Herrmann Radteam holt sich den Bundesliga-Gesamtsieg

24.9.2019, 11:00 Uhr
Blaues Trikot, orangefarbener Helm: Die Fahrer des Herrmann Radteam haben in dieser Bundesliga-Saison überzeugt. Nächstes Jahr werden sie trotzdem für andere Mannschaften an den Start gehen.

© Marcel Hilger Blaues Trikot, orangefarbener Helm: Die Fahrer des Herrmann Radteam haben in dieser Bundesliga-Saison überzeugt. Nächstes Jahr werden sie trotzdem für andere Mannschaften an den Start gehen.

Am Sonntag nach dem Rennen war natürlich nicht mehr viel Zeit zum Feiern. "Ein paar Bier" haben sich die Rennradler gegönnt, auch Teamchef und Hauptsponsor Stefan Herrmann war dabei. Dann ging es für alle wieder nach Hause. Für den Kapitän des Radteams, Christopher Hatz, stand gestern der nächste aufregende Tag an. Bei Brose in Coburg startete er in sein fünfmonatiges Praktikum. Das sollte man am besten nicht mit einem Kater beginnen. Trotz Bundesliga-Sieg.

Der Kater folgt jetzt sowieso. Die Sauerland-Rundfahrt war das letzte Bundesliga-Rennen der Baiersdorfer, wie bereits bekannt, wird sich das Profi-Team nach dieser Saison auflösen. Ziel war es, noch einmal allen zu beweisen, wie gut diese Mannschaft ist. Denn so war es immer: Im Team war das Herrmann Radteam stark. Diesmal fuhr Johannes Adamietz als Tages-Dritter aufs Treppchen. "Er hat mir schon während des Rennens gesagt, dass er gute Beine hat", meint Hatz. Auf Rang fünf folgte Florenz Knauer, auf Platz 18 Florian Obersteiner. Christopher Hatz wurde 25.

Glücklich mit dem Riesen-Pokal: Christopher Hatz und sein Team.

Glücklich mit dem Riesen-Pokal: Christopher Hatz und sein Team. © Marcel Hilger

Im Kampf um die Einzel-Gesamtwertung konnte der Kapitän also nicht nachlegen, er wurde, wie schon in den beiden Jahren zuvor, Gesamt-Dritter. "Nach Sebnitz war klar, dass ich in den Kampf um den Einzel-Gesamtsieg nicht mehr eingreifen kann. Deshalb hatte ich nun das Ziel, Platz drei zu verteidigen. Das zeigt aber auch, dass ich extrem konstant gefahren bin. Ich bin zufrieden."

Gemeinsam zu gewinnen sei sowieso viel besser. Die Mannschaft sicherte sich den Gesamt-Sieg, Platz eins in der Bundesliga, der wichtigsten nationalen Rennserie. Nach der Titelverteidigung bei der Deutschen Meisterschaft im Mannschafts-Zeitfahren war es der zweite große Erfolg in diesem Herbst. "Diese Erfahrung mit dem Team zu machen, ist etwas Besonderes", sagt Hatz. "Man kämpft geschlossen, jeder liefert seinen Anteil."

Am Ende war der Gesamt-Sieg der Mannschaft keine Überraschung mehr. "Doch dass wir so eine gute Ausgangslage haben würden, hätten wir nach den ersten drei Rennen nicht gedacht", sagt Hatz. Den Saisonauftakt hat das Herrmann Radteam vermasselt und so auch die sportliche Qualifikation zur Deutschland-Tour verspielt. Umso toller sei es jetzt gewesen, "als beste Mannschaft geehrt zu werden, auf dem Podest mit diesem Riesen-Pokal", meint der 27-Jährige. "Es war ein schöner Abschluss des Projekts."

Die Fahrer wissen seit einigen Wochen, dass sie sich ein neues Team suchen müssen. "Wehmut ist immer dabei gewesen, über die letzten Rennen wurde das Gefühl stärker", sagt Hatz. Er ist stolz, dass die Sportler ihre Leistung abrufen konnten, obwohl sie wussten, "dass es nach zwei Jahren so abrupt endet". Über die gesamte Saison gab es eine Aufwärtstendenz. Trotz, meint Hatz, sei kein Antrieb gewesen. "Wir wollten einfach noch einmal gemeinsam Spaß haben."

"Jetzt bricht es auseinander"

Zwei kleinere Rennen fährt der Kapitän noch. Dann ist die Saison vorbei. "Es ist traurig. Was hier aufgebaut wurde, braucht Geduld und Zeit." Und Geld, um sich weiterzuentwickeln. Einen neuen Sponsor allerdings fanden die Baiersdorfer nicht. "Schade ist es für die Nachwuchsfahrer", sagt Hatz. Er selbst hat immer wieder seine Erfahrung mit den jüngeren Teamkollegen geteilt. "Jetzt bricht es auseinander, die Fahrer werden in andere Teams verstreut."

Für Christopher Hatz war es die zweite Saison im Herrmann Radteam. Er wohnt in Wiesbaden, das Fernstudium Internationales Management an der Uni Ansbach geht nächstes Jahr zu Ende. 2020 könnte seine letzte Saison als Rennradfahrer auf diesem Niveau sein. Angebote anderer Mannschaften hat Hatz längst erhalten. Er will sich nun überlegen, wie viel Sport noch möglich ist. Die nächsten fünf Monate ist er schließlich auch im Praktikum gefordert. Und einmal muss ja noch gefeiert werden. Mitte Oktober wollen sich die Mitglieder des Herrmann Radteam treffen zur großen Abschluss-Party.

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