen: Die FSV-Mannschaft hält die Klasse.

© Foto: Steffen Habenicht Glückliche Keglerinnen: Die FSV-Mannschaft hält die Klasse.

Als sich Gitta Heym ein letztes Mal umdrehte, nach ihrem finalen Wurf um 180 Grad zu ihren jubelnden Mannschaftskolleginnen, da hatte sie Tränen in den Augen. Nicht unbedingt vor Freude, mit 525 Holz hatte sie im Startpaar ihren Punkt abgeben müssen. Gitta Heym war gerührt. Denn es sollte ihr letztes echtes Bundesliga-Spiel gewesen sein.

"Als Ersatz stehe ich zur Verfügung, fahre mit, wenn ich kann, ich war gerne dabei, habe alle sehr lieb", sagt die 63-Jährige, "doch ich gehe jetzt in Rente. Mein ganzes Kegel-Leben habe ich nur an Kegel-Terminen ausgerichtet." Urlaube während der Saison — undenkbar. "Ich möchte reisen." Der Entschluss reifte während der Saison, obwohl Gitta Heym, deren Tochter Rike ebenfalls in der Mannschaft spielt, noch starke Leistungen brachte. "Es fällt mir nicht leicht. Deswegen hatte ich im letzten Spiel auf den ersten zwei Bahnen auch Backouts. Man bekommt es nicht aus dem Kopf."

Insgesamt spielten die Keglerinnen des FSV Bruck verkrampft. Sie wussten, um den Klassenverbleib aus eigener Kraft zu schaffen, müssen sie gewinnen. Doch wie so oft in dieser Runde, der zweiten nach dem Aufstieg in die Bundesliga, hemmte der Leistungsdruck die Spielerinnen. Keine kam am Sonntag an ihre Normalform heran, während Poing stark spielte. Das 0:8 war verdient, zum Schluss stellte Manuela Urban, eine gebürtige Eibacherin, mit 614 Holz noch einen neuen Bahnrekord auf.

Hätte Ingolstadt im Fernduell ernst gemacht, wäre es ein sehr trauriger Nachmittag geworden. Doch Ingolstadt zeigte ebenfalls Nerven, von Beginn an lag die DJK zurück. Die Bruckerinnen beobachteten das parallel zu ihrem Spiel am Liveticker. Schnell war klar, dass der Klassenverbleib auch ohne Heimsieg möglich ist. So zeigte der FSV die schlechteste Leistung der Saison, konnte am Ende aber doch aufatmen.

"Die Freude ist trotz 0:8-Niederlage da", sagt Trainer Steffen Habenicht. "Wie wir es geschafft haben, ist erst einmal wurscht." Nach dem überraschend souveränen Klassenverbleib im vergangenen Jahr war klar, dass es diesmal enger werden würde. Doch dass die Keglerinnen bis zum letzten Spieltag würden zittern müssen, das hatte auch niemand gedacht. "Dieses Jahr sind wir uns oft selbst im Weg gestanden. Wir haben nicht das Level, um mit zehn Prozent weniger Leistung Spiele zu gewinnen." In einer Liga mit Weltmeisterinnen und Top-Spielerinnen muss der FSV immer an seine Grenze gehen, um zu bestehen.

Die Konkurrenz zeigte Schwächen

"Wir haben das Glück, dass Waldkirch schon lange abgestiegen war. Ingolstadt hat am vorletzten Spieltag in Waldkirch verloren", sagt Habenicht. "Das war für uns ein Big-Point." Bruck hat es also auch der Schwäche der Konkurrenz zu verdanken, dass es ein weiteres Jahr Bundesliga-Sportkegeln an der Tennenloher Straße geben wird. Damit gab es auch für Gitta Heym ein Happy End.

"Auf der letzten Bahn habe ich noch einmal gezeigt, dass ich Kegeln kann. Ich bin mit meiner Entscheidung zufrieden." Dass es mit dem Klassenverbleib geklappt hat, mache es leichter. Für den FSV Bruck allerdings wird es nicht wirklich einfacher. In der neuen Saison wird das Team wieder gegen den Abstieg kämpfen. Steffen Habenicht sucht dringend Verstärkung, schon seit Jahren möchte er eine Reserve-Mannschaft aufbauen. Doch es fehlt an Spielerinnen.

"Wir werden etwas ändern müssen", sagt Habenicht. "Breiter aufstellen" müsse sich der FSV, Zugänge braucht auch die erste Mannschaft. "Wir sind dran. Doch es ist schwierig, jemanden loszueisen. Wir haben viele gute Kegler in der Umgebung", doch jeder möchte bei seinem Heimatverein bleiben. Geld verdienen kann man auch in der Bundesliga nicht. "Und wir wollen regional sein."

Ganz in Rente ist Gitta Heym übrigens noch nicht. Nach dem Liga-Betrieb stehen für die Kegler die Einzelmeisterschaften an, auch hier ist die gebürtige Dresdnerin immer erfolgreich gewesen. "Ich hoffe, die Saison geht noch bis Juni", sagt sie. Dann aber soll endgültig Schluss sein.

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