Jahresausstellung

Heroldsberger Rathaus wird zur Galerie

25.8.2021, 05:55 Uhr
Auch die Künstlerin Julia Krause stellt im Heroldsberger Rathaus aus. 

© Udo Gueldner, NN Auch die Künstlerin Julia Krause stellt im Heroldsberger Rathaus aus. 

Moderne Bilder in einem modernen Gebäude. Für einige Wochen wird das Rathaus mit all seinen lichtdurchfluteten Etagen zur Galerie. Sechs Frauen der Gruppe „Kunst aus vielen Händen“ zeigen in ihrer Jahresausstellung „Gegensätze“, was auch ohne ein akademisches Kunststudium möglich ist. Talent und Leidenschaft für die Malerei und das Zeichnen kann man schließlich nicht lernen. Wir sind alle Stufen emporgestiegen...

Hätte sich Sylvia Dobrunz (39) aus Poxdorf nicht den Knöchel verstaucht, viele der Zeichnungen wären nie entstanden. So aber kann sie nicht selbst die Felsen hinauf klettern, dafür aber zum Bleistift greifen. Ihre schnellen Skizzen zeigen das „Zwergenschloss“ bei Doos nahe Behringersmühle oder den „Weißenstein“ bei Höfen nahe Neuhaus an der Pegnitz. Es sind aber auch Ansichten von Gebäuden und Landschaften aus dem gesamten Mittelmeeraum dabei. „Ich mag es kontrastreich“. Den Feinschliff mit Tuschestift und Marker bekommen die Motive aber erst zu Hause im Wohnzimmer, sobald die Kinder im Bett sind.

Riesiger Hirsch

Ein riesiger Hirsch blickt einem neugierig entgegen. Nicht etwa im Wildgehege in Effeltrich, wo er sich sonst aufhält. Sondern vor einem abstrakten Hintergrund aus Farbflächen und eingeschmuggelten Papierstückchen. Annette Lips (47) aus Baiersdorf hat das Tier für einige Zeit mit dem Pinsel "befreit". Könnte man meinen. Beim zweiten Blick auf die Collage stutzt man. Mit Schablone und Spraydose hat die Malerin eine Zahlenreihe auf dem Fell aufgebracht. Hat der Hirsch etwa eine Inventarnummer? Gehört er damit zu all den anderen „Sachen“, die man besitzen kann? Annette Lips jedenfalls hat schon den nächsten Paarhufer im Auge. „Es soll eine Kuh werden“.

„Ich liebe das Meer. Ich bin ein Atlantik-Fan“. Es sind die elementaren Kräfte des Meeres, die Birte Maußner (56) fernab ihres Wohnortes Eckental-Eckenhaid in ihren Bann ziehen. Weitaufragende Wellen, in die sie gedankenverloren hineinblickt. Szenen, in denen die Grenzen zwischen Himmel, Wasser und Erde verschwimmen. „Manch einer dachte, es handle sich um ein Gebirge“. Solchen Naturkräften möchte man lieber nur mit dem Pinsel nahekommen.

Und mit einer handvoll Sand, die die Künstlerin vor Ort aufgesammelt und in die Farbe eingebracht hat. Das helle, körnige Material aus der Nähe Bordeaux´ sorgt nicht nur für einen plastischen, sondern auch für einen Lichteffekt.

Sind es nun Blumen, die ihre Blüten gen Himmel strecken? Oder eher Luftblasen, die an die Oberfläche drängen? Oder doch etwas ganz anderes? Gisela Prummer (58) aus Eckental-Oberschöllenbach macht es dem Betrachter mit ihren abstrakten Welten nicht leicht. Kein Titel verrät, was auf der Leinwand zu sehen ist. Dafür lässt sie der Phantasie zwischen all dem Acryl und dem angerosteten Eisenpulver viel Raum. „Jeder soll selbst sehen und sich eigene Gedanken machen“. Tatsächlich dauert es nicht lange, und man gerät beim Anblick der leuchtenden Farben und dem Spiel mit dem Licht ins Träumen.

Kleine Zahnräder, Fetzen von Sackleinen oder Verpackungsreste. Es gibt wohl kaum ein Material, das Brunhilde „Bonny“ Schuhmann (66) nicht auf die Leinwand bringt. „Ich nehme alles, was mir zwischen die Finger kommt“. Die Collagen sind aber keineswegs Selbstzweck, sondern erzeugen eine bestimmte Oberflächenstruktur. Zugleich haucht die Künstlerin aus Eckental-Eschenau mit Hilfe der Malerei den eigentlich toten Gegenständen und deren Vergangenheit neues Leben ein. All das entsteht nicht von langer Hand geplant, wie man es bei einer gelernten Technischen Zeichnerin vermuten könnte, sondern aus dem Bauch heraus. „Ich lasse mich einfach treiben“.

Erstmals überhaupt zeigt Julia Krause (29) aus Nürnberg ihre Werke. „Die hängen sonst in meiner Wohnung. Da sind nun alle Wände leer“. Mit Acryl und Aquarell gelingt der Künstlerin ein zerfließender Schmetterling, der in seiner Farbschwelgerei an psychedelische Kunst der 60er Jahre erinnert. Dabei hat sie das flatternde Tier auf einem Autoreifen sitzen sehen und nur deswegen verfremdet, weil man das Ganze sonst auch fotografieren hätte können. „Mir gefällt nämlich das Leuchten der Farben“.

Info zur Ausstellung

Die Ausstellung „Kunst aus vielen Händen“ im Rathaus Heroldsberg ist noch bis zum 28. September 2021 zu sehen. Öffnungszeiten sind täglich 8-12 Uhr, sowie zusätzlich Mo 14-16 Uhr und Do 14-18 Uhr.

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