Gastronomie im Frankenhof soll extern vergeben werden

6.4.2020, 06:00 Uhr
Gastronomie im Frankenhof soll extern vergeben werden

Die Vorgespräche waren offenbar überzeugend, hilfreich und nützlich. Dennoch war bei Wolfgang Winkler, Grüne Liste, ein leichtes Unbehagen zu vernehmen. Für ihn wäre es "sinnvoller" gewesen, die Sache "intensiv zu diskutieren". Denn: "Private können es nicht unbedingt besser", meinte der GL-Stadtrat. Die halbierte Ratsrunde beschäftigte sich jüngst in ihrer Ladeshallen-Sitzung mit dem Betrieb des Gästehauses im künftigen Kultur- und Bildungscampus Frankenhof (KuBiC).


Bunte Mischung: Der neue Erlanger Stadtrat


Die Wirtschaftlichkeit des Hauses und mögliche Betriebsvarianten standen zur Debatte. Beschlossene Sache war es bereits, dass die Gastronomie an einen externen Betreiber vergeben wird. Für den Betrieb des Gästehauses samt der dazugehörigen Organisation lagen dagegen unterschiedliche Möglichkeiten auf dem Tisch. Um schließlich die Vor- und Nachteile sämtlicher Betriebsvarianten für das künftige Gästehaus auszuloten, holte das Kulturamt eine Beratungsfirma ins Boot. Sie sollte eine Wirtschaftlichkeitsprüfung liefern mit dem Ziel, das beste Betreibermodell für das Gästehaus herauszufiltern – also eine differenzierte Nutzwert-Kosten-Analyse für jede machbare Betriebsvariante zu erstellen.

In Frage kamen letztlich nur vier unterschiedliche Betreibermodelle. Dabei wurde unterschieden zwischen zwei internen und zwei externen Betriebsvarianten. Die wurden allesamt unter die Lupe genommen und nach allen Seiten hin genau analysiert. Herausgekommen ist schließlich ein durchaus detailreiches Zahlenwerk, das den Fraktionen in Vorgesprächen, die nicht allein CSU-Rätin Birgitt Aßmus als "hervorragend" empfand, von einem Vertreter der Beratungsfirma ausführlich erläutert wurde.

Am Ende machte Variante B das Rennen. Sie sieht unter anderem vor, den Gästehausbetrieb an einen externen Betreiber zu vergeben. Zudem bietet sie die "hinreichende Möglichkeit zur Mitbestimmung und Einflussnahme auf die konkrete Ausgestaltung des Betriebs durch die Stadt Erlangen" – ein wichtiger Punkt. "Die Stadt ist nicht außen vor und hat intensive Mitsprachemöglichkeiten", meint Ursula Lanig. Gänzlich "überzeugt" stimmte die SPD-Rätin für Variante B, auch weil ein solches Gästehaus "nicht in städtische Hände gehört".

Allein das nötige Personal dafür zu finden, wäre eine große Schwierigkeit, so Lanig. Nicht viel anders sah es Birgitt Aßmus. Sie favorisierte für die CSU-Fraktion ebenfalls Variante B: "Es ist nicht sinnvoll, dass die Stadt ein Gästehaus betreibt". Wichtig sei aber, dass die Stadt hier Einflussmöglichkeiten habe, so Aßmus. Und so wurde am Ende jene Variante B bei einer Gegenstimme beschlossen. Zu gegebener Zeit muss sich nun die Verwaltung nach einem Pächter für das Gästehaus und für die Gastronomie im KuBiC umschauen.

Neben dem Gästehaus und der Gastronomie werden im künftigen KuBiC die Jugendkunstschule (JuKS), die städtische Sing- und Musikschule, das Deutsch-Französische Institut (dFi), Seminaräume und Werkstätten der Volkshochschule und eine Kindertagesstätte eine neue Heimat finden. Für Gruppen und Vereine werden ebenfalls Räume zur Verfügung gestellt. Räume gibt es späterhin dort auch für die Verwaltung. Die zentrale Anlaufstelle im Haus soll schließlich das neue Servicebüro werden.

Aber bis dahin fließt noch etwas Wasser die Regnitz hinauf. Denn inzwischen notwendig gewordene Neuausschreibungen wie auch die angespannte Baukonjunktur sorgen dafür, dass die Generalsanierung und Erweiterung des Kultur- und Bildungscampus Frankenhof wohl ein bisschen länger dauern wird als ursprünglich geplant. "Wir haben die Arbeiten schnellstmöglich neu vergeben. Insgesamt rechnen wir allein hierfür mit einer Bauzeitverzögerung von bis zu acht Monaten. Die Fertigstellung des KuBiC Frankenhof verschiebt sich daher in die zweite Jahreshälfte 2022", hieß es noch im Oktober 2019.

Firmenpleiten, europaweite Neuauschreibungen oder auch Kostensteigerungen im Baugewerbe bringen auch die ursprüngliche Hochrechnung der Gesamtkosten etwas durcheinander. "Die prognostizierten Projektgesamtkosten liegen bei einem Betrag zwischen 43,8 Millionen und 50 Millionen Euro – bezogen auf die Kostenberechnung in Höhe von 35,3 Millionen Euro von 2017", so jedenfalls hieß es im Oktober 2019.

Keine Kommentare