Gottesdienste an Ostern: Das denken Dekane über Politik-Bitte

25.3.2021, 05:58 Uhr
Gottesdienste an Ostern: Das denken Dekane über Politik-Bitte

© epd/Rolf Zoellner

Für den evangelischen Dekan Peter Huschke fallen Gründonnerstag, Karfreitag und Ostersonntag heuer auf einen Tag. Und das ist der morgige Freitag. Huschke wird in der Neustädter Kirche, wo er als Pfarrer tätig ist, alle Gottesdienste für die Ostertage aufnehmen. "Das ist völlig abnormal. Als Theologen beschäftigen wir uns in der Passionszeit geistig mit dem Leiden und Sterben Jesu. Diesen Freitag werde ich aber auch über die Auferstehung sprechen", sagt Huschke. "Das gehört allerdings zum Geschäft. Man sollte nicht zu viel Mitleid mit uns Pfarrern haben."

Stattdessen fühlt Huschke mit den Kirchenvorständen seines Dekanatsbezirks. Der Bereich reicht von Nürnberg-Großgründlach bis Adelsdorf, von Aurachtal bis Beerbach, und umfasst 31 Kirchengemeinden. Die Vorstände werden jeweils für ihre Gemeinde entscheiden, wie die Gottesdienste an den Ostertagen begangen werden. Im Kirchenhaus? Im Freien? Oder aus Sicht der Gläubigen nur von Zuhause aus vor dem Bildschirm? "Es gibt keine Entscheidung, die nur richtig oder falsch ist", sagt Huschke.

Aus seiner Sicht wäre es das Schlimmste, wenn es so wie vor Weihnachten läuft. "Da gab es die Diskussion, dass man kein richtiger Christ ist, wenn man einen Gottesdienst macht. Oder eben kein richtiger Christ ist, wenn man keinen Gottesdienst macht. Wir dürfen uns als christliche Gemeinschaft nicht entzweien lassen."

Huschkes persönliche Meinung ist, dass auf Gottesdienste vor Ort weitestgehend verzichtet werden soll. Deshalb wird es aus der Neustädter Kirche nur ein digitales Angebot geben. Er versteht aber auch jeden Kirchenvorstand, der die Bitte der Regierung, möglichst auf digitale Gottesdienste umzusteigen, ausschlagen wird. Manche Kirchen seien auch außerhalb der Feiertage so mau besucht, dass problemlos Abstand gehalten werden könne. Und wenn es der Ort hergebe, dass im Freien gefeiert werden könne, sei das durchaus überlegenswert. "Für manche Besucher ist ein Verzicht auf den Ostergottesdienst undenkbar, das geht ins Psychische hinein."

Der Dekan verweist auf Gespräche zwischen Kirchenvertretern und Politikern in München und Berlin. "Wir werden uns in den von der Bundeskanzlerin angekündigten Gesprächen zunächst genau erläutern lassen, warum die bewährten Hygieneschutz-Maßnahmen, die alle Landeskirchen für ihre Gottesdienste haben, nun nicht mehr ausreichen sollen", erklärte Heinrich Bedford-Strohm, Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland, hierzu der Augsburger Allgemeine.

"Ich wünsche mir von der Politik eine klare Führung"

Der Ausgang dieser Gespräche zwischen Kirche und Politik sind auch für Michael Pflaum, Dekan des katholischen Dekanats Erlangen, von Bedeutung. "Ich wünsche mir von der Politik eine klare Führung – hopp oder top." Entweder verbieten oder gar nicht einmischen.

Bleibt es bei der Bitte und gibt es keine Weisung aus dem Erzbistum Bamberg, ist es bei den Katholiken die Entscheidung der Pfarrer, ob und wie Gottesdienste stattfinden, "im Dialog mit ihren Gremien", wie Pflaum sagt. Diese Entscheidungsfreiheit werde zu Unruhe in den Gemeinden führen, befürchtet der Dekan.

Freiluft-Gottesdienst am Ostersonntag

Falls er Gottesdienste abhalten darf, werde er das auch tun. Als Pfarrer dreier Pfarreien hat Pflaum über Ostern einen vollen Terminkalender. Besonders freut er sich auf den Freiluft-Gottesdienst am Ostersonntag um 17 Uhr im Garten des Kindergartens St. Marien in Bruck.

Kilian Kemmer, Höchstadts Stadtpfarrer, hat sich ebenfalls entschieden: Alle Gottesdienste finden im Freien statt. "Die Resonanz auf die überkonfessionellen Feierlichkeiten zu Weihnachten und Silvester auf dem Marktplatz oder zu Lichtmess auf dem Kirchplatz hat uns darin bestärkt", so Kemmer. Die Pfarreien Sterpersdorf und Gremsdorf machen es auch so.

Kemmer ist sich sicher, dass kein Einzelhändler, der öffnen dürfte und dem empfohlen wird, trotz eines schlüssigen Hygienekonzeptes zu schließen, einer derartigen Empfehlung Folge leisten würde. Eine digitale Übertragung des Karfreitagsgottesdienstes und der Osternacht wird dennoch "für unsere Kranken", so Kemmer, geplant.

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