Doppelspitze
Gerüchteküche brodelt wegen des Kreisvorstands der Grünen
22.6.2021, 09:57 Uhr
Mit Eva Hammer aus Möhrendorf und Christian Dirsch aus Bubenreuth gebe es laut der damaligen Mitteilung zwei gut vernetzte Bewerber für die künftige Doppelspitze. Vorbehaltlich der Zustimmung der Mitglieder bei der für März dieses Jahres geplanten Versammlung würde das Duo dann den stellvertretenden Landrat Manfred Bachmayer aus Eckental ablösen, der seit 16 Jahren Kreisvorsitzender ist.
Nun kam allerdings plötzlich die Meldung, dass die 19-jährige Amira Zayed aus Heßdorf zur Sprecherin des Kreisverbands gewählt wurde. Sie führe diesen ab sofort als Doppelspitze zusammen mit Bachmayer, der ebenfalls als Kreissprecher agiere.
Zerstrittene Grüne in Bubenreuth und Möhrendorf?
Dies heizte die Gerüchteküche mächtig an. So wurde kolportiert, die Bubenreuther und die Möhrendorfer Grünen hätten sich zerstritten, weshalb eine Doppelspitze mit Eva Hammer und Christian Dirsch nicht zustande gekommen sei. Auch habe sich Dirsch mit dem Versuch, Bachmayer aus dem Amt zu drängen, nicht durchsetzen können.
Dieser wundert sich, was so alles in die Welt gesetzt werde: „Seit die Sozialen Medien eine solche Bedeutung gewonnen haben, glauben viele, einfach irgendwas behaupten zu können, ohne es auf den Wahrheitsgehalt prüfen zu müssen. Zudem versuchen gerade in Wahlkampfzeiten manchmal politisch anders Gesinnte, ihre Gegner mit solchen Methoden in ein schlechtes Licht zu rücken.“
Turnusmäßig wäre beim Kreisverband der Grünen schon im vergangenen Herbst die Neuwahl des Vorstands angestanden, was jedoch aufgrund der Auflagen wegen der Pandemie verschoben wurde. Mit der Neuwahl sollte gleichzeitig der Beschluss eines vorhergehenden Bundesparteitags umgesetzt werden.
Vorstände zu 50 Prozent mit Frauen besetzt
So müssen nach der neuen Satzung bei den Grünen auf allen Ebenen bis hin zu den Ortsverbänden die Vorstände mindestens zu 50 Prozent mit Frauen besetzt werden. Bachmayer hob auf Anfrage unserer Zeitung hervor, dass er nach 16 Jahren als Kreisvorsitzender dieses Amt gern in jüngere Hände legen, sich freilich weiter bei den Grünen engagieren wolle.
"Mit erfahrenem Team in den Wahlkampf"
Seit er 2005 zum ersten Mal zum Sprecher des Kreisverbands gewählt wurde, habe sich dessen Mitgliederzahl von 75 auf 260 erhöht. Gerade durch die Sozialen Medien sei auch die damit verbundene Arbeit deutlich angestiegen, sodass er es für sinnvoll halte, sie auf mehrere Schultern zu verteilen.
Wegen der anstehenden Bundestagswahl ließ man den Plan jedoch wieder fallen, im März eine neue Doppelspitze zu wählen, wofür bekanntlich Eva Hammer und Christian Diersch Interesse gezeigt hatten. Manfred Bachmayer: „Wir wollten einfach mit einem erfahrenen Team in den Wahlkampf ziehen. Dies sahen die Mitglieder bei dem Treffen im März genauso.“
Bei der Online-Versammlung hatte lediglich Kreis- und Gemeinderat Lutz Bräutigam aus Hemhofen darum gebeten, sein Amt als Schriftführer abgeben zu können. Die Mitglieder nominierten daher Uwe Becker für diese Funktion.
Zayed koordiniert bereits Wahlkampf für den Bundestag
Allerdings wollten die Grünen aus dem Landkreis Erlangen-Höchstadt auch den Willen der Bundespartei umsetzen und eine Doppelspitze ernennen. Bei einer weiteren Online-Versammlung, die vor Kurzem durchgeführt wurde, wählten sie daher Amira Zayed als zusätzliche Sprecherin neben Bachmayer.
Die Heßdorferin koordiniert bereits seit geraumer Zeit den Wahlkampf für den neuen Bundestag. Alle übrigen Vorstandsposten standen bei dieser Wahl nicht zur Disposition.
Im Herbst soll dann der komplette Kreisvorstand neu gewählt werden. „Ich hoffe, dass wir den zweijährigen Turnus dann einhalten können und uns nicht noch einmal Covid-19 einen Strich durch die Rechnung macht“, so Manfred Bachmayer.
Hoffnung auf Nachfolger
An seinem Ziel, nicht für das Amt eines Sprechers für die nächste Periode zu kandidieren, habe sich nichts geändert: „Ich würde mich freuen, wenn sich jemand als Nachfolger finden würde. Christian Dirsch kann sich ja zur Wahl stellen, wenn sich auch an seinen Plänen nichts geändert hat.“
Einen Part der Doppelspitze muss laut der neuen Satzung in jedem Fall eine Frau übernehmen. Es bleibe abzuwarten, ob neben Amira Zayed auch Eva Hammer oder eine andere Frau bei dieser Wahl antrete.
Zu Christian Dirsch habe er ein ganz normales Verhältnis, betont Bachmayer: „Es gab zwischen uns nie einen heftigen Streit, bei dem verletzende Äußerungen gefallen wären. Dass man gelegentlich anderer Meinung ist, gehört zur Demokratie.“
"Dürfen uns nicht wegen personeller Fragen in die Haare geraten"
Auch existiere nicht das geringste Anzeichen, dass sich die Möhrendorfer und Bubenreuther Grünen zerstritten hätten. „Eva Hammer und Christian Dirsch arbeiten seit Monaten bei den Online-Vernetzungstreffen unserer Ortsverbände prima zusammen. Jetzt im Wahlkampf müssen wir geschlossen bleiben und dürfen uns nicht wegen personeller Fragen in die Haare geraten“, stellt der langjährige Kreisvorsitzende heraus.
Christian Dirsch, der dem Bubenreuther Gemeinderat angehört, teilt dieses Einstellung. Er habe sich im Herbst des vergangenen Jahres entschlossen, sich als einer der beiden Sprecher für die Doppelspitze im Kreisverband zu bewerben, und diese Entscheidung auch seitdem nicht zurückgenommen. Aufgrund der Beschränkungen im Zuge der Corona-Krise musste aber erst einmal geklärt werden, in welcher Form Mitgliederversammlungen möglich sind, um einerseits zu rechtskräftigen Beschlüssen zu gelangen, andererseits bei der Online-Variante auch eine technisch gut umsetzbare Lösung zu finden.
Deshalb habe man die Versammlung zunächst verschoben, sei mit dem Termin jedoch in den beginnenden Wahlkampf geraten, weshalb sich die Mitglieder schließlich einig gewesen seien, mit Amira Zayed neben Manfred Bachmayer eine zweite Sprecherin zu wählen, um dadurch eine Doppelspitze zu etablieren.
Gegenseitige Entlastung
Wie die anderen Grünen im Landkreis und in der Stadt Erlangen wolle er sich innerhalb des gemeinsamen Wahlkreises nun auf die anstehende Bundestagswahl konzentrieren. Danach stehe die Wahl des künftigen Kreisvorstands an, mit der er sich wie alle übrigen Mitglieder zu diesem Zeitpunkt eingehend beschäftigen werde.
Als er sich im Herbst 2020 für eine Kandidatur als Sprecher einer Doppelspitze entschieden habe, sei es ihm in keiner Weise darum gegangen, jemanden aus dem Amt zu drängen. Vielmehr sei die Arbeit in den zurückliegenden Jahren auch wegen der stark angestiegenen Mitgliederzahl immer mehr geworden, weshalb es angebracht sei, die einzelnen Bereiche auf unterschiedliche Köpfe zu verteilen.
Der Vorstand spreche ohnehin Einzelheiten im Team ab und lege großen Wert auf ein konstruktives Miteinander. Völlig abwegig seien Behauptungen, die Möhrendorfer und Bubenreuther Grünen würden sich nicht mehr verstehen: "Das Gegenteil ist der Fall. Wie mit den anderen Ortsverbänden ist die Zusammenarbeit ausgezeichnet."
Keine Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich zuvor registrieren.
0/1000 Zeichen