Herzensbotschaften an verunglückten fränkischen Bürgermeister

3.3.2020, 18:00 Uhr
Herzensbotschaften an verunglückten fränkischen Bürgermeister

© Horst Linke

Noch immer ist die schreckliche Nachricht aus dem Dezember allgegenwärtig. Als Baiersdorfs Bürgermeister Andreas Galster vor dem Rathaus von einem Auto angefahren und mitgeschleift wurde. Der 57-Jährige erlitt schwere Kopfverletzungen, Passanten leisteten Erste Hilfe und halfen so, das Leben des Stadtoberhaupts zu retten.

Herzensbotschaften an verunglückten fränkischen Bürgermeister

"Wie der ganze Ort, so standen auch wir unter Schock", sagt Susanne Stahl, Rektorin der Mittelschule Baiersdorf. Nicht nur das Kollegium, auch die Schüler waren sehr betroffen. "Sie kannten ihn alle vom Vorlesetag in den jüngeren Klassenstufen, aber auch die älteren Schüler schätzten Herrn Galster für seine Referate über Europa." Erst ein paar Wochen zuvor hatte die Oberstufe wieder den Kontakt mit dem Rathaus gesucht, um Galster zum Vortrag einzuladen.

"Sie waren alle sehr traurig und betroffen"

Auch in der Grundschule, sagt Rektorin Sabine Bartsch, verbreitete sich die furchtbare Nachricht rasend. "Die meisten unserer Schüler kommen aus Baiersdorf, sie wussten schon, was passiert ist", erinnert sie sich. Doch damit keine falschen Gerüchte die Runde machten, die Kinder in ihrer Trauer und Bestürzung Halt fanden, besprachen sie im Kollegium, den Unfall im Unterricht anzusprechen. "Sie waren alle sehr traurig und betroffen", sagt Bartsch. In der Grundschule ist der Bürgermeister und seine Aufgabe Stoff des Lehrplans in der vierten Klasse. Auch hier war ein Termin mit Galster vereinbart, auch in der Grundschule war er beliebt und bekannt bei den Schülerinnen und Schülern als Vorleser am Vorlesetag.


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"Als wir über den Unfall sprachen, kam aus der Klasse, von den Schülern, die spontane Idee, dem Bürgermeister einen Brief zu schreiben", erzählt Lehrerin Jutta Michel. Die Schülerin mit der schönsten Schrift der 4b schrieb, gemeinsam formulierten sie zusammen Satz für Satz eines berührenden Briefs: "Wir sind sehr traurig darüber, was passiert ist. Wir wünschen Ihnen gute Besserung", sagt Jutta Michel, war der Kern der Herzensbotschaft.

Geschenkbox mit kleinen Zetteln

An der Mittelschule verfasste das Kollegium eine Genesungskarte. Lehrer Holger Schnappauf hatte in den Gesprächen in den Klassen aber gemerkt, dass auch die Schüler gerne Wünsche übermitteln würden. "So ist dann eine Geschenkebox entstanden, eine Kiste, die wir kurzerhand mit kleinen Zetteln füllten, die jeder unserer Schülerinnen und Schüler bemalte, beschrieb und einwarf", sagt Susanne Stahl.

Herzensbotschaften an verunglückten fränkischen Bürgermeister

© Foto: privat

Aus der Pappbox wuchs so ein ganz bunter, vielfältiger Strauß voller Anteilnahme und Nächstenliebe, voller ganz persönlicher Nachrichten, gemalten Bildern und Wünschen von Mittelschülern aller Altersklassen. "Es war wirklich sehr ergreifend, wie unsere Kleinen ganz unbedarft wünschten, ,dass Sie hoffentlich bald wieder unser Bürgermeister sein können‘. Aber auch, wie die Zehntklässler höflich distanziert, aber doch sehr persönlich ihr Mitgefühl ausdrückten und eine schnelle Genesung wünschten", so die Rektorin. Jede Nachricht, jedes Bild war für sich ein kleines Kunstwerk, besondere Botschaften an das schwer verletzte Stadtoberhaupt. Auch die Kinder mit Migrationshintergrund, die sich in der fremden Sprache noch schwer tun, hielt das nicht davon ab, liebe Zeilen an einen Menschen zu schicken, der im Krankenhaus um sein Leben kämpfte, den manche von ihnen aber noch gar nicht kennen gelernt hatten.

"Erstaunlich gut"

"Diese Box stellten wir bei der Familie Galster vor die Tür – und wenig später hatte uns der Sohn eine sehr berührende Dankesnachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen – es waren ja dann Weihnachtsferien", erzählt Susanne Stahl.

Klaus Hutzler, geschäftsleitender Beamter, sagte am Dienstag diesem Medienhaus auf Anfrage, dass er Bürgermeister Andreas Galster erst am vergangenen Wochenende wieder getroffen hat. An den Wochentagen befindet sich Galster nach wie vor auf Reha, um sich von den schweren Verletzungen zu erholen. Am Wochenende kommt er regelmäßig nach Hause in den Kreis seiner Familie, um Kraft zu tanken. Zwar ist an eine Aufnahme der Amtsgeschäfte noch nicht wieder zu denken, aber: "Er befindet sich weiter auf einem guten Weg der Besserung", sagt Hutzler, "Dafür, was passiert ist, geht es ihm zu diesem Zeitpunkt fast schon erstaunlich gut."

Ganz bestimmt haben auch die vielen lieben Nachrichten der Schülerinnen und Schüler, der Lehrerinnen und Lehrer aus seiner Stadt dazu beigetragen.

Persönlich bedanken konnte sich der Bürgermeister noch nicht – aber in einem offenen Brief im Amtsblatt schrieb Galster bereits von den "lieben Grüßen der Schülerinnen und Schüler aus der Grundschule und der Mittelschule", die ihm "viel Freude bereitet haben". Persönlich, schreibt Galster, kann er sich aufgrund seines Gesundheitszustandes noch nicht bedanken. "Ich hoffe sehr, dass die Genesung voranschreitet und wir uns dann auch wieder persönlich sprechen können."