Hohe Auszeichnung für "Wladimir-Blog" aus Erlangen

18.9.2018, 06:00 Uhr
Hohe Auszeichnung für

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Der 60-jährige, seit November 1987 mit der Koordination von Städtepartnerschaften beauftragte Rathaus-Mitarbeiter verfasst täglich News aus der russischen Partnerstadt – rein ehrenamtlich, also nicht aus seinem offiziellen beruflichen Auftrag heraus.

Seine Bewerbung zum Abschluss des "Deutsch-Russischen Jahres der kommunalen und regionalen Partnerschaften 2017/18" wurde aus etwa 250 beim Deutsch-Russischen Forum eingesandten Projekten ausgewählt. Die insgesamt 30 Gewinner wurden durch eine neunköpfige Jury aus vier russischen und fünf deutschen Juroren bestimmt.

Die beiden Schirmherren, die Außenminister Sergej Lawrow und Heiko Maas, bezeichneten die Projekte als "notwendigen Grundstein der Beziehungen Deutschlands zu Russland mit einem Engagement – wertvoller denn je". Bürgermeisterin Elisabeth Preuß nahm als offizielle Vertreterin Erlangens an der Urkundenübergabe teil.

Olga Ohly, Büroleiterin des Deutsch-Russischen Forums: "Der kommunale Austausch macht vielen Beteiligten Mut, trotz der schwierigen politischen Situation den Kontakt aufrechtzuerhalten und nach vorne zu schauen. Zwar scheint sich die politische Lage aktuell etwas zu entspannen, dennoch kommen Missstimmungen zwischen russischen und deutschen Partnern immer wieder mal vor. Das Kommunaljahr und die Würdigungen durch die Außenministerien sind deshalb auch eine Aufforderung in dem Sinne: Tauscht euch weiter aus und unterstützt einander. Diesen Zuspruch von politischer Seite finde ich extrem wichtig."

Bewerben konnte man sich als Paar. Jeweils eine deutsche und eine russische Initiative sollten gemeinsam geehrt werden. Auf Wladimirer Seite traf es die Plattform "Prisma", bei der zweimal im Jahr jeweils eine Hand voll Mitglieder zur anderen Partnerstadt reisen, um dort Probleme zu besprechen.

Der Wladimir-Blog (https://erlangenwaldimir.wordpress.com), in den EN schon im November 2009 als "wahrer Diamant im Internet" erkannt, ist nicht die einzige Auszeichnung Stegers. So war er 2010 zum Ehrenbürger der 350.000 Einwohner zählenden Stadt Wladimir ernannt worden. 2002 erhielt er den 1. Preis für bürgerschaftliches Engagement in Russland durch den Bundespräsidenten und 2007 die Ehrenurkunde der Robert-Bosch-Stiftung für die beste deutsch-russische Städtepartnerschaft.

Verdient gemacht hat sich Steger auch durch die Herausgabe des 340 Seiten starken Buchs "Komm wieder, aber ohne Waffen!", das von ehemaligen Wehrmachtssoldaten berichtet, die in einen Vernichtungskrieg geschickt worden waren und in Russland – bei allen Härten – auf viel Hilfe und Verständnis trafen. Dieses – so Oberbürgermeister Florian Janik – "eindrucksvolle Zeugnis gegen Gewalt und Verfolgung, ein vielstimmiges Zeichen für Vergebung", entstand in sechs Jahren ehrenamtlicher Mission.

Steger hat dabei 40 Zeitzeugen in ganz Deutschland besucht, und ihre Erinnerungen an ihre Zeit in den Lagern in und um Wladimir aufgezeichnet.

Herausgekommen ist ein beeindruckendes Panorama der Menschlichkeit in Zeiten von Krieg und Zerstörung, das das russische Volk ganz anders zeichnet, als wie es in Zeiten wachsender Entfremdung zwischen Russland und dem Westen in vielen Medien heute aufscheinen mag.

Die menschlichen Schicksale deutscher Kriegsgefangener werden von Peter Steger mit einer Intensität dargestellt, die unter die Haut geht.

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