Heroldsberg: Versteck für Schätze und Gespenster

Scott Johnston

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7.8.2019, 15:00 Uhr
Eberhard Brunel-Geuder erinnert sich: Hier ging er als Bub mit einer Taschenlampe auf Entdeckungstour. Nach einer Intervention des Bergamts musste der Felsenkeller unter dem Garten des Grünen Schlosses jedoch mit Beton verfüllt werden

© Scott Johnston Eberhard Brunel-Geuder erinnert sich: Hier ging er als Bub mit einer Taschenlampe auf Entdeckungstour. Nach einer Intervention des Bergamts musste der Felsenkeller unter dem Garten des Grünen Schlosses jedoch mit Beton verfüllt werden

Aufgrund des starken Gefälles haben derzeit nicht zuletzt ältere Menschen große Schwierigkeiten, die Strecke zu bewältigen.

Eine genaue Planung muss noch erstellt werden. Deshalb kann Bürgermeister Johannes Schalwig die Kosten momentan nur grob auf etwa eine halbe Million Euro schätzen. Eigentlich sollte mit dem Projekt schon heuer begonnen werden, aber voraussichtlich verschiebt es sich in das nächste Jahr.

Der steile Weg kann zwar nicht hundertprozentig, doch annähernd barrierefrei gestaltet werden. Zuvor muss noch der Kanal erneuert werden.

Die Arbeiten zur Sanierung einer früheren Scheune, die sich in Privatbesitz befindet, laufen dagegen bereits auf Hochtouren. Sie steht am Eingang zu den Felsenkellern und wird mit dem historischen Fachwerk für einen zusätzlichen Akzent sorgen.

Viele der Heroldsberger Gasthäuser brauten einst ihr eigenes Bier. Im Winter wurden aus dem Schloss- und dem Pretschersweiher Eisblöcke geschlagen und in die Keller transportiert, sodass sich der Gerstensaft dort bis in den Hochsommer lagern ließ.

Fritz Schuster, der Urgroßvater von Eberhard Brunel-Geuder, dem jetzigen 3. Bürgermeister und Vorsitzenden der Kulturfreunde, war neben seinem Amt als Bürgermeister auch Wirt des "Schwarzen Bären". Bis ins 20. Jahrhundert wurde das "Schusters Bier" der angliederten und mit Abstand größten Brauerei in Heroldsberg nicht nur weit über den Ort hinaus, sondern sogar in die USA vertrieben.

Wenn das Wetter passte, stellten die Gastwirte direkt vor den Kellern Bänke auf und schenkten Bier aus. Gerade bei heißen Temperaturen waren die schattigen Plätze sehr begehrt. Auch aus Nürnberg reisten Gäste an.

Landwirte nutzten zudem lange Zeit die Felsengewölbe zum Lagern von Feldfrüchten wie Kartoffeln oder Rüben. Im Zweiten Weltkrieg suchten die Anwohner in einem der Keller, der in Gemeindebesitz ist, Schutz vor Luftangriffen.

Für Brunel-Geuder ist des Areal mit zahlreichen Erinnerungen an die Kindheit verbunden. Die Keller und die vier Geuder-Schlösser im Umkreis regten die Fantasie der Buben an. Mit Taschenlampen wagten sie sich in die finsteren Gänge, suchten nach Schätzen oder verjagten vermeintliche Gespenster.

Nach der Jahrtausendwende mussten die Keller im nördlichen Bereich aus Sicherheitsgründen mit Beton verfüllt werden. Einer befindet sich unter dem Garten des Grünen Schlosses, wo man durch Wölbungen im Gelände auf das Problem aufmerksam wurde.

Infrastruktur für Feste fehlt

Der Platz neben dem Weg, der zum Oberen Markt führt, soll jetzt ebenfalls landschaftsgärtnerisch gestaltet werden. Hier einmal kleinere Veranstaltungen durchzuführen, dürfte allerdings nicht zu verwirklichen sein.

Die Infrastruktur sei dafür nicht ausgelegt, betont Eberhard Brunel-Geuder. Bänke, Tische, mobile Toiletten und weitere Utensilien müssten über eine längere Strecke erst dorthin getragen werden. Auch Anschlüsse für Wasser und Strom fehlen. Früher, als vor den Kellern ausgelassen gefeiert wurde, waren die Auflagen lange nicht so streng wie heute.

Ebenfalls saniert werden soll das Rennerstäffele, über das sich gleichfalls zu Fuß vom historischen Ortskern ins Gründlachtal und dann zur Hauptstraße gelangen lässt. Das gesamte Gebiet steht unter Ensembleschutz, sodass die Maßnahmen mit der Denkmalspflege abgestimmt werden.

Gleichzeitig sind Zuschüsse über die Städtebauförderung zu erwarten. 60 000 Euro hat Bayerns Innenminister Joachim Herrmann für den Bereich bei den Felsenkellern bereits zugesichert.

Bei seiner bekannten Federzeichnung "Das Kirchdorf", der ältesten überlieferten Darstellung von Heroldsberg, hat Albrecht Dürer von seinem Zimmer im Roten Schloss den Blick auf die Kirche St. Matthäus und die umliegenden Häuser festgehalten.

Doch statt des Platzes bei den Kellern setzte er mit elegantem Strich einen fiktiven Weiher. Der Vorsitzende der Kulturfreunde: "Ich bin kein Kunsthistoriker, aber ich denke, dies fällt in die Kategorie künstlerische Freiheit."

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