Projekt seit August 2020

Gemeinsam durch Therapie: Lotsin hilft Krebspatientinnen in Erlanger Uniklinik

1.8.2021, 10:30 Uhr
Eine wichtige Geste gerade für Patienten und Patientinnen mit einer schweren Krebserkrankung: einfach nur mal kurz eine Hand halten. 

© imago images/MITO, NN Eine wichtige Geste gerade für Patienten und Patientinnen mit einer schweren Krebserkrankung: einfach nur mal kurz eine Hand halten. 

Die examinierte Krankenschwester und Palliativfachkraft Elke Putzek-Holzapfel kennt sich mit Krebserkrankungen aus: Immer wieder war die Mitarbeiterin des Universitätsklinikums Erlangen (UKER) auf und -patientinnen tätig: mal in der Hautklinik, dann unter anderem in der HNO-Klinik, auch auf der Palliativstation hat sie schon gearbeitet.

Die 58-Jährige hat also Erfahrung in der Pflege und Betreuung, insbesondere von schwerst kranken Krebspatienten und -patientinnen und weiß: Gerade kurz nach der Diagnose haben Betroffene viele Fragen, die im Klinikalltag aber manchmal leider untergehen und zu kurz kommen, auch weil dafür bisweilen einfach die Zeit fehlt.

Fortbildung bei Krebsgesellschaft

Das ist seit einem Jahr für Krebspatientinnen der Frauenklinik anders. Nach einer Fortbildung zur Onkolotsin bei der Sächsischen Krebsgesellschaft ist Elke Putzek-Holzapfel seit August 2020 Patientenlotsin des Comprehensive Cancer Centers (CCC) Erlangen-EMN des Universitätsklinikums.

Zwar gibt es schon extra Angebote für Krebspatienten und -patientinnen und deren Angehörige am CCC wie beispielsweise eine eigene Telefonhotline für insbesondere externe Patienten und Patientinnen sowie deren Familienmitglieder und Freunde.

Doch Putzek-Holzapfel kommt da nun mit ganz persönlicher Beratung hinzu. "Die Krebspatientinnen werden in der Frauenklinik gefragt, ob sie mich dabei haben wollen", sagt sie. Sie begleitet die Patientinnen in der Klinik, nach der OP; auch zu den Terminen in den Ambulanzen kommt sie hinzu oder zu Aufenthalten auf der Tagesstation, wenn Patientinnen das möchten.

Und das möchten die meisten, wie viele das Angebot sofort annehmen, hat sie selbst überrascht. "Es gibt fast keine Frau, die nicht möchte, dass ich zu der Behandlung hinzukomme", erzählt Putzek-Holzapfel.

Die Bandbreite ihrer Aufgaben selbst ist groß. "Am Tag der Aufnahme, also wenn die Patientinnen in die Klinik kommen, unterstütze ich sie vor allem seelisch und fange sie auf", erzählt Elke Putzek-Holzapfel. Denn die Diagnose löst meist Schock und Angst aus, vielen zieht es den Boden unter den Füßen weg, sie verlieren den Halt - und da ist eine Person wichtig, die Wissen und auch ausreichend Zeit mitbringt: "Ich unterstütze, helfe und tröste am Anfang", sagt sie.

Auch bei den medizinischen Gesprächen ist sie, wenn gewünscht, mit dabei: "Viele sind aufgeregt, ich wiederhole dann oft einfach alles nochmal, was die Ärztinnen und Ärzte gesagt haben, erkläre Abläufe und eventuell auch medizinische Fachbegriffe."

Elke Putzek-Holzapfel ist also Ansprechpartnerin rund um Behandlung und Betreuung, gibt aber auch Informationen etwa zu Haarausfall bei einer Chemotherapie oder einer anschließenden Reha-Maßnahme.

Auch Fragen wie man die Erkrankung der Mama kleinen Kindern erklären kann oder Zukunftsängste tauchen in den Gesprächen immer wieder auf. Putzek-Holzapfel hat für alles Broschüren und Antworten parat. Sie koordiniert die vorhandene Diagnostik- und Therapieangebote und dient auch als örtlicher Wegweiser innerhalb der Gebäude des Uniklinikums Erlangen und zwischen den verschiedenen Einrichtungen.

Elke Putzek-Holzapfel (li.) steht im Universitätsklinikum Erlangen Patientinnen mit einer genitalen Krebserkrankung zur Seite und hilft ihnen somit durch Behandlung und Therapie.

Elke Putzek-Holzapfel (li.) steht im Universitätsklinikum Erlangen Patientinnen mit einer genitalen Krebserkrankung zur Seite und hilft ihnen somit durch Behandlung und Therapie. © Matthias Merz/UKER, NN

Zusätzlich soll das neue Berufsbild des Patienten- oder Krebslotsen dabei helfen, bei offenen Fragen rund um die Behandlung durch Beratungskompetenz und ein vorhandenes Netzwerk Unterstützung zu geben. „Onkologische Patienten und Patientinnen haben immer Gesprächsbedarf und sind dankbar für meinen Beistand“, berichtet Elke Putzek-Holzapfel. "Mein Ziel ist es, die Frauen so zu begleiten, dass sie sich auf ihrem Behandlungsweg stets gut aufgehoben fühlen.“

Beratung auch in Therapiepausen

Auch während der Therapiepausen bietet sie den onkologischen Patientinnen kompetente Beratung: „Als Onkolotsin fungiere ich während der kompletten Behandlung als ein koordinierendes Bindeglied zwischen den verschiedenen Einrichtungen, zum Beispiel bei der Vermittlung von unterstützenden Angeboten wie etwa Sport und Ernährung, Frauenselbsthilfe oder Komplementärmedizin“, erklärt sie.

Da sie viele Jahre als Pflegekraft gearbeitet hat, kennt sie die Sorgen und Nöte von onkologischen Patientinnen gut. „Eine Krebsdiagnose kann bei Patientinnen zu einer psychischen Belastung führen. Bei Bedarf stelle ich dann Kontakt zu Psychoonkologen her oder biete mich als Begleiterin an, wenn jemand keinen persönlichen Beistand hat.“

Bisher steht das Angebot nur Patientinnen mit genitalen Krebserkrankungen der Frau zur Verfügung. Sie selbst bezeichnet ihre Tätigkeit als wertschätzendes Zuhören, sie hat Verständnis für alle Gefühlslagen: "Wenn jemand eine solche Diagnose bekommt, ist man auch manchmal einfach wütend, diese Emotionen gehören dazu und das sage ich den Patientinnen auch." Sie tröstet, macht Mut und gibt den Patientinnen Sicherheit.

Die Resonanz ist nach einem Jahr ausnahmslos positiv: "Wir haben uns bei den Patientinnen umgehört und alle haben sich kompetent und einfühlsam betreut gefühlt, sie haben in dieser Situation, die von Angst und Unsicherheit geprägt ist, Sicherheit und Kraft erlangt. Alle haben gesagt, die Begleitung war sehr hilfreich", berichtet Putzek-Holzapfel. "sie waren so froh, nicht alleine zu sein."

Frauen fassen Vertrauen

Auch dass sie über mehrere Monate mit Diagnose, OP, oftmals Chemo- und Strahlentherapie natürlich unter den jeweils vorgeschriebenen Corona-Maßnahmen bis zur Nachsorge an ihrer Seite war, war für die Frauen wichtig. "Man lernt sich dann besser kennen und die Frauen fassen auch richtig Vertrauen", sagt Putzek-Holzapfel. "Für mich ist es am schönsten, wenn eine Patientin mit der letzten Nachsorge tumorfrei in ihr Leben zurück kann, das macht mich dann mit glücklich."

Putzek-Holzapfel freut sich über die guten und schönen Rückmeldungen ganz besonders: "Es ist so toll, dass die Arbeit den Patientinnen wirklich etwas bringt", sagt sie, "das ist für mich das größte Lob". Auch den Angehörigen steht sie in dieser schweren Zeit mit Rat und Tat zur Seite.

Das Angebot gilt bisher als Pilotprojekt nur Patientinnen mit genitalen Krebserkrankungen, aber auch anderen Krebspatienten und -patientinnen täte eine solche Lotsin oder ein solcher Lotse gut. Der Ausbau sei offen und wünschenswert, sagt die 58-Jährige.

Schon jetzt ist klar: Es geht weiter und eine neue Patientenlotsin kommt ab November dazu. "Unser Ziel ist ein Aufbau, sodass wir für jede Tumorerkrankung eine Patientenlotsin oder einen Patientenlotsen in Zukunft haben werden", sagt Putzek-Holzapfel.

Die Patientenlotsin ist telefonisch erreichbar unter der Telefonnummer (09131) 85-47071. Sprechzeiten: Montag bis Donnerstag, 8 bis 14 Uhr, Freitag 8 bis 12 Uhr.

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