Getestet: Wie gut funktioniert der Schienenersatzverkehr?

23.10.2018, 06:00 Uhr
Getestet: Wie gut funktioniert der Schienenersatzverkehr?

© Egbert M. Reinhold

Früh um 6.05 Uhr muss die Pendlerwelt noch in Ordnung gewesen sein. Der SEV-Bus fuhr pünktlich los und war auch angeblich  ein Gelenkbus. Alle Pendler wurden ab Fürth nach Erlangen gefahren.

Um 10.05 Uhr ist das nicht so. In Fürth stehen viele Leute und der Bus ist etwas klein. Eine Frau hat um 10.45 Uhr einen dringenden Termin in Baiersdorf, ein anderer greift schon zum Telefon, um den Termin um 10.30 Uhr in Erlangen nach hinten zu verschieben. Denn der Bus ist der Ersatz für die S-Bahn und braucht laut Fahrplan nach Erlangen bis 10.41 Uhr.

Der Bus ist ein ganz normaler Linienbus, ohne Gelenk. In einen normalen Bus passen um die 100 Menschen rein, Sitzplätze inklusive. In Fürth am Hauptbahnhof wollen sich weit mehr als 100 Pendler in den SEV-Bus nach Erlangen quetschen. Es folgen Szenen wie aus der U-Bahn in Tokio. Es schiebt aber niemand, die Menschen quetschen sich selbst in den Bus. Bis der Busfahrer die Türen schließt. Der Rest steht in der Kälte und muss warten.


Alles Infos zur Streckensperrung zwischen Fürth und Bamberg


Eine Stunde für den nächsten Bus

Die SEV-Busse fahren Richtung Bamberg ab Fürth von 6.05 Uhr bis 9.25 Uhr alle 20 Minuten, dann alle 40 Minuten. Wer den SEV-Bus um 9.25 Uhr (Ankunft in Erlangen 10.01 Uhr) verpasst hat und der Bus um 10.05 Uhr wegen Überfüllung geschlossen wurde, wartet ein ganze Stunde auf den nächsten Bus um 10.25 Uhr.

Der Busfahrplan in Fürth ist übrigens nicht leicht zu finden, und der Hinweis am Hauptbahnhof in Fürth besteht aus einem Pfeil an der Treppe zur Bahnhofshalle. Der Busfahrplan ist deshalb nicht leicht zu finden, weil in Fürth an den Bushaltestellen nirgendwo steht, wo der SEV-Bus abfährt. Deshalb wundert es auch nicht, dass die Pendler in einen Bus einsteigen wollen, der langsam an ihnen vorbei fährt. In der Hoffnung, dieser Bus hält, bewegt sich die Menschenmenge Richtung des langsam fahrenden Fahrzeugs. Es war aber nur die Ampel, die den Bus zwang anzuhalten.

Um 10.23 Uhr kommt ein Bus. "Bamberg" steht drauf. Die von 10.05 Uhr Übriggebliebenen und etliche neu hinzugekommene Pendler strömen in den Bus. Was auffällt, ist die Ruhe, mit der alles vor sich geht, niemand schimpft. Niemand kontrolliert die Fahrkarten der Zugestiegenen.

+++ Hier finden Sie den Ersatzfahrplan mit allen Abfahrzeiten der Busse +++

Ungemütlich und verwirrend

Der Bus fährt los. Die ungemütliche Fahrt wird am Bahnhof in Vach (eigentlich in Stadeln) das erste Mal gestoppt, dann kommt die Haltestelle Egidienkirche in Eltersdorf, und Bierlachweg in Bruck. An der Paul-Gossen-Straße steigen Menschen aus, endlich ein bisschen mehr Platz. Der Bus fährt auf den Busparkplatz, es ist immer noch ruhig, im Bus kommt auch keine Durchsage. "Ist jetzt Endhaltestelle?", fragt eine Frau. "Egal, ich muss sowieso aussteigen." Ein Mann sagt: "In Erlangen wollen eigentlich immer alle raus."

Auf dem Weg vom Busbahnhof durch den Hauptbahnhof fällt auf, dass viel weniger Gewimmel ist als sonst.

Immerhin hatte am Montag offensichtlich jeder Busfahrer den Weg nach Erlangen gefunden. Am Samstag hatten sich ein paar Busfahrer schlicht verfahren. Zum Beispiel statt im "Bierlachweg" in Bruck eine Haltestelle vorher gestoppt. Oder in Fürth auf der Suche nach der Ausfahrt Richtung Eltersdorf das Abbiegen verpasst. 


Gibt es auch bei Ihnen Probleme im Berufsverkehr? Wie haben Sie den Schienenersatzverkehr am Montag erlebt? Falls Sie Bahn-Pendler sind, empfehlen wir Ihnen an dieser Stelle noch unsere fünf verschiedenen Facebook-Gruppen, in denen sich Betroffene austauschen und gegenseit informieren können.

Suchen Sie sich also Ihre Pendler-Strecke heraus und treten der jeweiligen Gruppe bei: 

1. Da sind zunächst die Regional- und S-Bahnen in Richtung Bamberg über Erlangen und Forchheim sowie die verbunden Nebenstrecken. Hier können Sie der Facebook-Gruppe beitreten!


2. Die Facebook-Gruppe für Bahnfahrer von und in Richtung Würzburg plus alle Nebenstrecken findet sich unter diesem Link.


3. Wer die Strecke Richtung Ansbach Schwabach, Roth und Treuchtlingen nutzt, ist hier genau richtig. Unter diesem Link können Sie der Gruppe beitreten. 


4. Alle, die in Richtung Neumarkt, Regensburg, Allersberg oder München unterwegs sind, sollten sich in dieser Facebook-Gruppe beteiligen.


5. Zu guter Letzt gibt es noch eine Seite für die Reisenden in Richtung Pegnitz und Bayreuth und die Nutzer der Gräfenbergbahn. Hier können Sie der Gruppe beitreten. Die fünf Facebook-Gruppen werden von unserer Redaktion betreut und moderiert.

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