Umzug in die Pommernstraße

Hilfe für Verzweifelte bei Brücke Traumafachberatung

23.9.2019, 14:00 Uhr
Hilfe für Verzweifelte bei Brücke Traumafachberatung

© Eva Kettler

Stress, Depression, Ängste — daran leiden viele Menschen. Nicht immer ist sofort ersichtlich, dass ein Trauma dahinter steckt. Doch das Thema Trauma dringe mehr ins öffentliche Bewusstsein, sagt Gabriele Klix-van Drunen, Leiterin der "Brücke Traumafachberatung". Auch ins Bewusstsein von "Behandlern", von Hausärzten beispielsweise. Menschen mit einem Trauma werden inzwischen viel eher diagnostiziert als früher. Es hat sich auch die Einsicht durchgesetzt, dass zum Beispiel Depressionen oder der Borderline-Persönlichkeitsstörung oftmals ein traumatisches Erleben zugrunde liegt. Und das heißt laut Klix-van Drunen: "Wir sind sehr angefragt."

Deshalb hat die "Brücke Traumafachberatung", ein Sozialpsychiatrischer Dienst des Bezirks Mittelfranken, inzwischen mehr Personal als früher — zwei Vollzeitstellen statt zwei halber Stellen, außerdem 14 Ehrenamtliche. Weil der Platz nicht mehr ausreichte, ist die Einrichtung Anfang April umgezogen und jetzt nicht mehr bei der Offenen Tür Erlangen — dem Seelsorge- und Beratungszentrum der Erzdiözese Bamberg — am Katholischen Kirchenplatz zu finden, sondern in einem Haus in der Pommernstraße. Nun wurden die neuen Räume offiziell eingeweiht.

Ein Trauma könne jeden treffen, sagte CSU-Stadt- und Bezirksrätin Alexandra Wunderlich, die Grüße von Bezirkstagspräsident Armin Kroder überbrachte. Je schneller geholfen werden könne, desto besser sei es. Zu über 90 Prozent (2018 mit 184 000 Euro) finanziert der Bezirk Mittelfranken den Etat der Einrichtung, finanzielle Unterstützung gibt es außerdem vom Offene Tür Erlangen-Förderkreis.

Die Brücke-Traumafachberatung bietet Hilfe mittels eines Trauma-Telefons ebenso wie durch eine Trauma-Mailberatung und wird hierbei durch ehrenamtliche Mitarbeiter unterstützt. Außerdem sind in der Einrichtung Traumafachberater beziehungsweise Traumatherapeuten sowie eine Genesungsbegleiterin für Menschen in Krisen da. Neben individueller Beratung gibt es auch geleitete Traumagruppen.

Jahrelang Irrfahrt durch Institutionen

Oftmals kämen sehr verzweifelte, verstörte Menschen in die Einrichtung, um Rat zu suchen, sagt Gabriele Klix-van Drunen. Trotz jahrelanger Irrfahrt durch medizinische, psychiatrische oder therapeutische Institutionen würden Menschen an einem Psychotrauma leiden, ohne bisher gewusst zu haben, was mit ihnen wirklich geschehen sei. "Nun dürfen sie bei uns Erklärungen, Worte, konkrete Hilfsangebote und Kontakt mit ähnlich Betroffenen finden."

Auch gehe es entgegen landläufiger Meinung nicht immer nur um einmalige schwerwiegende Erlebnisse oder Ereignisse, sondern auch um scheinbar geringfügige Kränkungen und Verletzungen, oft schon im frühen Kindesalter. Mögliche Konsequenzen: Defizite im Stress-Verarbeitungssystem, mangelndes Selbstwertgefühl, körperliche Symptome sowie zusätzlich psychische Erkrankungen wie Angst-, Panik oder Zwangsstörungen, aber auch Depressionen.

Sowohl Menschen mit Akuttrauma als auch mit posttraumatischen Belastungsstörungen können sich an die Einrichtung wenden. "Wir sind gut vernetzt", sagt Klix-van Drunen. "Und wir überbrücken auch die Lücke, die unter anderem beim Warten auf einen Therapieplatz auftritt."

Die Arbeit in der Einrichtung sei getragen vom Glauben an die frohe Botschaft Jesu, erklärte Klix-van Drunen bei der Einweihung, die verbunden war mit einer Segnungsfeier.

Keine Kommentare