Hart, härter, Jürgen Block: Eisbaden in der Wiesent

28.1.2019, 18:00 Uhr
Ein Mann wie ein Eisblock: Jürgen Block am Ufer der Wiesent.

© Fotos: Jürgen Block Ein Mann wie ein Eisblock: Jürgen Block am Ufer der Wiesent.

Auch seine Freunde haben ihn für verrückt erklärt. Jürgen Block war mit ein paar Leuten im Zillertal. Die Landschaft war wunderschön, malerisch durchzogen von einem Gebirgsfluss. Man könnte das einfach so genießen. Oder man hat die Idee, in diesem Fluss baden zu wollen. "Ich habe gesagt: So! Ich gehe da jetzt rein", erinnert sich Jürgen Block. Die Freunde warnten ihn. Das geht doch nicht. Das ist zu kalt. Du wirst nur krank. Doch Block meinte, es gehe sehr gut.

Also zog er sich aus, zeigte seine zahlreichen Tattoos, die er schon vor Jahren aufgehört hat zu zählen, und watete in den Fluss. Kalt war es. Natürlich. "Ich bin zwei Minuten drin geblieben, dann bin ich wieder raus", sagt der 36-Jährige. Wenn man fragt, warum jemand so etwas macht, wie man am Frieren so viel Spaß haben kann, erhält man eine lange Antwort. Und man merkt schnell:

Es ist mehr als Baden. Mehr als Eis. Und mehr als Frieren. "Ich gehe offen durchs Leben und bin neugierig", meint Block. "Wenn mir jemand sagt, ich kann etwas nicht machen, dann mache ich es erst recht." Nach dem Bad im Gebirgsfluss ging es dem gebürtigen Erlanger "super gut". Und ihm war klar: Er wird es wieder tun.

Zuletzt war Jürgen Block mit seiner Frau unterwegs in der Fränkischen Schweiz. In der Wiesent am Fuße der Burgruine Neideck bei Streitberg wagte er sich wieder ins kühle Nass. "Draußen hatte es minus sieben Grad, im Wasser waren es vielleicht vier Grad." Es gibt viele Dinge, die man lieber tun würde, als sich unter diesen Bedingungen bis auf die Unterhose auszuziehen. "Manche denken dann: Das kann ich nicht", meint Block, "doch ich sage: Das kannst du!" Schon der Moment, sich halbnackt auf eine gefrorene Wiese zu stellen, ist hart. Die Überwindung ist riesig. Geht man dann auch noch baden, ist es pure Willenskraft.

"Ich stehe nicht auf Schmerzen."

"Es ist eine mentale Sache", sagt Block. "Doch: Nichts ist unmöglich." Sich ins eiskalte Wasser zu trauen, ist auch eine Möglichkeit, sich das zu beweisen. "Meine Frau ist dabei, wir filmen das Eisbaden auch immer. Ich möchte das später reflektieren", sagt Block. Angeben, das wird im Gespräch schnell klar, will der Erlanger damit nicht. Vielmehr will er Leute davon überzeugen, auch mal ins kalte Wasser zu springen.

Hart, härter, Jürgen Block: Eisbaden in der Wiesent

© Fotos: Jürgen Block

Ist man mal drin, kommen die Schmerzen. "In gewisser Weise tut es weh. Ich stehe nicht auf Schmerzen. Man muss sich ein bisschen überwinden. Doch wenn man das annimmt und akzeptiert, sich darauf fokussiert, durchatmet wie bei einer Meditation, dann kann man das schon schaffen." Jürgen Block ist überzeugt, dass es sich lohnt. "Ich merke, wie ich stark atme, wie kalt das Wasser ist. Irgendwann genießt du das."

Zwei bis drei Minuten war der Erlanger Eisbader im Wasser. Dann ging es nicht mehr weiter. "Das Wasser fühlt sich viel kälter an als vier Grad, es zieht die Wärme stärker aus dem Körper. Ich habe meine Hände und Beine nicht mehr gespürt. Da wusste ich, dass ich wieder raus muss." Zurück auf der Wiese, hat sich Block bewegt, ist hin und her gelaufen, hat ein paar Kniebeugen gemacht. Blocks Frau stand draußen, dick eingepackt in Winterjacke, Schal und Mütze, und fror. "Sie meinte, ihr sei bitterkalt. Da habe ich gedacht: Willst du mich verarschen?" Schließlich war er noch halbnackt und tropfnass.

"Nach dem Eisbad spürst du richtig, wie es den Körper aktiviert hat. Der Körper wird heiß, es bitzelt, du trocknest eigentlich von selbst." Es ist ein Gefühl, das manche vielleicht aus der Sauna kennen, wenn man sich nach der Hitze und dem Dampfbad mit dem kaltem Wasser abschreckt. So kam das auch bei Jürgen Block vor ein paar Jahren. Mittlerweile geht der gebürtige Erlanger auch ohne Sauna ins kalte Wasser.

"Schlimm fand ich Kälte noch nie, auch nicht als Kind." Bis er bereit war für Eisbaden, hat sich Block aber erst herantasten müssen. "Zuerst duscht man eine Minute kalt, macht Wechselduschen, erst das Bein, den Arm, der Oberkörper, am Ende der Kopf. Auch in den Fluss springt man nicht sofort rein. Besser ist: Man schreitet gemütlich hinein und konzentriert sich bewusst darauf."

Immer mehr hatte sich Block mit dem Eisbaden beschäftigt, das vor allem in Nordländern Volkssport ist. "Ich habe bei Youtube Videos gesehen, wie Leute ins Eiswasser gehen. Das fand ich faszinierend." Spektakulär sind die Bilder von Menschen, die sich in Finnland oder Russland mit Äxten Löcher in die Eisdecken von Flüssen und Seen hacken – und hineinsteigen. Auch Wim Hof, bekannt als "The Iceman", hat den Erlanger beeindruckt. Der Extremsportler hält 26[2] internationale Rekorde im Ertragen extremer Kälte, darunter den Rekord für das längste Eisbad[/2].

Die aktuelle Bestzeit stammt aus dem Jahr 2011, als er eine Stunde, 52 Minuten und 42 Sekunden bis zum Hals in Eiswasser stand. "Mit Atemtechnik, Meditation und Kälteabhärtung hat er erreicht, dass es ihm super gut geht. Das hat mich inspiriert", sagt Block. Neu aber sei das alles eigentlich nicht. "Die Kneippkuren, die man von früher kennt, sind nur nicht mehr in Mode. Doch damals hat man es gemacht, um sich abzuhärten."

"Man fühlt sich lebendig, frisch und gelassener."

Jürgen Block aber hat das Wechselbad für sich entdeckt. "Regelmäßig mache ich das so nicht, dass ich extra irgendwo hinfahre", sagt der IT-Projektleiter. Doch wenn es sich mit einem Ausflug verbinden lässt, nutzt er die Gelegenheit. "Das Naturerlebnis gehört dazu." So war es auch in den Dolomiten bei den drei Zinnen. "Dort gab es auch einen See, der liegt mitten in den Alpen." Zehn Minuten lang war Block im Wasser.

Jürgen Block ist fest davon überzeugt, dass ihm das Eisbaden gut tut. Ob das wirklich so ist, erklärt ein Experte im Interview. Nicht ohne Grund würden das auch Leistungssportler machen. Unvergessen sind hier die Bilder der Profi-Fußballer Thomas Müller oder Per Mertesacker, die nach wichtigen Spielen in der Eistonne sitzen. "Ich war schon lange nicht mehr krank", meint Block. "Und ich denke auch, dass es mein Gemüt aufhellt. Man fühlt sich danach lebendig, frisch und gelassener. Es powert einen auch aus, für den Körper ist es kräftezehrend. Nach dem Baden ziehe ich mich auch sehr warm an. Das ist wichtig."

Im Sommer ist es ganz ähnlich. "Die Wiesent ist genauso kalt", sagt Block. "Wir waren an der genau gleichen Stelle und haben dort gebadet: Auch bei 35 Grad im Schatten ist das Wasser eiskalt." Trotzdem geht der Erlanger lieber in die Natur als ins Freibad. Unbedingt noch einmal baden möchte Jürgen Block, der in seiner Freizeit Crossfit macht, in einem Gebirgssee in den Alpen. Bis es soweit ist, fährt er aber auch gerne wieder an die Wiesent.

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