Grünen-Kandidatin Lender-Cassens will OB in Erlangen werden

22.2.2020, 09:30 Uhr
Susanne Lender-Cassens ist unter anderem für Sport zuständig — und persönlich auch leidenschaftliche Sportlerin.

© Foto: Sharon Chaffin Susanne Lender-Cassens ist unter anderem für Sport zuständig — und persönlich auch leidenschaftliche Sportlerin.

Wenn man — oder genauer gesagt — frau verantwortlich für mehrere große und gewichtige Bereiche ist, fällt eine Priorisierung bisweilen schwer. Das gilt aber nur bedingt für Susanne Lender-Cassens (Grüne/GL), die Bürgermeisterin und Referentin für Umwelt, Energie, Gesundheit, Sport und Soziokultur ist. Gerade Gesundheit und Sport liegen der examinierten Krankenschwester, die unter anderem auch schon Pilates und Seniorensport gegeben hat, besonders am Herzen. Kein Wunder, dass sie da für ein Treffen die Friedrich-Sponsel-Halle vorschlägt, gleich neben dem Sportamt, und spontan mit dem Ball in der Hand durch die Turnhalle trippelt und das Werfen in Körbe trainiert.

Ihre Sportlichkeit hat die 57-Jährige also auch in den vergangenen sechs Jahren nicht verloren, in denen sie (bis auf Radfahren) kaum oder gar keine Zeit für Bewegung gefunden hatte. "Sportlich gesehen passe ich im Moment nicht so gut auf mich auf", sagt sie. Viel wichtiger aber als ihre eigene Fitness war und ist der gebürtigen Hanseatin ihr Amt als Zweite Bürgermeisterin und Referentin — mit all den Aufgaben. Dass kurz vor dem Ende der rot-grün-gelben Legislaturperiode (noch) der Spatenstich für das neue Bürger-, Begegnungs- und Gesundheitszentrum (BBGZ) an der Hartmannstraße stattgefunden hat, freut Lender-Cassens natürlich besonders.

Lender-Cassens wollte mehr Zeit für Belange der Bürger haben

Aber auch ihre anderen Themenfelder liegen der verheirateten Mutter von drei Kindern am Herzen: "Alle Bereiche interessieren mich auch wirklich persönlich." Da sie sich selbst als "sehr pflichtbewusst und wissbegierig" bezeichnet, ist sie dankbar, seit 2014 so viel Neues erfahren und erlernt zu haben.

Aber war es womöglich nicht nur viel, sondern für Lender-Cassens zu viel Neues? Im November 2018 kündigte sie an, künftig etwas kürzer treten und mehr Zeit für die Belange der Bürger haben zu wollen. Als Konsequenz daraus gab sie die Verantwortung für den Betrieb für Stadtgrün, Abfallwirtschaft und Straßenreinigung (EB 77) ab, seitdem liegt der Bereich in den Händen von Thomas Ternes, dem Referenten für Recht, Sicherheit und Personal.

Mit der Entscheidung ist Lender-Cassens auf viel Unverständnis gestoßen — zumal sie nur wenige Monate später, bereits im April 2019, ihre (erneute) OB-Kandidatur bekannt gab. EB 77 ist zu viel — und dann aber gleich den höchsten Posten im Kommunalparlament? Die Grünen-Politikerin kennt diese Kritik. "Wer das anbringt, meint doch grundsätzlich, ich sei nicht leistungsfähig", sagt sie und fährt fort, "dahinter steht die Meinung, diese Frau ist schon mit dem bisschen Pupsi-Kram überfordert."

Lenders-Cassens führt strukturelle Probleme ins Feld

Das mag sie nicht unkommentiert lassen und führt daher strukturelle Probleme ins Feld. In Erlangen, erläutert sie, stehe einem als Bürgermeisterin und Referentin gerade einmal eine Kraft für das Vorzimmer (und das in ihrem Fall auch noch mit reduzierter Stundenzahl) zur Verfügung, für den inhaltlichen Austausch aber habe sie, im Gegensatz zu Referenten und Bürgermeister-Kollegen in anderen Städten, keinerlei Unterstützung. Daher sitze sie manchmal bis Mitternacht da, um sich in komplizierte Sachverhalte einzulesen.

Ihre ehrenamtlichen Fraktionsfreunde seien berufstätig und oft eingespannt, da könne sie schlecht mehr Arbeit verlangen. "Ja", räumt sie ein, "ich habe mich schon ganz schön oft allein gelassen gefühlt". Ihrem Eindruck nach habe auch die Verwaltung sie nicht gut unterstützt.


Susanne Lender-Cassens: Oberbürgermeisterkandidatin für Erlangen


Dennoch tritt Lender-Cassens im März, wie 2014, wieder als OB-Kandidatin an. Zehn Prozent möchte sie holen, mindestens. "Vor sechs Jahren kannte mich kaum jemand, jetzt durfte ich schon sechs Jahre lang anständige Politik machen und ich hoffe, dass das auch gesehen wird."

Und falls es wider aller Erwartungen (schließlich liegen die Grünen im Aufwind) doch anders kommt? Dann würde sie halbtags zurück in die Klinik gehen, antwortet sie, und Hobbys pflegen: in Büchern schmökern, spazieren gehen und — endlich wieder Sport treiben.

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