"Grauen, das einen fassungslos macht"

20.1.2020, 10:49 Uhr

© Eva Kettler

Nie mehr darf es grauenhafte Menschenrechtsverletzungen wie die unter den Nationalsozialisten begangenen Verbrechen an psychisch kranken Menschen und Menschen mit geistiger Behinderung geben: Das war die Hauptaussage bei der Gedenkkundgebung, die das Aktionsbündnis Gedenken gestalten – HuPfla erhalten" für Samstag initiiert hatte.

An diesem Tag vor achtzig Jahren wurden in Bayern aus der Heil- und Pflegeanstalt Eglfing-Haar bei München die ersten kranken und behinderten Menschen in eine Tötungsanstalt deportiert. Auch aus der Erlanger Heil- und Pflegeanstalt (HuPfla) wurden im Rahmen der sogenannten T4-Aktion 908 Menschen in Tötungsanstalten gebracht und ermordet. Mindestens 1000 weitere Kinder und Erwachsene ließ man in Erlangen verhungern oder tötete sie mit überdosierten Medikamenten. Man brauche in Erlangen würdige Gedenkorte auf dem Gelände der HuPfla, sagte die Erlanger Ehrenbürgerin Dinah Radtke.

Das Gedenken sei nicht nur ein Ritual, das die Vergangenheit betreffe, mahnte Oberbürgermeister Florian Janik bei der Veranstaltung in Erlangen, sondern es sei auch der Auftrag, heute Verantwortung zu zeigen und sich menschenverachtenden Tendenzen entgegenzustellen. Er wies außerdem darauf hin, dass die Verbrechen in Erlangen damals nicht nur in der HuPfla, sondern auch an anderen Orten der Stadt stattgefunden hätten.

Innenminister Joachim Herrmann forderte in München bei einer Gedenkstunde für die NS-"Euthanasie"-Opfer dazu auf, Werte wie Menschlichkeit, Respekt, Toleranz und Achtung vor der Würde eines jeden Einzelnen hochzuhalten. Die NS-Krankenmorde seien ein "Grauen, das einen fassungslos macht". Dieses düstere Kapitel der Geschichte zeigt laut Herrmann, dass Humanität, Rechtsstaat und die Würde des Menschen keine Selbstverständlichkeit sind.

 

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