Fall für die Wissenschaft

Geheimnisvolles Kreuz in der Dormitzer Kirche gefunden

31.7.2021, 14:25 Uhr
Das Kreuz, das in der Dormitzer Kirche gefunden wurde, gibt noch viele Rätsel auf.

© CREAPOLIS, NN Das Kreuz, das in der Dormitzer Kirche gefunden wurde, gibt noch viele Rätsel auf.

„Es wird noch gerätselt, wie das 300 Jahre alte Kreuz überhaupt in den Turmknauf kam, wem es gehörte“, berichtet Dr. Markus Neufeld, Projektleiter von Creapolis. Nicht nur das macht die Geschichte so spannend. Bei Renovierungsarbeiten der Kirche „Unsere liebe Frau“ in Dormitz im Landkreis Forchheim wurde in der Zeitkapsel des Glockenturms, neben historischen Münzen und Dokumenten, ein gematrisches Namen-Gottes-Kreuz entdeckt.

Es ist nur 72 mal 42 Millimeter groß und stammt vermutlich aus dem 17. Jahrhundert. „Die Entschlüsselung der hebräischen Schriftzeichen und Zahlen auf dem Kreuz hat die Kirchenverwaltung der Gemeinde sehr beschäftigt“, so Neufeld. Auf dem Kreuz sind verschiedene Zeichen und Zahlen, die nach bestimmten Schlüsseln für Buchstaben stehen. Sozusagen eine Geheimschrift.

Besonderes Projekt

Damit das Kreuz der Nachwelt dauerhaft erhalten bleibt, hat Creapolis für die Kirche ein Projekt gestartet. Durch die finanzielle Unterstützung der Rainer-Markgraf-Stiftung konnte das Vorhaben auch professionell realisiert werden.

Am Institut für Prototypen- und Modelltechnik der Hochschule Coburg wurde das Kreuz zunächst digitalisiert. „Das Kreuz ist leider zerbrochen, aber es konnte sozusagen digital geklebt werden“, beschreibt Neufeld den ersten Schritt. Die Digitalisierung erfolgte mittels eines hochauflösenden 3D-Scanners.

Der Leiter des Instituts, Prof. Markus Stark von der Fakultät Maschinenbau und Automobiltechnik, hat sich persönlich der Sache angenommen. Er erklärt: „Die Herausforderung bestand darin, das in zwei Teile zerbrochene und auch verbogene Kreuz digital zu reparieren und gerade zu biegen. Hierfür haben wir mit unterschiedlichen Software-Werkzeugen gearbeitet und das Modell am Computer optimiert. Auf dieser Basis haben wir dann im 3D-Metalldruck eine Version des Kreuzes produziert.“

Mehrere Reproduktionen

Im nächsten Schritt konnten auf Basis des 3D-Modells beliebige Reproduktionen erstellt werden. Ob im 3D-Druck, auf der CNC-Fräse oder im Lasercutter – die Repliken wurden im Makerspace vom Creapolis-Team produziert. „Der Clou ist, dass wir auch eine Serie von Kreuzen aus originalen Eichenbalken des Dachstuhls der Kirche fertigen konnten“, freut sich Markus Neufeld. Außerdem gibt es eine „einfachere“ Serie aus Sperrholz.

Tobias Chilla, Mitglied der Dormitzer Kirchenverwaltung, berichtet von begeisterten Reaktionen beim Anblick der ersten Fotos: „Das Kreuz aus dem Kirchturm war für uns eine kleine Sensation. Die Vorstellung, dass bald viele Menschen in den Genuss einer Replik dieses Schmuckstückes kommen, lässt bei uns die Vorfreude steigen!“ Die Kreuze werden am 1. August bei einem Festgottesdienst mit Weihbischof Herwig Gössl als Devotionalie angeboten. Weitere Informationen zum Festgottesdienst gibt es hier.

Feierliche Einweihung am 1. August

Die Gesamtkosten der Kirchensanierung belaufen sich 1,4 Millionen Euro. Der Eigenanteil der Kirchengemeinde beträgt 140.000 Euro, wovon die Erzdiözese 910.000 Euro trägt. Weiter beteiligten sich finanziell die Oberfrankenstiftung mit 131.500 Euro, die Landesstiftung Bayern mit 55.500 Euro, die Denkmalpflege mit 30000 Euro, die Deutsche Stiftung Denkmalschutz mit 100.000 Euro und die Gemeinde Dormitz selbst mit 33.000 Euro.

Nachdem der Abschluss der Innenrestaurierung fertiggestellt ist, findet am 1. August mit Weihbischof Herwig Gössl ein Festgottesdienst statt. Dieser ist leider bereits ausgebucht. Zwischen 14 und 16 Uhr findet zu jeder vollen Stunde eine Führung zur Deckengestaltung der Kirche statt.

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