Homeschooling: Erlanger Hedenus-Mittelschule zieht Bilanz

7.4.2020, 11:27 Uhr
Homeschooling: Erlanger Hedenus-Mittelschule zieht Bilanz

© Harald Sippel

Der letzte Tag vor den Ferien. Das Klassenzimmer ist leer – bis auf eine Person. Student Jonas sitzt am Lehrerpult, vor sich einen Laptop. "Bitte melden, wer das Arbeitsblatt nicht ausgedruckt hat", sagt er. Dann hält er eine Schablone in die Höhe, genau vor die Kamera des Laptops, und sagt: "Kann jemand beschreiben, wie der Kegel ausschaut?". Die Antwort einer Schülerin kommt prompt – aus dem Lautsprecher des gleichen Geräts.

"Lernen nach 9": So haben sie an der Hedenus-Mittelschule jetzt ein altbewährtes Projekt umbenannt, das eigentlich – in Nicht-Corona-Zeiten – "Lernen nach 1" heißt.

Schon der Download von Schulmaterial war nicht allen möglich

Genutzt wurde es vor Corona von über 120 Schülerinnen und Schülern, also fast allen, die nicht im gebundenen Ganztag sind. Nach dem Mittagessen im hauseigenen Schülercafé gehen sie in ihre Lernräume, wo Studentinnen und Studenten – über die VHS bei der Schule angestellt – sie bei den Hausaufgaben betreuen, mit ihnen für anstehende Proben lernen, aber auch individuelle Hilfestellungen zum Lernangebot geben.

Durch die Schulschließung kam es nun zu einer verstärkten Zusammenarbeit zwischen Studenten und Lehrern. Denn zunächst einmal offenbarte sich recht schnell, dass es nicht allen Schülern möglich war, die erforderlichen Wochenpläne und weiteres Arbeitsmaterial wie Lernvideos und Selbstlernkurse von der Schulhomepage herunterzuladen, auszudrucken und zu bearbeiten – denn nicht alle Familien besitzen einen PC oder Laptop, von einem funktionierenden Drucker ganz zu schweigen.

Eltern mussten eine App installieren

Die Eltern baten um Hilfe, und die Schulleitung wusste, dass man sich etwas einfallen lassen musste. "Wer ist fitter in den digitalen Medien als die Studenten, die in der Lernförderung angestellt sind?", sagte sich Rektorin Jutta Dirr.

Student Jonas recherchierte über alle Möglichkeiten des digitalen Unterrichts und filterte eine Variante heraus, für die als Endgerät ein Handy reicht – und das hat jeder Schüler. Die Eltern mussten ihren Kindern lediglich eine kostenlose App aufs Handy herunterladen. Per Code konnten diese sich dann einwählen – bei der Lehrkraft zum Unterricht oder zum "Lernen nach 9".

Für Letzteres wurden den Klassen nach kurzen Einführungen Studenten zugewiesen, die sie gut kennen. Täglich zwischen 9.30 und 13 Uhr konnten die Schülerinnen und Schüler sich einwählen und Fragen stellen, wenn sie etwas nicht verstanden hatten und allein nicht weiterkamen.

Studenten schulten Klassenleiter

Und auch der Unterricht bei den Lehrkräften ging weiter. Auch daran hatten die Studenten ihren Anteil. Denn sie schulten die Klassenleitungen in Einzelsitzungen an der Schule, luden die Lehrkräfte zum Zuschauen in den großen Medienraum, erstellten eigene Tutorials, übernahmen auch alle technischen Vorbereitungen zum digitalen Unterricht.

Von den Eltern gab es sehr positive Rückmeldungen. "Sonst bekommt man vor allem dann ein Feedback, wenn mal was nicht so gut läuft", sagt Schulleiterin Dirr. "Aber jetzt gab es Mails und Anrufe, wo Eltern sich bedankt haben."

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