Stimmen aus russischer Partnerstadt
Höchstadt-Krasnogorsk: "Dieser Krieg ist nicht unser Krieg"
4.3.2022, 15:00 UhrAdolf Wedel, der als geschäftsführender Gesellschafter der Martin Bauer Group 1996 einer der Pioniere der Partnerschaft war, blickt mit "Enttäuschung, Trauer, Wut und Ohnmacht" auf das, was in fast 30 Jahren aufgebaut wurde. 600 Mitarbeiter der Unternehmensgruppe in Russland und 300 Mitarbeiter in der Ukraine seien unmittelbar von den Folgen des Einmarsches betroffen. "Es ist Putins großer Krieg gegen das demokratische System", so seine Bewertung.
Trotz Furcht vor Repression kamen diese Reaktionen aus Russland: Statements der Solidarität mit der Ukraine und des Wortlauts: "Dieser Krieg ist nicht unser Krieg."
Meinungsäußerungen sind gefährlich, Eskalationsstufen zu befürchten. Die Angst vor Spitzeln sei allgegenwärtig. Dramatisch seien auch die persönlichen Schicksale von Mitarbeitern und ihren Familien in der Ukraine.
Für die Betriebe von Martin Bauer in Russland und der Ukraine sei davon auszugehen, dass sie perspektivisch beschlagnahmt werden. Bereits 2014 verlor das Unternehmen mit der Krim-Annektierung 2000 Hektar.
Was die Partnerschaft betrifft, seien Höchstadts Bürgermeister Gerald Brehm, Klaus Strienz und Sibylle Menzel, Motoren der Verbindung, der Ansicht, an der Städtefreundschaft müsse festgehalten werden: "Wie sie zu pflegen sein wird, das ist offen. Die persönlichen Kontakte werden bleiben."
Sibylle Menzel, die Vorsitzende des Freundeskreises Höchstadt-Krasnogorsk, nimmt folgendermaßen Stellung: "Unsere Partnerschaft muss weitergehen! Unsere Partner sind die Menschen in Krasnogorsk, die immer mehr unter ihrem Staat leiden. "Der Russe" ist nicht wirklich gut informiert, da die Staatsmedien sehr einseitig informieren. Und unabhängige Medien werden zunehmend behindert.
Solange die persönliche Begegnung nicht möglich ist, werden wir virtuelle Formate nutzen. Das klappt schon jetzt beim Schüleraustausch,
Das Gymnasium und die Ritter-von-Spix-Schule in Höchstadt nutzen diese Möglichkeit. Schon lange führt der Schachclub Online-Turniere durch zusammen mit dem Krasnogorsker Schachclub Garde. Wir werden das weiterentwickeln und ausweiten. Wir stehen selbstverständlich in ständigem Kontakt mit unseren russischen Freunden über die sozialen Medien, die jetzt diesen Namen wirklich verdienen."
Klaus Strienz, ehemaliger Lehrer am Gymnasium in Höchstadt sieht es so: „ Aus meiner persönlichen Sicht sollten sich die Kontakte sogar verstärken. Und das Besucherprogramm sollte neben touristischen Inhalten auch unsere Werte Freiheit, Gewaltenteilung beinhalten. Es bestehen selbstverständlich viele Kontakte, beinahe täglich, nach Krasnogorsk im Bezirk Moskau und zu zivilen Personen, sei es per Whatsapp, Skype, oder Mail. Irgendwann wird diese Informationsquelle vermutlich vom KGB, FSB gestört werden.“
Er erlebe große Trauer wegen des Krieges. Das russische Staatsfernsehen werde kaum als Informationsquelle genutzt, da es als Propagandakanal bekannt sei.
Im Moment entwickelten sich die Aktivitäten des zivilen Ungehorsams. Hauptsächlich von Jugendlichen, die Internet benutzen, werden Wände an öffentlichen Plätzen und in Fahrstühlen mit Kein-Krieg -Parolen bemalt. Die Verwendung des Begriffes „Krieg“ im Zusammenhang mit der Ukraine sei bekanntermaßen verboten. Man müsse sagen, schreiben, dass es eine „militärische Sonderaktion gegen ukrainische drogenabhängige Faschisten und Nazis“ (!) sei.
Strienz: "Der Kreml hat das offizielle Russland voll im Griff.. Das erste Plakat mit 1.000.000 Dollar Prämie und eine Gesuchtbild von Putin hat indes ein im Westen lebender Oligarch veröffentlicht! "
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