Für den Ernstfall: Erlangen wäre auf Flüchtlinge vorbereitet

4.3.2020, 06:00 Uhr
Für den Ernstfall: Erlangen wäre auf Flüchtlinge vorbereitet

© Harald Sippel

Während der Konflikt in Syrien eskaliert, droht die Türkei mit der Aufkündigung des Flüchtlingsabkommens und hat ihre Grenzen zur EU geöffnet. Angesichts einer sich abzeichnenden humanitären Katastrophe läuft die internationale Diplomatie auf Hochtouren, zugleich wird auch von verschiedenen Seiten die Frage gestellt, ob sich nun "2015" – als der Flüchtlingsstrom nach Europa am größten war – wiederholen werde.

"Es gibt bisher keinerlei Indiz, dass Flüchtlinge kommen", lautet die Antwort von Erlangens Sozialbürgermeisterin Elisabeth Preuß auf diese Frage. In der Bundesrepublik Deutschland gebe es einen bewährten Verteilmechanismus für Asylsuchende. "Bislang wurden der Stadt keine höheren Zuweisungen angekündigt."


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Die Stadt Erlangen blicke mit Sorge auf die humanitäre Situation im Mittelmeer, auf den griechischen Inseln, an der griechisch-türkischen Grenze und vor allem auf die Region um Idlib, sagt Preuß. "Überall leiden Zivilisten, das Leid der Kinder muss jeden berühren."

 

 

"Wir sind ohne größere Vorbereitung handlungsfähig"

Sollte Erlangen von der Regierung Mittelfranken wieder Flüchtlinge zugewiesen bekommen – unabhängig davon, ob das Zuflucht Suchende aus Griechenland oder aus Seenotrettung sind – , könne man auf die bewährten Strukturen zurückgreifen. "Wir sind ohne größere Vorbereitung handlungsfähig", stellt Preuß klar. "Im Vergleich zu 2014 sind wir sogar ein ganzes Stück professioneller aufgestellt, da die Stadt Erlangen damals nicht nur akut geholfen hat, sondern dauerhafte, bis heute bestehende Strukturen geschaffen hat."

Zur Erinnerung: 2014 kam der erste größere Flüchtlingsstrom nach Deutschland, in Erlangen gab es im September am Freibad West eine Not-Erstaufnahmeeinrichtung, danach in einer Möbelhalle. Im Winter 2015/16, als der Flüchtlingsstrom seinen Höhepunkt erreicht, wurden Turnhallen zur behelfsmäßigen Unterkunft umfunktioniert.

"Die Situation ist heute eine ganz andere als 2014", erläutert Preuß und verweist darauf, dass seitdem die landesweite Struktur verändert wurde. Die Kapazität der Erstaufnahmezentren sei inzwischen viel größer. Allerdings wäre man eben in Erlangen nicht unvorbereitet, falls man Flüchtlinge aus Erstaufnahmeeinrichtungen zugewiesen bekomme. Man habe Platz für zirka 50 Flüchtlinge.

Die Strukturen, die seit 2014 geschaffen wurden, betreffen zum Beispiel die Integrationsberater und die Koordination innerhalb der Verwaltung. "Von Erstversorgung mit einem Dach über dem Kopf und Nahrung über Gesundheit bis hin zu Bildung und Kultur und Sport haben wir nach wie vor ein klares Zuständigkeitsorganigramm", sagt Preuß.


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Die Betreuung der ehrenamtlichen Helferkreise und die fachliche Zuarbeit aus dem Gebäudemanagement seien ebenfalls weiterhin eingespielt. In diesen und weiteren Bereichen gebe es 2020 einen hohen Erfahrungsschatz, erklärt die Bürgermeisterin. "Dass der Wille der Verwaltung vorhanden ist, Schutzsuchende aufzunehmen und möglichst gut zu betreuen, steht sowieso außer Frage", fügt sie hinzu.

Elf städtische und drei staatliche Unterkünfte gibt es derzeit in Erlangen. Im letzten Jahr kamen 150 Menschen aus Syrien, Somalia, Armenien und der Türkei nach Erlangen, überwiegend handelte es sich um syrische Familiennachzügler.

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