Hallenbad Frankenhof in Erlangen kurz vor dem Abriss

19.7.2017, 06:00 Uhr
Hallenbad Frankenhof in Erlangen kurz vor dem Abriss

© Edgar Pfrogner

Ende letzter Woche ist eine Petition des Elternbeirats des Christian-Ernst-Gymnasiums zur Erhaltung des Hallenbads Frankenhof im Ausschuss für Kommunale Fragen, Innere Sicherheit und Sport des Bayerischen Landtags behandelt worden. Danach erklärte die Staatsregierung die Petition für erledigt. Die Entscheidung der Stadt Erlangen sei nicht zu beanstanden. Sie verfüge hier über die kommunale Planungshoheit, hieß es.

Wirklich überrascht dürfte dies niemanden haben. Nicht einmal diejenigen, die die Petition eingereicht hatten. Und doch hatten sich einige im CEG-Elternbeirat an diesen letzten Strohhalm geklammert. Der Komplex des Frankenhofs mit einem Jugendzentrum und einem Hallenbad sei zu Beginn der 60er Jahre als "einzigartig in Europa" bejubelt worden, sagt die Elternbeiratsvorsitzende Veronika Butze. "Stolz von Erlangen" — so sei damals in einem Artikel getitelt worden. "Und das will man jetzt aufgeben?"

Ersatz im Stadtwesten

Verständnis für diese Entscheidung, die der Erlanger Stadtrat nahezu einmütig bereits im Juli 2013 gefällt hatte, kann sie auch jetzt noch nicht aufbringen. Auch nicht, obwohl der Stadtrat damals die Weichen gestellt hatte für einen Ersatz: den Neubau eines Hallenbades beim Westbad. Die Sanierung des Frankenhofbades würde mit geschätzt neun bis zehn Millionen Euro zu teuer kommen, so das Argument. Lieber wolle man in etwas Neues investieren: Rund 19,6 Millionen Euro kosten der Neubau und die Sanierung des Westbads.

"Das Hallenbad an der Damaschkestraße ist kein Ersatzbad für den Frankenhof, sondern endlich ein Schwimmbad für den Stadtwesten." Das ist die Sichtweise von Karin Rab, die am CEG im Arbeitskreis Bau aktiv ist. Mit dem Abriss des Frankenhof-Hallenbads verschenke die Stadt dagegen die Chance, den Bürgern auch in der Innenstadt die Gelegenheit zum Schwimmen zu geben — das, was vor einigen Jahrzehnten als großer Fortschritt erachtet wurde. "Wir werden nie mehr ein innerstädtisches Bad bekommen, wenn das Frankenhofbad abgerissen ist", sagt Rab. Hinzu komme, dass man ja eigentlich heute schon angesichts der steigenden Zahl von Kindern wisse, "dass wir noch ein Bad brauchen".

In der Tat weiß die Stadt inzwischen, dass sie infolge der steigenden Geburtenrate und von Zuzug innerhalb der nächsten drei Jahre mindestens 800 Kita-Plätze schaffen sollte, um den momentanen Betreuungsschlüssel aufrechterhalten zu können.

Mehr Kinder — das heißt auch mehr Kinder, die schwimmen lernen sollten. Dies ist ein Thema, bei dem inzwischen bayernweit die Politiker alarmiert sind. Im Landtag wurden erst kürzlich dazu verschiedene Anträge gestellt — von den Grünen, den Freien Wählern, der SPD. Ihr Tenor: Es sei festzustellen, dass immer weniger Kinder schwimmen können beziehungsweise sichere Schwimmer sind.

Die abnehmende Schwimmkompetenz verwundere, da doch im Lehrplan der Grundschule klar formuliert sei, dass die Schüler am Ende der zweiten Klasse mindestens die Anforderungen des "Seepferdchens" erfüllen, heißt es in einem Dringlichkeitsantrag von Bündnis 90/Die Grünen. "Für das Ende der vierten Klasse werden im Lehrplan sogar noch höhere Anforderungen formuliert." Ein Grund für die schlechte Umsetzung der Vorgaben aus dem Lehrplan sei, dass in vielen Kommunen die entsprechenden Bäder nicht zur Verfügung stünden — wegen anstehender Sanierungen oder hoher Kosten für den Unterhalt. Hier sei der Freistaat in der Pflicht, die Kommunen zu unterstützen.

Und wie ist das in Erlangen? Schwimmunterricht gebe es unterm Strich nur ein Schuljahr lang, sagt eine Lehrerin auf Anfrage dieser Zeitung. Bei der Vergabe der Schwimmzeiten in den Bädern gebe es regelmäßig "ein Hauen und Stechen", und am Ende gehe es "gerade so auf". Der zu erwartende Anstieg der Schülerzahlen ist da aber natürlich noch nicht dabei.

Beim Frankenhof-Hallenbad also steht der Abriss unmittelbar bevor. Die Erlanger Stadtwerke, die der Eigentümer sind, haben eine entsprechende Genehmigung. Im August soll die innere Technik zurückgebaut werden, der Abriss soll ab September erfolgen und bis zirka November andauern. Der Stadtrat wiederum hatte in seiner Sitzung Ende März den Ankauf des geräumten Grundstücks beschlossen. Die notarielle Beurkundung, so ist aus dem Presseamt der Stadt zu erfahren, hat jedoch noch nicht stattgefunden.

Bislang handelt es sich laut Bebauungsplan um eine sogenannte Gemeinbedarfsfläche, auf der nur Einrichtungen oder Anlagen errichtet werden dürfen, die der Allgemeinheit dienen. Um neue Entwicklungsmöglichkeiten zu schaffen, müsse deshalb das Planungsrecht geändert werden.

Auf die Frage, was an der Stelle des Hallenbads gebaut werden soll, gibt sich der Pressesprecher der Stadt zugeknöpft. Der Stadtrat werde die Optionen für die künftige Bebauung diskutieren, sagt er. Vom Tisch ist offensichtlich der Verkauf des Grundstücks an die derzeitigen Manhattan-Betreiber (wie berichtet), die hier einen "kulturellen Ort" hätten schaffen wollen — das war hinter den Kulissen im Gespräch gewesen. Doch jetzt will die Stadt es kaufen.

Jedes Denkmal gleich viel wert

In der Denkmalliste des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege steht das Frankenhof-Hallenbad im Übrigen auch heute noch. In diese wurde es im April 2013, zwei Monate nach dem Frankenhof, aufgenommen. Dass es vom Landesamt für Denkmalpflege für weniger erhaltenswürdig eingeschätzt werde, wie die Stadt behauptet, ist aber nicht zutreffend. "In Deutschland ist jedes Denkmal gleich viel wert", stellt die Pressesprecherin des Landesamts klar. "Es gibt keine Denkmäler erster, zweiter oder dritter Klasse."

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